Wetter/Düsseldorf. Würdevolle Gedenkfeier im Düsseldorfer NRW-Parlament: Drei Redner erinnerten an den gestorbenen Ex-Landtagspräsidenten Ulrich Schmidt aus Wetter.
Musik spielt bei Gedenkfeiern für Verstorbene eine wichtige Rolle. Zu Ehren des ehemaligen Landtagspräsidenten Ulrich Schmidt aus Wetter erklang im nordrhein-westfälischen Parlament in Düsseldorf am Freitagvormittag auch das Steigerlied. Nach Werken von Tschaikowski, Schumann und Grieg passte schließlich auch die Hymne für die Bergleute (auf Klavier und Geige) zu den Abschiedsvorträgen der Redner. Mit den Worten „Glück auf, lieber Uli“ hatte beispielsweise Thomas Kutschaty als Vorsitzender der NRW-SPD seine Würdigung beendet.
Würdevoll nahmen Weggefährten und die Fraktionen im Landtag von Nordrhein-Westfalen Abschied von Schmidt, der von 1975 bis 2005 Mitglied des Parlaments in Düsseldorf und von 1995 bis 2005 dessen Präsident war. Der SPD-Politiker und frühere Bürgermeister von Wetter (1975 bis 1995) starb am 29. Juli 2021 im Alter von 79 Jahren nach langer schwerer Krankheit.
Um Konsens und Ausgleich bemüht
Im Plenarsaal stand am Freitagmorgen neben dem Rednerpult ein großes Foto, das Schmidt lachend zeigte. Das rief ebenso Emotionen hervor wie die direkte Ansprache an die Witwe. Der aktuelle Landtags-Präsident André Kuper begrüßte Marlies Schmidt und weitere Freunde des Verstorbenen auf der Tribüne. Der CDU-Politiker lobte in seiner Laudatio vor allem die Verlässlichkeit des „praktizierenden sozialen Demokraten“. Schmidts Engagement wirke bis heute an vielen Stellen nach, etwa bei der Parlamentskultur: Er habe sich mit Sympathie und Vertrauen um Konsens und Ausgleich bemüht.
André Kuper erinnerte daran, dass Uli Schmidt als „Mann der Basis“ Politik von der Pike auf gelernt habe und ihm sein Volmarsteiner SPD-Ortsverein stets besonders wichtig gewesen sei. Menschlichkeit habe den Wetteraner ausgezeichnet, im Landtag habe er sich für Transparenz, einen kooperativen Föderalismus und kommunale Selbstständigkeit eingesetzt.
Nach einer Schweigeminute skizzierte Kutschaty das „erfüllte und außergewöhnliche Leben“ des Verstorbenen, das während des Zweiten Weltkriegs in einem Luftschutzkeller begann. „Er musste sich alles erarbeiten. Durch den frühen Tod des Vaters bekam er schon als Kind nichts geschenkt, er musste früh Verantwortung für seinen behinderten Bruder und seine Mutter übernehmen. Wäre es nach ihr gegangen, wäre Uli nie Politiker geworden, das war ihr zu unberechenbar.“
Die Zeit bei Hoesch, als Schmidt in den 1960-er Jahren am Schalter der Betriebskrankenkasse stand und von den Sorgen der „kleinen Leute“ erfuhr, habe ihn laut Kutschaty geprägt. Dort verstärkte sich bei dem Halbwaisen das sozialdemokratische Lebensgefühl und der Wille, über die Politik etwas verändern zu wollen. Vor allem der Kontakt zu den Menschen steche hervor, so der SPD-Fraktionsvorsitzende. Diese Fähigkeit zeigte sich etwa am 19. Februar 1987: An jenem „schwarzen Donnerstag“ drohten wegen der Schließung der Henrichshütte in Hattingen Massenentlassungen in Schmidts Wahlkreis. Der Wetteraner stand damals Tag und Nacht am Werkstor, konnte nicht alle Hoffnungen erfüllen, solidarisierte sich aber mit den Betroffenen.
Auch als NRW-Landtagspräsident habe sich Schmidt immer für seinen SPD-Ortsverein eingesetzt. Mit Blick auf den royalen Besuch von Elisabeth II. aus England im nordrhein-westfälischen Parlament 2004 fasste Kutschaty Schmidts Credo zugespitzt zusammen: „Morgens Königin, abends Volmarstein.“
Erfolgreicher Bürgermeister in Wetter
Als dritter Redner trat Dr. Rolf Mützenich ans Pult. Der aktuelle SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag war 2001 und 2002 Schmidts Büroleiter im NRW-Landtag. Seinen damaligen Chef charakterisierte er als Kümmerer, Zuhörer, Menschenfreund, Wohltäter und Sozialdemokraten, dessen Vater 1942 in Stalingrad fiel. „Dieser frühe Verlust prägte sein Leben. Uli hasste Krieg und Gewalt, er war von Kindesbeinen an pflichtbewusst“, so Mützenich. Einschneidend war demnach auch, dass Schmidt nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann zunächst keine Anstellung fand.
Soziales Engagement
Mützenich erinnerte auch an Schmidts Engagement bei der Lebenshilfe, der Stiftung Wohlfahrtspflege und beim Sozialverband VdK. „Für den hat seine Mutter Mitgliedsbeiträge vor Ort gesammelt. Es passt, dass Uli NRW-Vorsitzender wurde.“
Als Vertrauter der Familie ging der Bundespolitiker auch auf die kommunalpolitische Prägung und die Volmarsteiner Verbundenheit des Verstorbenen ein. „Er war stolz, als er 1969 dort als SPD-Ortsvorsitzender gewählt wurde und dass er das fast 45 Jahre lang blieb. Es schien, als sei ihm dieses Parteiamt am wichtigsten gewesen, wobei er auch ein erfolgreicher Bürgermeister in Wetter war. Auch für seinen Wahlkreis, den er sechs Mal als Direktkandidat für den Landtag gewann, hat er viel erreicht.“