Volmarstein/Ennepe-Ruhr. Die Kämpenschule vom Ennepe-Ruhr-Kreis bezieht ein modernisiertes Gebäude. Damit steht die ehemalige Grundschule am Schmandbruch in Wetter leer.
Raus aus den Containern, rein in die Klassenzimmer: 142 Schüler haben vor den Sommerferien das frisch sanierte Gebäude der Kämpenschule bezogen. Die Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung wurde im Auftrag des Ennepe-Ruhr-Kreises für 6,7 Millionen Euro umfassend modernisiert und energetisch auf den neuesten Stand gebracht.
Während der knapp zwei Jahre dauernden Bauarbeiten fand der Unterricht an zwei Standorten statt. Drei Klassen sind auf dem Wittener Schulgelände geblieben, 110 Schüler in die ehemalige Grundschule Schmandbruch in Wetter ausgewichen. Gelernt wurde hier teilweise auch in Containeranlagen, in denen den Förderschülern auch verschiedene Funktionsräume zur Pflege und Entspannung zur Verfügung standen. „Die anstrengende Übergangsphase und unsere aktive planerische Mitarbeit haben sich gelohnt“, fasst Schulleiterin Anke Luther zusammen. Alle Beteiligten freuen sich jetzt über ein Gebäude, das genauestens auf die Bedürfnisse der Förderschule zugeschnitten ist.
Display statt Tafel
Oft seien es gerade die kleinen Veränderungen, die für die Schüler einen großen Unterschied machen. „Wir unterrichten auch Kinder mit Wahrnehmungsstörungen, ihnen hilft das viele Tageslicht und die verbesserte Raumakustik bei der Orientierung“, erklärt Konrektor Tim Baßmann.
Ausgangspunkt war für das technische Gebäudemanagement des Kreises eine Verbesserung des Brandschutzes und eine Erneuerung der Wasserleitungen, hinzu kam die energetische Sanierung eines Gebäudes sowie eine Erneuerung der Heizung. Auf Wunsch der Kämpenschule, die in den vergangenen vier Jahren um 40 Schüler angewachsen ist, wurden zudem Räume neu zugeschnitten und die Barrierefreiheit verbessert, etwa durch größere Aufzüge mit Sprachausgabe und Türen mit elektrischem Antrieb. Weitere Veränderungen: Neu ausgestattete Bäder zur Pflege der schwerstmehrfachbehinderten Schüler, ein Speisesaal mit mobiler Trennwand und sogenannte Differenzierungsräume zur Gruppen- und Einzelförderung neben jedem Klassenzimmer.
Die bei der Sanierung geschaffene Netzwerkabdeckung mit Kabel und WLAN macht es möglich, dass in den Klassenräumen nun immer häufiger auf einem interaktiven Display statt auf der Kreidetafel geschrieben wird. Die Lehrer können den Unterricht auf dem Tablet vorbereiten und das Gerät mit der digitalen Tafel verbinden. Im Lehrerzimmer stehen zudem PC-Arbeitsplätze zur Verfügung. Ganz analog geht es hingegen in der neuen Lehrküche zu. „Wir wollen den Jugendlichen hier alles beibringen, was sie für ein eigenständiges Leben brauchen. Dazu gehört, Lebensmittel einzukaufen und selbst zuzubereiten“, erklärt Luther. Außerdem können die Schüler herausfinden, ob ihnen eine Tätigkeit im Bereich Hauswirtschaft liegen würde.
Weitere Lehr- und Werkstatträume sollen bis 2023 hinzukommen, der entsprechende Neubau wird derzeit geplant. Eine Werkstatt für das Arbeiten mit Holz ist bereits vorhanden. Für die weiteren Bauarbeiten wird keine Aufteilung auf zwei Standorte mehr nötig sein.
Dass nun wieder alle in Witten lernen können, sei eine große Erleichterung, „sowohl für die Personalplanung, als auch für das Gemeinschaftsgefühl“, so Luther. Fast zwei Jahre lang mit weniger Raum und weniger Material die sonderpädagogische Förderung aufrechtzuerhalten, sei sehr herausfordernd gewesen. Aber: „Kollegium, Lehrer, Eltern, Schüler und die Architekten der Kreisverwaltung – alle haben an einem Strang gezogen.“ Laut Baßmann haben sich die Schüler ungeahnt flexibel gezeigt: „Wir haben zum Beispiel autistische Kinder, für die gesicherte Abläufe und Rituale ganz wichtig sind. Aber sie haben sich viel leichter umgewöhnt als wir dachten.“ Nach der Umbauphase wieder in das Gebäude der Kämpenschule zurückzukommen, das sei für die meisten von ihnen gewesen, wie nach einer langen Reise nach Hause zu kommen.