Herdecke/Ennepe-Ruhr. Drei Parteien fordern verstärkte Bemühungen hinsichtlich Katastrophenschutz und Warnungen. Der Dank geht auch in Herdecke an Einsatzkräfte.

Das Hochwasser hat auch in der Heimatstube, die sich in der Uferstraße im Bachviertel befindet, große Schäden angerichtet. Laut Christian Münch, Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins, sei etwa die Hälfte der Ausstellungsstücke nicht mehr zu gebrauchen. „Womöglich bleiben am Ende noch 30 Prozent übrig, etwa Papiere in den oberen Regalen. Wir haben noch gerettet, was zu retten war“, berichtet er von den Aufräumarbeiten am Donnerstag und dankt den Helfern. Das Mobiliar war komplett hinüber. Ob, wann und wie die Heimatstube eines Tages wieder öffnen kann, sei momentan noch ungewiss

Nach dem Hochwasser haben sich einige Bundespolitiker zu möglichen Konsequenzen und Herausforderungen mit Blick auf den Klimawandel geäußert. Auch Vertreter heimischer Parteien reagierten auf die Flut.

SPD

Herdeckes Sozialdemokraten, die örtliche SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Nadja Büteführ und der SPD-Bundestagskandidat Axel Echeverria möchten zunächst Feuerwehr, Polizei, den Technischen Betrieben und den beteiligten Hilfsorganisationen für ihren unermüdlichen Einsatz bei der Bewältigung der Unwetterschäden herzlich danken. Martinshörner aus allen Richtungen und Sirenen kündigten schon vor den ersten Bildern und Berichten im Netz an, dass auch in Herdecke der Starkregen zu vielen Schäden führen würde. „Auch wenn Herdecke nicht so schlimm wie unsere Nachbarstadt Hagen und andere Städte im Land betroffen war, so zeigen die Bilder und Videos, dass insbesondere die Innenstadt in Mitleidenschaft gezogen war“, heißt es. So mussten die Einsatzkräfte Enormes leisten, um die Einwohner vor den Folgen des Unwetters zu schützen. „Dafür gebührt ihnen unsere Anerkennung und unser Dank. Wir hoffen, dass die Schäden an Gebäuden und Infrastruktur behebbar sind, wenngleich die Aufnahmen des überfluteten Bachplatzes mit der städtischen Jugendeinrichtung Fachwerk Schlimmes befürchten lassen“, schreibt die SPD.

Chaos aufräumen- Dauerregen überflutet viele Herdecker Orte

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Nach Hitze und Dürre der vergangenen Jahre mache nun dieses Starkregenereignis deutlich, dass auch „Leben und Existenzen bei uns durch den Klimawandel bedroht sind. Dem Klimawandel muss endlich mit entschiedenen und konkreten Maßnahmen entgegengetreten werden“, heißt es. Jedoch sei es wichtig, durch sozialen Ausgleich zu verhindern, dass nur die Einkommensschwachen die Lasten dieser Maßnahmen tragen müssen.

CDU

Nach Ansicht der Christdemokraten überschlagen sich aktuell Analysen zum Hochwasser. Der ehemalige deutsche Feuerwehrpräsident und CDU-Bundestagskandidat Hartmut Ziebs sei dabei als Fachmann für den Bevölkerungsschutz auch überregional gefragt. Ein öffentlicher Kommentar von ihm hatte für Aufsehen gesorgt. Demnach haben bereits Gefahrenanalysen und Übungen den Nachholbedarf vor Jahren offengelegt. Die daraus resultierten Ergebnisse seien aber weitgehend unberücksichtigt geblieben. Ziebs: „Persönliche Animositäten und Bequemlichkeit dürfen nicht dazu führen, dass Prävention und Warnsysteme verzögert ans Laufen gebracht werden.“

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Die Politik müsse beim Schutz der Bevölkerung deutlich nachbessern. In erster Linie müsse ein strategisches Warnsystem auf die Beine gestellt werden: „Die gute alte Sirene funktioniert auch dann noch, wenn TV, Radio oder Smartphones versagen, weil der Strom fehlt. Diese wurden allerdings nach dem Kalten Krieg Schritt für Schritt abgebaut, da man davon ausging, Krisen gäbe es keine mehr.“ Eine Warnung sei aber nur dann sinnvoll, wenn die Bürger Verhaltensanweisungen an die Hand bekäme. „Wenn das Wasser kommt, gehen viele noch einmal in den Keller, um persönliche Gegenstände zu retten. Dabei kann der Keller zur tödlichen Falle werden.“

Die Beseitigung der Hochwasserschäden und die Versorgung der betroffenen Menschen binde sehr viel Energie und Aufmerksamkeit. Die weiter bestehende Pandemie dürfe dabei nicht aus den Augen verloren werden: „Notunterkünfte müssen Unterstützung erfahren, um Hygienekonzepte umsetzen zu können. Sonst können solche Einrichtungen schnell infektiös betroffen sein.“ Im September will Ziebs für die CDU in den Bundestag einziehen und sich besonders für das Thema Bevölkerungsschutz einsetzen.

Die Grünen

Der Starkregen gab nach Ansicht der Herdecker Grünen einen Vorgeschmack auf die zu erwartenden Extremwetterereignisse, die der Klimawandel mit sich bringt. „Wir fühlen mit den Betroffenen der erheblichen Überschwemmungen“, so Fraktionssprecher Andreas Disselnkötter. „Priorität müssen jetzt Maßnahmen haben, die unsere Stadt und die gesamte Region auf diese Ereignisse vorbereiten und sie widerstandsfähig macht.“

Dazu gehöre auch eine weitere Stärkung des Katastrophenschutzes. „Wir danken den Einsatzkräften von Feuerwehr, Katastrophenschutz, THW, Rettungsdiensten und der Polizei sowie den vielen kommunalen Mitarbeitern, unter anderem im Krisenstab.“ Eine Hauptaufgabe der Politik müsse es jetzt sein, in Zusammenarbeit mit der Verwaltung auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und vorhandenen Lösungsansätzen den kommunalen Klimaschutz voranzutreiben. Es sei dringend nötig, konkrete Ziele verbindlich zu verabreden. Zudem müssten unverzüglich konkrete Maßnahmen verabredet und kurzfristig umgesetzt werden, um Herdeckes Bevölkerung besser zu schützen.

Die Zunahme von Extremwetterereignissen bringe auch hier viele Gefahren für die öffentliche Sicherheit mit sich. Schäden durch Stürme, Starkregenfälle oder Überschwemmungen werden zukünftig regelmäßig entstehen und können beträchtliche Ausmaße annehmen. Besonders Starkregenereignisse stellen den Katastrophenschutz vor große Herausforderungen, da sie nur schwer voraussehbar seien und sehr plötzlich auftreten. Auch die immer häufiger auftretenden Hitzeperioden in Verbindung mit extremer Trockenheit seien eine Bedrohung, insbesondere für die heimische Wirtschaft und die Wälder.

Daraus folgt für Axel Störzner (Mitglied im Umweltausschuss), „dass wir mit den Organisationen des Katastrophenschutzes über Anpassungen der Krisenreaktionsfähigkeit reden werden, um möglichst genau vorauszuschauen und reagieren zu können.“ Das Schadensausmaß übersteige aber schon aus logistischen Gründen die Hilfsmöglichkeiten. „Der Schwerpunkt muss unbedingt auf eine vorbeugende Stadt- und Landschaftsplanung gelegt werden!“ Neben einem kommunalen Regenwassermanagement brauche es Strategien zum Hochwasser- und Überflutungsschutz sowie zur Prävention vor Waldbränden und Hitze (Gebäudebegrünung, Stadtbäume, Frischluftschneisen, etc.). Störzner: „Klimaschutz bedeutet, dass wir die Chancen und Möglichkeiten nutzen, um uns in Herdecke und darüber hinaus zukunftsfest zu machen.“