Herdecke. Das geschriebene Wort: Inka Beermann von der Buchhandlung Herdecke schildert zum 75. Geburtstag der Westfalenpost ihren Bezug zur Lokalzeitung.
Obwohl wir in uns einer viel zitierten schnelllebigen Zeit befinden, gibt es Dinge, die existieren, seit ich denken kann. Mineralwasser in komisch gepunkteten Flaschen zum Beispiel. Die Eisdiele um die Ecke von da, wo ich groß geworden bin. Peter Maffay. Und eben auch die Westfalenpost, zu deren Abonnenten meine Eltern, jetzt meine Mutter seit Anbeginn der Zeiten gehören, ein ganzer Adresswechsel inbegriffen.
Waren es anfangs noch die erste und die letzte Seite des Mantelteils, die ich sah, wenn ich samstags morgens beim Frühstück zu meinem Vater hinschaute, gehörte die Lektüre der wichtigsten Nachrichten schnell auch zu meinem morgendlichen Ritual.
Berufswunsch Journalistin
Nach Mitarbeit an der Schülerzeitung und ohne konkreten Berufswunsch war klar: Ich werde Journalistin! Und so landete ich nach dem Abitur für ein Praktikum bei der Lokalredaktion der Westfälischen Rundschau in Hagen.
Zur Person
Ausbildung und Betriebsleitung in einem Geschäft: Im Alter von 28 Jahren hat Inka Beermann 2002 die Buchhandlung Herdecke inklusive Mitarbeiterstamm von ihrer Vorgängerin übernommen. An der Hauptstraße begann die Hagenerin 1996 ihre Lehre als Buchhändlerin.
Die heute 48-Jährige studierte zunächst Literaturwissenschaften und Germanistik – mit mäßigem Erfolg. Eine Bekannte ermunterte Beermann, es aufgrund ihrer Leidenschaften doch mal als Buchhändlerin zu versuchen. Das entpuppte sich als goldrichtiger Hinweis.
Das war eine tolle Zeit! Mit alteingesessenen Redakteuren, die so nett waren, mich als Kollegin zu behandeln. Und mich nach ein paar Tagen, die ich mit Kurzmeldungen und den vier wichtigen „W’s“ – wer, wo, was, wann – auf meine erste Mission schickten. Sogar mit Fotograf: Entenküken, die in einem Hinterhof in der Innenstadt großgezogen wurden und dringend eine Wärmelampe brauchten! Der Höhepunkt: die Hauptberichterstattung über den Hasper Kirmeszug 1995!
Auch mal Zeitungen ausgetragen
Eine Zeit lang, bis zum Beginn meiner Buchhandelsausbildung (die Berufsjournalistin in mir hatte sich mangels Ehrgeiz verabschiedet), habe ich noch als „Freie Mitarbeiterin“ mitgemischt, hauptsächlich am Wochenende und für kulturelle Veranstaltungen, in deren Genuss ich auf diese Weise kostenlos kam; und eine wirklich ganz ganz kurze Zeit habe ich parallel dazu Zeitungen ausgetragen. Seitdem ziehe ich wirklich meinen Hut vor den vielen Boten, die bei Wind und Wetter zu nachtschlafender Zeit unterwegs sind und genau wissen, welche Zeitung in welchen Briefkasten gehört.
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Immer noch gehört der Griff zur Westfalenpost zu meiner täglichen Routine, wenn auch jetzt, nach einem kurzen Blick, um sie in der Buchhandlung zum Verkauf auszulegen. Einige Jahre war die Buchhandlung „WP-Leserservice“, wir haben uns um Fragen rund um das Zeitungsabo gekümmert und die allseits beliebten und, wenn ich mich an die Gestaltungswünsche einiger Kunden zurückerinnere, bestimmt auch gefürchteten „Fröhliche Guten-Tag-Anzeigen“ gestaltet.
Lokalteil als tägliche Routine
Auch wenn dem auf Papier gedruckten Wort, egal ob bei Büchern oder Zeitungen, immer mal wieder gern das Ende prophezeit wird – ich glaube nicht daran. Und auch wenn Nachrichten, sekündlich aktualisiert, mit dem Smartphone oder am Computer abgerufen werden können, nichts wird den Lokalteil einer Tageszeitung ersetzen, mit dem sich die Menschen informieren, der sie nah an den Geschehnissen ihrer Stadt teilhaben lässt, der sie unterhält, mitunter langweilt oder sogar aufregt und immer für Gesprächsstoff sorgt.
Alles Gute zum 75. Geburtstag, Westfalenpost!