Wetter. Pfingsten vor 50 Jahren wuchs die junge Stadt Wetter beim „Spiel ohne Grenzen“ im WDR über sich hinaus. Die Erinnerung ist noch wach.

Von 35 Millionen Zuschauern können die Fernsehanstalten von heute nur träumen. Am 29. Mai 1971 waren sie dabei: Die junge Stadt Wetter siegte beim „Spiel ohne Grenzen“ gegen Plön und wuchs dabei beinahe ruckartig zusammen.

Die Erfolge des „HeartChoirs“ in den letzten Jahren waren zwar auch beachtlich, erkennt Uli Weishaupt an. Aber der TV-Straßenfeger von 1971 war noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Weishaupt, der Chronist aus Herdecke, der in Wetter zur Schule gegangen ist, spricht vom „größten sportlich-kulturellen und auch kommunalpolitischen Ereignis“ in Wetter und findet dabei Fürsprecher, damals wie heute.

Die großen Drei aus Wetter waren dabei, als sich das Sportler-Team auf den Weg zur Live-Übertragung in die Holsteinische Schweiz machte: Im historischen Zwirn zeigten sich Gertrud Kullik, Heinz Heinzelmann und Herbert Bussmann als Henriette Davidis, Friedrich Harkort und Freiherr vom Stein. Zu den Helden der Vergangenheit gesellten sich nach harten Kämpfen an Land und zur See die 27 Macher des Wunders von Wetter. Und das ist nur die Zahl der Sportlerinnen und Sportler. Seinen Anteil am Erfolg hatte auch das Trainergespann Erich Biere und Ilse Schumacher, dazu der spätere Bürgermeister Ulrich Schmidt als Sportausschuss-Vorsitzender in der Rolle als Betreuer. Nicht zu vergessen die rund 700 Schlachtenbummler.

Zum Stichtag kein Wiedersehen

Das „Spiel ohne Grenzen“ war eine große Sache für den WDR. Zum Fernseh-Städteturnier auf dem Gelände der Marine-Unteroffiziers-Schule in Plön gab’s eigens eine gedruckte Broschüre. Camillo Felgen, damals im siebten Jahr Spielleiter der nationalen Runden, warb handschriftlich bei beiden Teams für „Begeisterung,, Fröhlichkeit und faires Spiel.“ WDR-Intendant Klaus von Bismarck applaudierte im vorhinein, und aus Wetter zeigten Bürgermeister Wilhelm Weslowski und Stadtdirektor Willi Reiber im Grußwort ihr Gesicht. Das Titelbild der Broschüre, ein Kreisel mit vielen Länderflaggen aus Europa, machte deutlich, dass auf den Sieger von Plön höhere Aufgaben warteten.

Die Bilder vom Pfingstsamstag 1971 sehen auf den ersten Blick aus nach Elspe oder Bad Segeberg: Die Macher des „Spiels ohne Grenzen“ hatten die beiden Städteteams als Indianer-Stämme in den Wettstreit geschickt. Ein großes W für Wetter oder P für Plön auf der Brust machte die Akteure unterscheidbar, an beiden Lagerfeuern wurden Stirnbänder mit Federschmuck getragen. „Das mussten wir nachher alles wieder abgeben“, erinnert sich Klaus Hunold an die Ausstaffierung durch den Sender. Noch mehr in Erinnerung geblieben ist ihm eine meterlange Friedenspfeife. Bis aus ihr geschmaucht werden konnte, hatte sein Team viel zu drücken und zu ziehen. Dann aber war der Punkt für Wetter gemacht.

Plön hatte dagegen die Nase vorn bei einem Spiel, das Rolf Reichardt auf dem Wasser durchgestanden hat. „Wir sind ganz furchtbar baden gegangen“, erinnert sich Reichardt an die Aufgabe, zwei Bootshälften zusammen zu halten und gleichzeitig eine Squaw zu befördern.

Camillo Felgen moderierte das  „Spiel ohne Grenzen“.
Camillo Felgen moderierte das „Spiel ohne Grenzen“. © Unbekannt | WDR

Wie die 25 anderen Akteure aus Wetter auch, stehen Hunold und Reichardt auf einer Liste mit Straßenname und Telefonnummer. Das sind wichtige Angaben für ein Wiedersehen. Nach zehn Jahren hat es eines gegeben, nach 25 Jahren auch. „Spiel einte die Stadt“ stand nach der Jubiläumsfeier über einem Bericht in der Zeitung. So hat es auch Klaus Hunold in Erinnerung: Schon beim sportlichen Training vorab spielte es keine Rolle mehr, ob jemand aus Volmarstein, Wengern oder Alt-Wetter kam, „und bei den Schlachtenbummlern in Plön war das Stadtteildenken völlig weg.“

Auf einer DVD ist das zu sehen. Die TV-Aufzeichnung hätte sich ein halbes Jahrhundert nach dem Sieg vor Millionenpublikum bestens für einen besonderen Fernsehabend im Stadtsaal geeignet. Corona hat alle entsprechenden Überlegungen hinfällig werden lassen. Zumindest für den 29. Mai. Aber die Lichtburg als Veranstalter hat sich schon interessiert gezeigt, viele der „Rothäute“ von damals und ihre Fans leben noch. Und dann ist ja auch noch der Stichtag vom August 1971, der zu der englischen Flagge auf dem internationalen Brummkreisel passt. Schließlich hieß die Sendung nicht ohne Grund „Spiel ohne Grenzen“.

Einen weiteren Bericht über Wetter und die Fernsehnation gibt es in der Ausgabe von Samstag.

Bei den Indianern

Das „Spiel ohne Grenzen“ im TV gab es von 1965 bis 1989.Mannschaften aus verschiedenen deutschen Städten kämpfen samstags nachmittags in witzigen und actionreichen Wettbewerben gegeneinander.Beim Wettstreit zwischen Wetter und Plön am 29. Mai 1971 lautete das Motto „Bei den Indianern.“In den ersten Jahren wurden die Wettspiele vorher bekannt geben. Zur Chancengleichheit wurde darauf später verzichtet.Die Siegerteams aus Deutschland traten dann in einer internationalen Runde an.

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