Wetter/Herdecke. Der EN-Kreis musste bis Montag auf Vorgaben vom Land warten. Nun aber tut sich was in Sachen kostenlose Schnelltests. Und zwar in Herdecke.

Große Verunsicherung, viele offene Fragen, keine konkreten Erlasse – das war erneut eine Folge einer Ankündigung seitens der Politiker im Bund und in den Ländern. Kostenlose Corona-Schnelltests soll es für alle Bürger einmal die Woche geben. Startschuss war bereits am Montag. Da aber wartete der Ennepe-Ruhr-Kreis noch auf Vorgaben des Landes NRW. Erst als diese am Montagvormittag eintrafen, war geregelt, „was Anbieter dieser Tests erfüllen müssen“, so die Kreisverwaltung.

Der Ennepe-Ruhr-Kreis

Und Landrat Olaf Schade äußerte sich dazu so: „Weder wir als Kreis noch die Städte haben die Kapazitäten, um die von Bund und Land vorgesehenen kostenlosen Tests von Bürgerinnen und Bürgern umzusetzen.“ Und: „Wie wichtig Testen, Testen, Testen ist, darüber herrscht zwischen Bund, Land und Kommunen schon seit längerer Zeit Einigkeit.“ Fakt sei aber auch: Erst mit der Neufassung der Coronavirus-Testverordnung auf Bundesebene vom Sonntag und der Allgemeinverfügung des Landes vom Montag „sind wir vor Ort tatsächlich wirklich handlungsfähig“, sagte Schade.

Suche nach Betreibern läuft

So machte sich der Kreis noch am Montag auf die Suche nach externen Betreibern. Infrage kämen Ärzte und Apotheken sowie Testzentren von Hilfsorganisationen oder von Privatanbietern. Sie sollten ihre Anträge und Konzepte online beim Kreis einreichen (wir berichteten). Die Kreisverwaltung werde beides prüfen, und mit den kreisangehörigen Städten sollten die Angebote zeitnah realisiert werden. Zu den Kosten hieß es: „Die Betreiber der Zentren rechnen mit der Kassenärztlichen Vereinigung ab. Möglich sind pro Test bis zu 6 Euro an Sachkosten sowie 12 Euro für alles andere. Zusätzlich zahlt das Land pro Teststelle 1000 Euro an Anschubfinanzierung sowie eine monatliche Summe in gleicher Höhe.“

Erste Rückmeldungen

Nach dem ersten Aufruf lagen dem Kreis am Dienstag „erste Rückmeldungen von Anbietern vor, darunter sind Komplettangebote sowie Anbieter, denen noch Räume fehlen. Letztgenannte haben wir an die Städte weitergeleitet“. Dass in der Nachbarstadt Hagen den Bürgern bereits am Montag an verschiedenen Stellen Schnelltest-Angebote gemacht wurden und dass auch in Witten am Dienstag ein Schnelltestzentrum an den Start ging, kommentierte die Kreisverwaltung auf Nachfrage unserer Zeitung so: „Grundsätzlich haben es hier – das zeigt Hagen – kreisfreie Städte aufgrund ihrer Strukturen etwas einfacher, Dinge vorab auf den Weg zu bringen. Allerdings gilt auch: Es gibt eine Vielzahl kreisfreier Städte, die wie der EN-Kreis händeringend auf die Vorgaben gewartet haben und dann unmittelbar aktiv geworden sind.“ In Witten und Hattingen hätten sich zudem „die Stadtverwaltungen in die Planungen von Testangeboten eingeschaltet“.

Die Stadt Herdecke

In Herdecke hat sich am Dienstag ein privater Anbieter über den EN-Kreis gemeldet, um ein Corona-Testzentrum in Herdecke aufzubauen. Die Stadt werde hierfür das Foyer der Bleichsteinhalle zur Verfügung stellen. Ein Ortstermin mit dem privaten Anbieter hat gestern stattgefunden. Die Stadt Herdecke ist „zuversichtlich, dass der Anbieter, der bereits in der Nachbarstadt Hagen ein Testzentrum betreibt, durch den Kreis zeitnah beauftragt wird und den Bürgerinnen und Bürgern dann ein schnelles Testangebot vor Ort gemacht werden kann“, hieß es am späten Dienstagnachmittag aus dem Rathaus.

Auch interessant

Weiter hieß es, der Anbieter wolle gerne schon am Mittwoch und Donnerstag jeweils von 15 bis 19 Uhr mit den ersten Testungen starten. Zeitnah soll es es unter www.schnelltest.nrw weitere Infos über Öffnungszeiten des Testzentrums und Hinweise auf eine Registrierungsmöglichkeit geben.

Die Stadt Wetter

Die Stadt Wetter betont, es sei nicht Aufgabe der Kommunen, für die entsprechende Infrastruktur zu sorgen.

Auch interessant

Von Elisabeth Semme

Nichtsdestotrotz frage die Stadt bei potenziellen Anbietern ab, ob Interesse bestehe, in Wetter ein solches Test-Zentrum zu betreiben. „Zwar haben wir noch nicht von allen Rückmeldung, aber etwas ist bereits absehbar: Mögliche örtliche Anbieter wie Ärzte oder Apotheken stehen diesem Vorhaben aus verschiedenen, nachvollziehbaren Gründen nicht zur Verfügung. Jüngst hat sich aber ein Interessent gemeldet, der auch in anderen Städten in der Umgebung solche Zentren betreibt oder plant, diese zu betreiben“, hieß es aus dem Rathaus.

Auch interessant

Und: „Das stimmt uns optimistisch, dass wir bald für alle Wetteraner Bürger und Bürgerinnen ein Angebot hier bei uns vorhalten können. Mögliche Räumlichkeiten haben wir auch schon im Blick.“

Die Apotheken

Von einem „totalen Chaos“ spricht Michael Mahl, Vorsitzender der Bezirksgruppe Ennepe-Ruhr im Apothekerverband Westfalen-Lippe. Eigentlich habe es die Schnelltests schon ab 1. März geben sollen, „aber das wäre völlig schiefgelaufen“. Skurril sei in seinen Augen, dass am Montag offizieller Start der kostenlosen Schnelltests war, Apotheker aber nicht anfangen konnten, „weil es noch keine Beauftragung vom Land gab“. Abgesehen davon, so betont Michael Mahl, seien die Apotheker ohnehin schon bei einer Auslastung von 120 Prozent. Und was aktuell gefordert werde, sei kaum noch handelbar. Viele Apotheken könnten das nicht mehr leisten, personelle und räumliche Ressourcen seien erschöpft.

Das Online-Formular für mögliche Schnelltest-Anbieter ist unter www.en-kreis.de und dort über „Wissenswertes“, „Antrags-/Meldeformulare Corona“ aufzurufen.