Ennepe-Ruhr-Kreis. Zu schwierig zu kontrollieren, zu geringer Effekt: Beim Ennepe-Ruhr-Kreis stößt die 15-Kilometer-Regel auf deutliche Kritik

Ennepe-Ruhr. Der Ennepe-Ruhr-Kreis wird die umstrittene 15-Kilometer-Regel voraussichtlich nicht anwenden, auch wenn der Corona-Inzidenzwert über die 200er-Marke steigen sollte. Krisenstabsleiter Michael Schäfer hält sie für nicht zielführend und für kaum kontrollierbar.

Vier besonders belastete Kreise (Recklinghausen, Minden-Lübbecke, Höxter und der Oberbergische Kreis) gestatten ihren Bewohnern seit Anfang der Woche nur noch bei Vorliegen triftiger Gründe, ihre Heimatstadt über eine 15-Kilometer-Grenze hinaus zu verlassen. Auch das Einreisen in diese Kreise ist entsprechend reglementiert. Deshalb hatte der EN-Kreis Anfang der Woche seinen Bürgern geraten, sich vor Fahrtantritt in die betroffenen Kreise unbedingt darüber zu informieren, welche Gründe die Corona-Schutz-Verordnung für ein zulässiges Überschreiten der 15 Kilometer Grenze nennt. Im Wesentlichen zielt sie auf touristische und Freizeit-Besuche ab. Auch Durchfahrten durch die betroffenen Kreise sind grundsätzlich erlaubt.

Seinerseits wird der EN-Kreis nicht gezielt Gäste aus den vier Kreisen mit 15-Kilometer-Regel kontrollieren, wenn sie an Ennepe und Ruhr unterwegs sind. „Wir halten dieses Instrument nicht für eine Regel, die wesentlich zur Kontaktbeschränkung beiträgt“, so Michael Schäfer. Es gebe zu viele Ausnahmen und kaum ernsthafte Kontrollmöglichkeiten. „Das müsste ja die Polizei mit Straßensperren machen. Doch selbst das Kennzeichen eines Autos ist ja heute kein klares Indiz mehr, woher das Fahrzeug kommt.“

Die Skepsis innerhalb der Kreisbehörde erhielt am Donnerstag weitere Nahrung. Michael Schäfer berichtete aus einer live übertragenen Konferenz der Robert-Koch-Instituts. Dort habe es geheißen, die 15-Kilometer-Regel werde die Mobilität der Bevölkerung nach aktuellen Berechnungen maximal um fünf Prozent senken. Um einen deutlich stärkeren Effekt zu erreichen, müsste der Bewegungsradius noch weiter eingeschränkt werden.

Skepsis gibt es auch in anderen Städten und Kreisen, die den 200er-Wert bei der Inzidenz bereits überschritten hatten. So weigerten sich etwa Bielefeld und Gelsenkirchen, die Regel einzuführen. Michael Schäfer hält sie außerdem für juristisch fragwürdig: „Ich glaube nicht, dass das lange Bestand haben wird.“