Herdecke/Wetter/Hagen. Die Erfolgsgeschichte der Marktschwärmerei in der Region begann im Juli in Herdecke. Nun wird eine weitere Filiale in Hagen eröffnet.
Nachhaltiges, ökonomisches und umweltbewusstes Einkaufen - dieses Konzept bietet die Marktschwärmerei Hagen/Herdecke ihren Kunden. Im Juli 2020 eröffnete Gastgeberin Nicole Grote in Herdecke den ersten Marktschwärmerei-Standort in der Region, am kommenden Montag, 18. Januar, gibt es eine weitere Dependance in Hagen-Wehringhausen.
Doch was ist die Marktschwärmerei überhaupt? Prinzipiell ist es nichts anderes als ein Feierabendmarkt, bei dem die Kunden im Vorfeld die Waren bestellen, die sie gerne haben möchte. So ist es den Erzeugern, die allesamt aus der Region kommen, möglich, passgenau zu produzieren und zu liefern. Die Bestellung erfolgt über ein Internetportal, bei dem sich Kunden einmalig registrieren und danach, je nach Belieben, bestellen können. Es gibt keine Mitgliedsbeiträge und keine Mindestbestellung. Jeder bestellt nur dann, wenn er was braucht.
Montagslieferung ist neu
Bisher konnten die Kunden dann mittwochs ihre Bestellung in Herdecke abholen, ab Montag ist das dann auch am Treffpunkt Aussicht an der Wehringhauserstraße 39a in Hagen möglich. Ein weiterer Abholort wird der Less Waste Store in Haspe sein. "Außerdem suchen wir in Herdecke neue Räume. Die Bürofläche, die wir bisher nutzen konnten, wird neu vermietet. Wir bräuchten entweder einen Raum oder eine überdachte Fläche von rund 80 bis 100 Quadratmeter, die wir mittwochs kostenfrei von 16 bis 19.30 Uhr nutzen können", erklärt Grote.
Zur Eröffnung einer sogenannten Schwärmerei werden mindestens 150 Mitglieder benötigt. Hagen hält in der Krise zusammenhalten und hat bereits jetzt über 170 Mitglieder gewonnen. Die Marktschwärmerei in Herdecke hat seit Juli mittlerweile eine feste Mitgliederzahl von mehr als 550 erreicht. “Kleine ökologische Betriebe der Landwirtschaft zu stärken, bringt nicht nur gesunde Lebensmittel zu den Menschen, sondern auch eine gute Portion Nächstenliebe in die Gesellschaft”, sagt die dreifache Mutter und freiberufliche Grafikdesignerin über ihre Beweggründe, Gastgeberin einer Schwärmerei zu werden.
Bestellung werden vorgepackt
Marktschwärmer schafft eine direkte Verbindung zwischen den Erzeugern und Verbrauchern einer Region: Die Kunden bestellen bequem im Onlineshop ihrer Schwärmerei auf www.marktschwärmer.de. Unter normalen Umständen kommen Kunden und Erzeuger in der Woche für zwei Stunden in der Schwärmerei vor Ort zusammen, um die Bestellungen persönlich zu übergeben. Aktuell werden die
Bestellungen von der Gastgeberin vorgepackt und vom Kunden nur noch mitgenommen. Dies kann einzeln und mit ausreichend Abstand zueinander erfolgen. Alternativ bietet Nicole Grote über die Zeit der Krise eine kostenlose Lieferung für Menschen der Risikogruppe an.
Die Lebensmittel stammen ausschließlich von bäuerlichen Erzeugern, Lebensmittel-Handwerkern und kleineren Manufakturen aus der Region. Im Durchschnitt liegen zwischen Herstellungsort und Schwärmerei nicht mehr als 27 Kilometer Transportweg. Zum Sortiment gehören Obst und Gemüse, Fleisch und Wurstwaren, Brot, Honig, Käse und Molkereiprodukte sowie ausgewählte Feinkostwaren. Die allermeisten Produkte sind bio-zertifiziert oder unter selbigen Bedingungen erzeugt.
In der Schwärmerei handeln Erzeuger und Verbraucher direkt miteinander: Der Kunde bezahlt seinen Warenkorb direkt nach der Bestellung online. Der Erzeuger gibt von seinem Nettoumsatz 8,35 Prozent an den Gastgeber für die Organisation der Schwärmerei und 10 Prozent an Marktschwärmer für die Bereitstellung der Plattform ab. Der Großteil der Einnahmen bleibt mit 81,65 Prozent beim Erzeuger.
Erzeuger bestimmen die Preise
Marktschwärmer erleichtert gerade kleineren Erzeugerbetrieben den Zugang zu Kunden, die Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit in ihrem Einkaufskorb legen: "Die Erzeuger bestimmen die Preise für ihre Produkte selbst - weil sie selbst am besten wissen, was ein fairer Preis für ihre Arbeit und ist. Dank der Vorbestellung über den Onlineshop kann der Erzeuger exakt planen und vermeidet unnötige Kühl-, Transportkosten und die Verschwendung verderblicher Ware", erklärt Grote. Am meisten schätzen Marktschwärmer-Mitglieder, dass sie die Herkunft ihrer Lebensmittel direkt nachvollziehen können. Der persönliche Kontakt mit den Erzeugern schafft
Vertrauen in die Qualität der Produkte und ein gutes Gefühl. Mit jedem Einkauf bei Marktschwärmer wird die regionale Wirtschaft gefördert.
Die Entwicklung im Überblick:
- Die Idee der Online-Direktvermarktung kommt aus Frankreich, wo seit 2011 unter dem Namen “La Ruche Qui Dit Oui” (Der Bienenkorb, der Ja sagt) bereits über 800 Schwärmereien entstanden sind. In Deutschland startete das Netzwerk im Herbst 2014.
- In Deutschland gibt es 80 geöffnete Schwärmereien in 11 Bundesländern mit 1.388 registrierte Erzeugern.
- Insgesamt gibt es in Europa 1221 geöffnete Schwärmereien in 7 Ländern (Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Niederlande, Belgien und Schweiz). Europaweit gibt es 115.166 registrierte Nutzer, davon sind ca. 15.000 aktive Kunden.
- Hier kommen Interessierte direkt zur Marktschwärmerei. Dort gibt es auch weitere Informationen zu den Produkten und Erzeugern sowie zum Konzept.