Wetter/Herdecke. Aber die Bewohner der Residenzen in Wetter sind fast alle dabei. Noch keine Impfquote: Herdecker Convivo-Heime kommen erst später dran.

Mit den Senioren ist Dr. Lutz-Peter Lührmann durch, am Freitag sollen auch alle Pfleger seiner beiden Seniorenresidenzen in Wetter gegen Corona geimpft sein. Die Bewohner „haben in einem sehr hohen Grad“ mitgemacht, sagt Lührmann. Bei den Pflegern der Residenz an der Friedrichstraße aber hat sich mal gerade jeder Dritte impfen lassen. Solche Quoten kann Michael Müller, Geschäftsführer der Convivo-Heime in Herdecke, noch nicht nennen. Hier starten die Impfungen erst Mitte des Monats. Aus seiner Sicht steht es aber „niemandem zu, sich darüber ein Urteil zu erlauben, ob sich jemand impfen lässt oder nicht.“

In der Seniorenresidenz in Volmarstein sind nur zwei alte Damen nicht geimpft. Bei der einen fehlte einzig die Unterschrift unter der Einverständniserklärung, die Verbleibende aber will ausdrücklich nicht. Bei weit über 90 Prozent liege auch die Impfquote der Bewohner und Bewohnerinnen an der Friedrichstraße. „Hauptsache, die Omis sind geimpft“, stellt Lührmann fest. Für die Pfleger lässt sich das nur in Teilen sagen.

Von Impf-Skepsis nicht überrascht

Lutz-Peter Lührmann ist von der fehlenden Impfbereitschaft vieler Beschäftigter nicht überrascht. Von den Grippeimpfungen her kenne er das. Da habe auch nur jeder Siebte die Gelegenheit für einen Impfschutz genutzt. Wie sauer Bier habe er diese Impfungen angeboten. Bei Corona war die Bereitschaft zur Impfung zwar höher. Über 35 Prozent an der Friedrichstraße aber und 65 Prozent in der Seniorenresidenz Volmarstein ging die Bereitschaft nicht hinaus. Bei rund 50 Prozent liegt sie beim Pflegepersonal bundesweit.

Die Reserviertheit gegenüber der Impfung, auch weil der Impfstoff schnell entwickelt und nicht langfristig geprüft werden konnte, findet Lührmann „extrem schade - weil der Ungeimpfte immer das erste Opfer ist“. Früher einmal hat Lutz-Peter Lührmann das Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises geleitet, jetzt spricht der Tropenmediziner über sich selbst salopp als „Impfpapst“. Seine Botschaft: Je mehr der Risikoschutz bei den Bewohnern greift, umso gefährdeter sind die Pflegenden.

Einfallstor für das Virus

An den Corona-Vorgaben für Heime scheint ihm vieles nicht schlüssig. Ein Einfallstor für das Corona-Virus sind für ihn Besucher. Er weiß von infizierten Bewohnern und Mitarbeitern, „weil ein Angehöriger unbedingt mit aufs Zimmer musste.“ Dabei gehe hier jede Kontrollmöglichkeit verloren, ob Besucher und Besuchte den Mund-Nasen-Schutz aufbehalten. Gegen Begegnungen mit Angehörigen will er damit nichts sagen, nur verantwortbar müssten sie sein.

Noch Anfang Dezember wollte er Angehörige ohne Corona-Test nicht reinlassen. Auch der Hinweis auf die vielen verstorbenen Bewohner im nahen Herdecke habe nicht geholfen: Von oben sei anders verfügt worden – bis kurz darauf aus den Tests eine Pflicht geworden sei. Ein weiteres Einfallstor sind mit dem Virus belastete Pfleger. Lührmann kann das mit einem Beispiel aus einer seiner anderen Residenzen belegen. Von der Impfung verspricht er sich eine „sehr, sehr hohe Schutzrate“.

Da bei den Convivo-Heimen in Herdecke der Starttermin für die Impfungen noch nicht feststehe, „haben wir noch keinerlei Kenntnisse“ über den Grad der Ablehnung bei den Pflegenden, so Geschäftsführer Michael Müller auf Anfrage. Er ist überzeugt, dass „die Impfbereitschaft in Summe sehr hoch ist.“ Und wo sie fehlt? Da will er „ganz klar sagen, dass es bekannter Weise in Deutschland keine Impfpflicht gibt“ und daher auch jeder Mitarbeiter „frei entscheiden kann, ob er geimpft werden möchte oder nicht.“