Herdecke. Fröhlich zog die Werbegemeinschaft Herdecke die Gewinner des Adventskalenders. Ernst wurde es beim Thema Corona und längerer Lockdown.
Als die Herdecker Werbegemeinschaft am 1. Dezember mit dem Adventskalender als Gewinnaktion startete, konnten Teilnehmer fortan Buchstaben in Schaufenstern oder auch in Internetforen (sowie in der lokalen Tageszeitung) entdecken. Die Idee: Wer bis Weihnachten täglich mitschreibt und am Ende den 24-teiligen Lösungsbegriff auf einer Karte notiert sowie diese in entsprechenden Ladenlokalen abgibt, kann auf einen Preis hoffen. Das Ziel: die heimische Geschäftswelt beleben.
Das Problem: Ab dem 16. Dezember und somit mitten in der Aktion mussten im Zuge des Lockdowns bekanntlich etliche Einzelhändler auch in Herdecke schließen. Die Werbegemeinschaft führte den Adventskalender jedoch fort, zumal einige Geschäfte weiter öffnen durften bzw. dürfen. "Vor dem Hintergrund waren wir erfreut, dass in den letzten Tagen zahlreiche Teilnehmerkarten mit dem richtigen Lösungsbegriff im Postkasten oder auf anderen Wegen bei uns landeten", berichtet Vorsitzende Kirsten Deggim und klärt auf: Die Buchstabensammlung sollte die Formulierung "Herdecke Stadt der Ruhrseen" ergeben.
43 Gewinner und 34 teilnehmende Geschäfte
Die Bilanz: 43 Teilnehmer erhalten in den nächsten Tagen eine Nachricht, dass sie etwas gewonnen haben. 34 Herdecker Gewerbetreibende haben sich an der Aktion beteiligt und Sachpreise mit Herdecker Bezügen im Wert von 3500 Euro zur Verfügung gestellt. Den Hauptgewinn, eine Hotelübernachtung (mit Frühstück) zu gegebener Zeit in einer Suite des Zweibrücker Hofs, hat am Mittwoch Werbegemeinschafts-Geschäftsführerin Julia Herrmann ebenso unter notarieller Aufsicht gezogen wie alle anderen Nutznießer. Die können demnächst nach entsprechendem Hinweis Gutscheine von örtlichen Händlern, Präsentkörbe oder einen Stadteinkaufsgutschein in den Geschäften abholen. "Der Adventskalender hat uns motiviert, auch für Ostern eine Aktion in Herdecke zu überlegen", sagt Deggim im Beisein des Vorstandskollegiums.
Doch allein schon bei der Überlegung, wie manche Teilnehmer ihren Gewinn angesichts geschlossener Geschäfte und der nun verkündeten Lockdown-Verlängerung bis zum 31. Januar in Empfang nehmen können (am besten nach Kontaktaufnahme), verfinstern sich die Mienen hinter den Masken. Die Vorsitzende der Werbegemeinschaft sagt sorgenvoll beim Blick auf Corona und die Herdecker Gewerbetreibenden, dass einigen aus der Händlerschaft das Wasser bis zum Hals stehe.
Entmutigt und Zurückhaltung spürbar
"Bei der ersten Schließungswelle im Frühjahr 2020 waren viele noch optimistisch, dass sie den Lockdown überstehen", sagt Kirsten Deggim. Längst habe sich aber Ernüchterung breit gemacht. "Einige sind entmutigt, da ja all ihre Anstrengungen quasi zu nichts führten." Geschlossene Geschäfte bedeuten schlicht fehlende Einnahmen und Existenzsorgen.
Damit einhergehend führen die Corona-Auswirkungen auch zu Zurückhaltung bei den Kunden. Das bestätigt Optiker Claus Schölermann, der sein Geschäft öffnen darf. "Die Leute bleiben vermehrt zuhause und wollen ihre Einkäufe kompakt möglichst in einem Rutsch einmal in der Woche erledigen", sagt der stellvertretende Vorsitzende der Werbegemeinschaft. "Ich befürchte angesichts der problematischen Grundsituation, dass uns Schwierigkeiten etwa bezüglich Ausbildung und Prüfungen auch noch später einholen werden."
Bürokratische Hürden
So gesehen ist es nach Ansicht von Schatzmeister und Optiker Imad El-Masri "ein wenn auch schwacher Trost", dass der Januar bei den meisten ein eher umsatzschwacher Monat sei. Die Lockdown-Verlängerung sorge laut Deggim aber bei vielen Einzelhändlern für einen denkbar schlechten Neustart nach dem schwierigen Corona-Jahr 2020. Zusätzlicher Verdruss entstehe, da vor der Auszahlung der Unterstützungsgelder bürokratische Hürden zu nehmen und die von der Politik zugesagten Mittel bei vielen noch nicht angekommen seien.
Kathrin Gunkler-Egeler erwähnt, dass die Gewerbetreibenden mangels Öffnungsmöglichkeiten den Kontakt zur Kundschaft vermissen und viele hoffen, dass ihre Internetseiten oder Social-Media-Auftritte mit den dort platzierten Abhol- oder Liefer-Angeboten wahrgenommen werden. Die Ladeninhaberin möchte an alle Herdecker appellieren: "Lassen Sie die heimischen Geschäfte nicht im Stich!"
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