Wetter. Maria und Josef und viele weitere Krippenfiguren hat Künstlerin Isaura Gomes auf Steine gemalt. Die Krippe errichtete sie auf zwei Hochbeeten.

Auf weichem Moos und Baumrinde gebettet, bevölkern Maria, Josef und das Jesuskind, Ochsen und Esel, Hirten und die heiligen drei Könige zur Zeit zwei Hochbeete eines Gartens an der Theodor-Heuss-Straße/Ecke Hochstraße. Das Besondere an dieser Naturkrippe: Die Figuren hat Künstlerin Isaura Gomes auf Steine gemalt, die sie zuvor in der Eifel und bei Wanderungen in und um Wetter gefunden hat.

Eisenerz aus der Eifel

„Immer wieder bleiben Kinder und besonders auch Senioren auf dem Gehweg stehen und freuen sich über die Krippe. Sie bringt ein bisschen Weihnachtsstimmung in diese triste Zeit“, sagt Isaura Gomes. Und dann erzählt sie von Besuchen bei den Eltern ihres Lebensgefährten in der Eifel, wo in einem Bergwerk einst auch Eisenerz gewonnen wurde. „Von dort habe ich einige Steine mitgebracht, weil ich sie einmal mit Tieren bemalen wollte. Als dann die Weihnachtszeit näher kam und die leerstehenden Hochbeete so trist aussahen, hatte ich die Idee, dort eine Krippe aufzubauen“, berichtet die Künstlerin, die auch die lebensgroßen Figuren der Krippe an der Lutherkirche gestaltet hat.

21 Steinfiguren gemalt

Und so schaute sie bei ihren Spaziergängen genau hin und nahm fortan all die Steine mit, die ihr als Grundlage für die verschiedenen Krippenfiguren geeignet erschienen. „Manchmal, wenn ich einen Stein gesehen habe, wusste ich sofort, welche Figur ich daraus machen würde. Der Christkindstein ist ein gutes Beispiel dafür. Ich wusste, dass der Stein sich dafür sehr gut eignet“, so Isaura Gomes. Insgesamt 21 Steinfiguren zählt ihre außergewöhnliche Herberge nun, die in der Dunkelheit durch Lichterketten auch noch beleuchtet wird.

Kurse an Kunstakademie

Isaura Gomes kam mit 16 Jahren nach Wetter, um für drei Monate ihre Schwester zu unterstützen. Und blieb.

Im Jahr 2009 fand sie den Weg zur Kunstakademie Wetter von Olga Vinnitskaya und besucht seitdem regelmäßig die Kurse der Einrichtung.

Bemalt hat Isaura Gomes die Steine zunächst mit Acrylfarbe, um sie danach mit Lack zu versiegeln. „Wir haben viel Freude daran, trinken manchmal abends hier im Garten einen Glühwein und schauen uns dann die Krippe an. Sie gibt uns ein bisschen vorweihnachtliche Stimmung. Am Sonntag sind zwei Nachbarn dazu gekommen. Und wenn es Corona nicht gäbe, würden wir noch viele andere Leute dazu holen. Aber das geht ja nun nicht. Und weil es ja auch keine Weihnachtsmärkte gibt, haben die Menschen wenigstens hier von der Straße aus etwas Stimmungsvolles zu sehen.“

Neun Adventskalender-Motive

Bislang, so berichtet die Wetteranerin, hätten alle Passanten auch nur geguckt: „Die Resonanz ist durchweg positiv. Und die Menschen schauen tatsächlich nur; es ist noch nichts weggekommen.“ Falls sie noch dazu komme, werde sie auf jeden Fall noch einen Stein mit einem Kamel bemalen; denn das Tier fehle derzeit in der Gartenkrippe. Und im nächsten Jahr soll noch ein Stern über dem Stall die Krippe mit all ihren Figuren und Details in ein warmes Licht tauchen.

Wenn Isaura Gomes sonst zu Pinsel und Farbe greift, entstehen Bilder auf Papier oder Leinwand mit Motiven, die sie überwiegend in ihrer Wahlheimat Wetter findet. „Ich male viel mit Aquarellfarben, Öl und Acryl, aber ich zeichne auch“, so die Künstlerin, die im übrigen seit 2011 auch jedes Jahr das Bild für den Adventskalender des Kinderschutzbundes mit heimischen Motiven gestaltet. Die insgesamt neun Originale hängen aktuell in der Physiotherapie-Praxis Schnitzler an der Hochstraße 16.

Mutter in Portugal

Weihnachten wird in diesem Jahr auch für Isaura Gomes anders aussehen als all die Jahre zuvor: „Wir werden nur in kleinem Kreis feiern. Gut, dass es die technischen Möglichkeiten gibt, dass man sich am Telefon sehen und sprechen kann. So kann man sich, auch wenn man weit voneinander entfernt ist, wenigstens ein bisschen nah sein. Aber natürlich ist all das kein Ersatz für eine Umarmung.“ Ihre Mutter feiere in Portugal, ihrem Heimatland, gemeinsam mit ihrer Schwester: „Sie ist also nicht allein.“