Wetter. Die Villa an der Kaiserstraße in Wetter ist längst zu klein für die Ruhrkirchen-Gemeinde. Jetzt wird neu gebaut, die Villa steht zum Verkauf.
Der Kaufpreis von 1,160 Millionen Euro ist nicht unbedingt ein Schnäppchen. Aber dafür gibt es auch zehn Zimmer auf 700 Quadratmetern Wohnfläche und einem 1221 Quadratmeter großen Grundstück. Bevor aber „Wohnen und Arbeiten in stilvollem Ambiente“ möglich werden, muss die Ruhrkirche mit ihrem Begegnungszentrum erst einmal ins Schöntal umgezogen sein. Immerhin: Diese Woche soll die Baustelle eingerichtet werden.
Seit etwa zwei Monaten steht das Verkaufsschild vor der schmucken Villa gleich neben dem Bürgerhaus in Alt-Wetter. „Wir ziehen um“, steht zur Erklärung darunter: Auf dem Gelände des früheren Opel-Autohauses will die Gemeinde ein Zentrum mit Saal und Foyer und Zusatzräumen bauen. Abgerissen sind der Schauraum oder die Werkstätten des Autohauses längst. Aber der Baubeginn hat sich verzögert. Um ein halbes Jahr.
Anfang Oktober ist die Baugenehmigung erteilt worden. Für den März war sie erhofft worden. Wegen Corona hat das Brandschutzgutachten beim Kreis länger gedauert. Dann sollte noch mal nachgebessert werden. Jetzt kommt der Rohbau in der kalten Jahreszeit, und keiner weiß, ob das nicht zusätzliche Verzögerungen bringt. In einem hochgezogenen Gebäude hätte sich weiter arbeiten lassen. Nun könnte der Bau bei Schnee und Eis zur Ruhe kommen.
Quartierscafé geplant
Die Gemeinde hat aber die Zeit nutzen können. Gewerke wurden ausgeschrieben, Angebote konnten verglichen, die Planungen optimiert werden. Es gab Feinschliff am Konzept, das aber in seinen Grundzügen weiter verfolgt wird: Ein großer Raum für Gottesdienste soll entstehen, der Kindergottesdienst bekommt seinen eigenen Platz, ein Haus zur Kampstraße hin ist stehen geblieben und wird mitgenutzt.
Das Gebäude an der Kaiserstraße steht zum Verkauf, und natürlich haben hier auch viele Jahre Gottesdienst gestanden. Aber Pastor Timo de Buhr ist es wichtig, „dass nicht die Kirche zu verkaufen ist.“ Kirche ist für ihn kein Gebäude, stattdessen Geist und Gemeinschaft. Und daher wird auch keine neue Kirche gebaut, sondern ein multifunktionales Gemeindezentrum.
Martin Sinn geht noch einen Schritt weiter. Er will keine „Verengung auf die Gemeinde. Das ist nicht nur für uns.“ Die Gemeinde möchte ankommen an ihrem neuen Standort, auch im übertragenen Sinne einen Platz im Gefüge des Schöntals finden. Ein Quartierscafé soll dazu dienen. Kein Café im klassischen Sinne werde das mit täglichen Öffnungszeiten, „aber offen für die Menschen im Schöntal“, so Sinn. Und natürlich ausgerichtet auch an den Bedürfnissen der Gemeinde. Eltern mit kleinen Kindern sollen sich wohl fühlen im Quartierscafé, bei unübersehbarem Bedarf: „Wir haben einen wahren Babyboom bei uns in der Gemeinde“, freut sich Pastor de Buhr.
Grundsteinlegung als Live-Stream
Lange schon waren für die Ruhrkirche die Räume in der Villa zu klein geworden. Übergangsweise wurden die Gottesdienste in der neuen Mensa der Sekundarschule am See gefeiert. Aktuell ist der Gemeinde dieses Ausweichquartier aber verwehrt. Zu Corona-Zeiten lässt die Stadt diese Sondernutzung nicht zu. Und weil in den alten Saal an der Kaiserstraße zu Corona-Regeln mal gerade 20 Menschen zu einem Präsenzgottesdienst kommen dürften, sind seit Monaten die Gottesdienst nur noch digital von den Gemeindemitgliedern erlebbar. Der Saal ist einzig Aufnahmeraum.
Bei der Grundsteinlegung am 6. November sollte die ganze Gemeinde dabei sein können. Dann gab’s den neuerliche Anstieg der Infektionszahlen auch im EN-Kreis. Jetzt kommt der erste Spatenstich als Live-Übertragung in die Haushalte der Gemeindemitglieder. Pastor Timo de Buhr erwartet einen „sehr emotionalen Moment“ - weil das den Anfang vom Auszug aus der vertrauten Villa bedeutet, aber auch die Chance zu mehr Begegnung selbst in Zeiten von Corona.
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