Wetter/Herdecke. Während in Wetter und Herdecke Leiter von Grundschulen sich für eine Maskenpflicht aussprechen, steigen die Corona-Zahlen im Haus Kirchende.
Im Ennepe-Ruhr-Kreis hat der Corona-Inzidenzwert nun fast die 90-er Marke erreicht. Laut Mitteilung lag die Zahl am Freitagmorgen bei 89,47 und ist gegenüber dem Vortag (74,66) erneut gestiegen. An Ennepe und Ruhr gab es am 23. Oktober 1381 bestätigte Corona-Fälle, von diesen gelten 1004 als genesen. Die Zahl der Infektionen sei in 24 Stunden um 76 gestiegen – neuer Tages-Rekord. Angesichts der weiterhin hohen Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner, gilt der Ennepe-Ruhr-Kreis wie gehabt als Risikogebiet.
„Das Überschreiten der 100er Marke ist, wie in vielen anderen Kreisen und Städten in Nordrhein-Westfalen, absehbar“, sagt Landrat Olaf Schade. Der Kreis werde aber darauf wohl nicht mit einer weiteren Allgemeinverfügung reagieren. Viel wichtiger ist laut Schade, dass sich die Bürger noch konsequenter an die geltenden Vorgaben halten.
Neue Ergebnisse für Ender Senioren
Während in Wetter die Infektionen innerhalb eines Tages von 39 auf 36 zurückging (Ergebnisse der Abstriche im Franz-Arndt-Haus der evangelischen Stiftung Volmarstein stehen aber noch aus), kletterte in Herdecke die Zahl der Infizierten binnen 24 Stunden von 63 auf 72. Erklärung: Im Seniorenhaus Kirchende stiegen die positiven Fälle nach weiteren Tests nun nochmals um 13 an, während vier andere Herdecker als nicht mehr infiziert gelten. In Kirchende sind am Mittwoch 179 Menschen getestet worden. Positive Ergebnisse gab es laut Mitteilung des Kreises am Freitag bei 42 Bewohnerinnen und Bewohnern sowie 19 Mitarbeitenden. Zunächst waren es im Bereich der Betreuten 36 und bei den Betreuenden 13 Fälle gewesen.
Nachdem eine Bewohnerin des Seniorenheims Parkanlage Nacken positiv auf Corona getestet worden war, sind jetzt bei allen übrigen Mitarbeitern und Beschäftigten Abstriche vorgenommen worden. Noch liegen aber keine Ergebnisse vor (Stand Freitagnachmittag).
Rund 60 Bewohnerinnen und Bewohner im stationären Bereich gibt es am Nacken, dazu kommen noch einmal etwa so viele Mitarbeitende. „Wir stehen unter Quarantäne“, sagt Geschäftsführer Michael Müller. Besuche sind somit untersagt. Das gilt auch für das Seniorenhaus in Kirchende. Dort wie auch am Nacken gibt es auch einen Bereich mit betreutem Bewohnen. Diese Bereiche sind aber getrennt von der Pflege. Die Quarantäne-Bestimmungen gelten hier nicht, so Michael Müller, Leiter auch des Heims in Kirchende.
Maskenpflicht an Grundschulen
Maskenpflicht für Grundschulkinder auch im Unterricht – diesen Vorstoß des Ennepe-Ruhr-Kreises, der nach den Herbstferien ab Montag greifen sollte, hat die Bezirksregierung Arnsberg zurückgewiesen. Somit gilt: Schülerinnen und Schüler der Primarstufe müssen keine Mund-Nase-Bedeckung tragen, solange sie sich im Klassenverband im Unterrichtsraum aufhalten. Auch im Offenen Ganztag müssen die Kinder keine Maske tragen.
Positiv steht Julia Vincent, Leiterin der katholischen Grundschule St. Rafael in Wetter, dem Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes gegenüber: „Ich halte das für sinnvoll. Und es gibt bei uns kein Kind, das meckert. Die Kinder reflektieren das sehr positiv, und sie reflektieren ihren eigenen Schutz ebenso wie den der anderen.“ In der Pause und auf den Gängen tragen die Jungen und Mädchen ihre Masken. „Wenn sie sie freiwillig auch in der Klasse tragen, halten wir sie nicht auf.“
Kinder wollen sich selbst schützen
Auch das Händewaschen würde gut eingehalten, ebenso das Lüften und die vorgegebenen Laufrichtungen. „Die Kinder haben sich daran gewöhnt. Und auch von Eltern gibt es keine Beschwerden. Insgesamt stehen wir sehr sicher da“, so ihre Einschätzung. Wichtig sei ihr zudem, nicht zu jammern, sondern den Kindern Zuversicht zu vermitteln. Den Vorstoß des Kreises kommentiert Julia Vincent so: „Ich hätte großes Verständnis, wenn auch in der Grundschule eine generelle Maskenpflicht bestünde.“
Matthias Wittler, Leiter der Werner-Richard-Grundschule in Herdecke, setzt auf die Kombination aus Maske, Spuckschutz und ein „sinniges Lüftungskonzept“. Weil das nach bestimmten Zeiten vorgegebene Quer- und Stoßlüften seiner Meinung nur unter bestimmten Wetter-Bedingungen funktioniert, favorisiert er die Anschaffung von CO2-Messgeräten: „Dann hat der Lehrer einen Referenzwert und weiß genau, wenn der überschritten ist, muss gelüftet werden.“ Denn, so Wittler weiter, bei hoher CO2-Konzentration sei auch die Aerosoldichte entsprechend größer. Ein einziges CO2-Messgerät werde der Schule von der Stadt zur Verfügung gestellt; er wünsche sich jeweils eines für jeden Unterrichtsraum. Zudem mache die Maskenpflicht im Klassenverband, wie vom EN-Kreis gefordert, keinen Sinn, wenn im Ganztag keine Maskenpflicht herrsche. Und: „Das Tragen von Masken außerhalb des Klassenverbands und die Trennung von Lerngruppen ist unbedingt notwendig und eine wichtige und sinnvolle Maßnahme.“
Verweis auf Robert-Koch-Institut
Wegen steigenden Corona-Zahlen in ganz Nordrhein-Westfalen sieht die Kreisverwaltung die Landesregierung am Zug. Ähnlich wie in Bayern wären auch für NRW sehr zeitnah gleichlautende Regelungen für Kreise und Städte mit einer Inzidenz ab 100 sinnvoll und hilfreich. „Bei unserer Anfrage zur Mund-Nasen-Schutz-Pflicht in Grundschulen wurde uns ja auch mitgeteilt, dass das Land einen Flickenteppich aus verschiedensten Vor-Ort-Vorgaben auf jeden Fall verhindern möchte. Mit einer entsprechenden 100er-Erweiterung der Corona-Schutzverordnung könnte Düsseldorf hier nun einen Beitrag leisten“, so Krisenstabsleiter Michael Schäfer.
Trotz der Proteste aus der Elternschaft und der negativen Rückmeldung des Landes bzw. der Bezirksregierung sehe sich die Kreisverwaltung bei der vorgeschlagenen Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in Grundschulen auf der sichereren Seite und verweist auf die Präventionsmaßnahmen, die das Robert-Koch-Institut kürzlich veröffentlichte: Dort wird für Kommunen mit einer Inzidenz über 50 auch für Grundschüler das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung im Klassenraum angeraten.
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Obendrein kommen das Institut wie auch der Kreis zu einer gleichen Einschätzung: Die meisten Menschen stecken sich im familiären und privaten Umfeld an.