Herdecke. Das Stück wird zwar nicht im Stiftstheater aufgeführt, aber die Herdecker dürfen sich dennoch auf Kultur freuen.

Es war der 7. März, genau neun Tage vor dem Lockdown, als sich im Theater am Stiftsplatz zum letzten Mal der Vorhang für die Zuschauer hob: An dem Tag ging die letzte Aufführung von „Lady Windermeres Fächer“ über die Bühne. „Da waren in den Reihen allerdings schon einige Plätze frei geblieben“, erinnert sich Ulla Biermann, stellvertretende Intendantin, an die sich bereits abzeichnende Corona-Krise. Seitdem ist hinter den Kulissen zwar einiges passiert, wenngleich das kleine Zimmertheater für Besucher bislang noch nicht wieder öffnete. Doch das soll – so die jeweilige Situation es erlaubt – so bald wie möglich wieder anders werden.

Sommertheater im Advent

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Woran das Stiftsplatz-Ensemble in den vergangenen Wochen und Monaten gearbeitet hat und worauf sich alle Freunde des Theaters freuen können, das erläuterten jetzt Intendantin Rosi Reiß, ihre Stellvertreterin Ulla Biermann und Schauspieler Christoph Schreifels. „Weil die Sommertheater-Aufführungen mit Karl Hartmann der Corona-Krise zum Opfer gefallen sind, sollen sie nun im Dezember stattfinden“, so Rosi Reiß. Geplant sei, das Zwei-Personen-Stück „Der letzte Vorhang“ von Maria Goos sechs Mal im Dezember vor wenigen Zuschauern am Stiftsplatz aufzuführen - den Schutzbestimmungen entsprechend. An der Seite von Karl Hartmann spielt Jutta Seifert. Ebenso urkomische wie anrührende Wortgefechte liefern sich in diesem Stück die beiden Protagonisten Lies und Richard: Wie einst Liz Taylor und Richard Burton waren die Schauspieler Lies und Richard ein Traumpaar auf der Bühne. Privat hatten sie eine kleine Liebschaft, bis Lies heiratete und mit ihrem Mann nach Südfrankreich zog. Richard blieb beim Theater, hat sich aber durch immensen Alkoholgenuss und Allüren zum Kollegenschreck entwickelt. Als er vor der Premiere erneut zwei Bühnenpartnerinnen vergrault, kann die nur noch eine retten: Lies.

Zurück zum Stiftsplatz: Weil in dem Zimmertheater bekanntermaßen auch die Bühne sehr klein ist, die Theatermacher aber ihre Hände nicht in den Schoß legen wollen, fiel ihre Wahl auf ein weiteres Zwei-Personen-Stück, für das nun bereits geprobt wird. „Es heißt ,Gut gegen Nordwind’ von Daniel Blatthauer und passt in die heutige Zeit. Die Rollen sind besetzt mit Jürgen Mühl und Lili Requardt. Und da wir keinen Druck haben, proben wir einmal in der Woche dienstags. Die Premiere planen wir für Ende Februar im Ruhrfestsaal“, erzählt Rosi Reiß. Angedacht seien täglich zwei Vorführungen – nachmittags und abends. „Gut gegen Nordwind“ ist so etwas wie die moderne Version eines Briefromans über eine E-Mail-Liebe. Wie man sehe, fasst Christoph Schreifels zusammen, stehe die Intendanz in den Startlöchern.

Einakter bei Schlossspielen

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„Es ist gut, wenn man Ziele hat“, meint Rosi Reiß dann und berichtet, dass sich überraschend eine weitere Tür geöffnet habe: Im Kontakt zu Wolfgang Kreilaus vom Hagener Theater an der Volme habe sich ergeben, dass das Stiftsplatztheater im Zuge der dritten Werdringer Schlossspiele am 19. Juni 2021 drei Einakter aufführen werde. Eines dieser Stücke soll „Herbst“ von Curt Goetz sein. Die Rollen sind besetzt mit Ulla Biermann, Detlef Schäkermann und Sabrina Hendel. Die Suche nach den beiden weiteren Einaktern ist noch nicht abgeschlossen.

„Das Wichtigste ist im Moment, dass überhaupt etwas passiert. Es wird gespielt, damit die Schauspieler weiterhin etwas zu tun haben“, sagt Rosi Reiß. Natürlich könne man aktuell nicht alle Schauspieler mit Rollen versorgen, so dass einige etwas außen vor seien. Trotzdem seien alle dem Theater eng verbunden: „Und wir treffen uns regelmäßig, donnerstags auf dem Markt oder hier im Theater.“