Wetter. Bedroht Corona unsere vierbeinigen Freunde? Tierärztin Julia Drowatzky aus Wetter sieht da keine Gefahr.
Corona hat unseren Alltag verändert. Mit mehr oder weniger schweren gesundheitlichen, finanziellen oder auch sozialen Folgen. Welche Rolle spielen da eigentlich unsere Vierbeiner? Können Hund und Herrchen sich gegenseitig anstecken? Wenn ja, wie sollten sich Tierhalter in Corona-Zeiten am besten verhalten? Über diese und andere Fragen hat die Lokalredaktion mit der Tierärztin Julia Drowatzky aus Wetter gesprochen.
Vorab: Gibt es Corona auch bei unseren Haustieren?
Julia Drowatzky Coronaviren sind bei Tieren in der Tat schon lange bekannt. Es gibt aber verschiedene Virenfamilien, und die bekannten verursachen in der Regel Durchfallerkrankungen. Was das SARS-CoV-2-Virus anbelangt, hat man festgestellt, dass Katzen leichter zu infizieren, also empfänglicher für das Virus sind als Hunde.
Können wir uns bei unseren Haustieren mit SARS-CoV-2 anstecken?
Diese Gefahr ist zu vernachlässigen. Das sagen die Weltgesundheitsorganisation WHO und auch das Friedrich-Löffler-Institut. Es hat im Zuge der Eindämmung der Corona-Pandemie Versuche gegeben, bei denen herausgekommen ist, dass wir Menschen durchaus Tiere infizieren können – manche einfacher als andere, aber es ist bisher nicht wirklich nachgewiesen, außer unter Testbedingungen, dass diese erkrankten Tiere uns anstecken. Das heißt, dass das Virus dann vom Tier auf den Menschen übergreift. Das ist sehr unwahrscheinlich und wird dementsprechend nicht als Gefahr eingestuft. Gleichwohl sollten umgekehrt Tierbesitzer, die an Corona erkrankt sind, mit ihren Tieren vorsichtig sein.
Warum? Was bedeutet es denn für den Umgang mit dem Haustier, wenn ein Tierbesitzer positiv auf Corona getestet wurde?
Er sollte sich nicht durchs Gesicht lecken lassen und das Tier auch nicht anhusten oder anniesen, also die Abstands- und Hygieneregeln beachten, die auch im Umgang mit Menschen untereinander gelten.
Woran lässt sich denn erkennen, dass ein Tierbesitzer seinen Hund angesteckt hat?
Der Vierbeiner zeigt dieselben Symptome wie Menschen; dazu gehören trockener Husten und Atembeschwerden. Und getestet wird in der gleichen Art wie bei uns Menschen, auch mit einem Abstrich. Wir Tierärzte haben auch eine Meldepflicht. Sollten wir ein Tier positiv testen, dann müssen wir das beim zuständigen Veterinäramt melden.
Gab es in Ihrer Praxis bereits einen solchen Fall?
Nein, ich habe seit März keinen einzigen Fall gehabt. Und ich kenne auch keinen Tierarzt, der seit Beginn der Pandemie einen signifikanten Anstieg an Atemwegserkrankungen bei Haustieren festgestellt hat. Und alle Tiere, die wenn überhaupt positiv getestet wurden, wurden vom Besitzer angesteckt.
Woher weiß man das? Gibt es diesbezüglich Studien?
Ja, beispielsweise unser Labor, das Labclean in Bad Kissingen, hat seit Beginn der Pandemie eine Studie gemacht und Abstriche bei 1200 Katzen vorgenommen. Es gab keinen einzigen Treffer. Das ist für Katzenbesitzer vielleicht gut zu hören; denn es gibt ja durchaus viele Menschen, die Virusträger sind, ohne es zu wissen. Aber das Virus hat sich so rasant über den Erdball verbreitet; wenn da Tiere wirklich eine Rolle spielten, wäre alles noch viel schlimmer und dramatischer verlaufen. Und es hätte viel mehr kranke Tiere gegeben. Das SARS-CoV-2-Virus kommt ja von Reptilien und nicht von Säugetieren. In der Regel bleiben die Viren ihrer Spezies treu, aber dieses Virus hat es tatsächlich geschafft, eine andere Spezies, nämlich uns Menschen, zu infizieren und innerhalb derer auch noch infektiös zu sein. Durch unsere Globalisierung haben wir es dem Virus allerdings auch recht einfach gemacht.
Bleibt festzuhalten, dass in Bezug auf Corona von unseren Haustieren keine Gefahr ausgeht...
Genau. Und auch andersherum ist das eher zu vernachlässigen. Allerdings wurden in den Niederlanden und in Spanien 1000 Nerze auf Zuchtfarmen auf behördliche Anordnung getötet. Denn dort gab es Krankheitsausbrüche, weil Mitarbeiter Tiere infiziert hatten. Deswegen ließen die Behörden sicherheitshalber die Tiere töten. Aber nach wie vor müssen Tiere eher vor uns Angst haben und nicht wir vor den Tieren.
Haben sie darüber hinaus im Zusammenhang mit der Pandemie in Ihrer Praxis Bemerkenswertes registriert?
Durchaus. Während des Lockdowns haben sich viele Menschen ein Tier angeschafft. Manche berichteten sogar von Schwierigkeiten, überhaupt einen Welpen zu bekommen. Ich kann die Leute gut verstehen; denn wer sich ohnehin ein Tier anschaffen wollte und dann wochenlang in Kurzarbeit oder im Homeoffice war, für den war das eine gute Gelegenheit. Und alle Tierbesitzer, die in Quarantäne mussten oder noch müssen, sind wenigstens nicht einsam und allein zuhause.