Wetter. Unternehmerin Anika Fricke erklärt im Interview, warum sie ihren Laden in Wetter geschlossen hat und bald auch im Internet geshoppt werden kann.

Damenmode, Accessoires und Deko – wer in Wetter danach gesucht hat, ist früher oder später meist bei Anika Fricke im Bismarckquartier gelandet. In ihrem Laden Adelkind präsentierte sie ihre Artikel zu erschwinglichen Preisen. Doch der Laden ist nun zu, während die Filialen in Witten und Herdecke weiterlaufen. Anika Fricke erklärt im Interview, warum sie auf das Geschäft in Wetter verzichtet und dadurch bedingt einen Onlineshop plant.

Sie waren viele Jahre in Wetter. Warum haben Sie das Ladenlokal geschlossen?

Anika Fricke: Drei Geschäfte zu betreiben ist sehr viel Arbeit, dabei bleibt einiges auf der Strecke. Wir wollen uns schon sehr lange viel mehr mit Facebook und Instagram beschäftigen, aber es fehlte die Zeit. Durch die Schließung von dem Geschäft in Wetter haben wir die Möglichkeit, uns neu auszuprobieren. Man muss sich ja immer weiterentwickeln. Und ein Onlineshop ist viel Arbeit.

Warum haben Sie gerade das Stammgeschäft in Wetter geschlossen?

Ich war acht Jahre in Wetter, habe die meiste Energie in diesen Laden gesteckt. Aber den Umsatz mache ich in Herdecke bei Adelweiss und in Witten bei Adelstück. Demnach stellte sich für mich nicht die Frage, welches Geschäft ich schließe.

Ist die Stadt Wetter eher eine schwierige Stadt für den stationären Handel?

Ja, auf jeden Fall. Wir haben hier einfach keine Kaufkraft. Ich habe schließlich den direkten Vergleich durch die anderen Geschäfte. Die Wetteraner sind einfach zu negativ, wir meckern viel und nutzen nicht das, was da ist. Unser Stadtbild ist der Spiegel der Bürger. Wir dürfen nicht immer nur die Schuld bei den anderen suchen, wir müssen auch selbst dazu beitragen.

Kürzer treten heißt aber, dass Sie weiterhin in Wetter vertreten sind.

Mein Herz wird immer für die Stadt Wetter schlagen, nur nicht geschäftlich. Aber Herdecke und Witten sind nicht weit weg. Und mit etwas Geduld, kann man ja dann bald bei uns Online einkaufen.

Warum meinen Sie, dass der Online-Handel besser als das bisherige stationäre Geschäft in Wetter laufen könnte?

Eigentlich bin ich persönlich für den stationären Handel. Ich liebe den Austausch mit Kunden und die Gespräche. Deshalb werden meine Geschäfte in Herdecke und Witten auch erhalten bleiben. Aber früher oder später kommen wir um den Online-Handel nicht drum rum. Ich sehe das bei meinen Kindern, die Generation ist fast nur Online unterwegs. Leider ist das die Zukunft. Das betrifft übrigens nicht nur unsere Stadt Wetter.

Spielt Corona dabei eine Rolle?

Corona hat eine große Rolle dabei gespielt. Ich glaube, ich bin nicht die einzige, die sich durch Corona verändert hat bzw. möchte. Anfang des Jahres hätte doch keiner gedacht, dass so etwas passieren kann. Jetzt müssen wir lernen, mit Corona zu leben und damit umzugehen.

Ein Ladenlokal weniger bedeutet aber auch, dass Sie weniger Personal brauchen, oder?

Nein. Ganz im Gegenteil. Wir müssen den Online-Shop ja auch betreiben. Wir sind derzeit noch dabei, uns neu zu sortieren, aber das Team bleibt bestehen. Es wird noch zwei bis drei Monate dauern, bis alles steht. Schließlich soll zum Start alles perfekt sein.

Das heißt, Sie sind schon voller Ideen und Tatendrang?

Auf jeden Fall. Wir wollen unsere Stylings perfekt präsentieren. Mit Videos, professionellen Bildern und eventuell virtuellen Modenschauen. Und wenn Corona es wieder zulässt, haben wir einmal im Monat Frauenabende mit Musik, Sekt und Snacks bei Adelweiss geplant.

Stichwort Modenschau: Was passiert mit der Adelnight?

Die wird es auch weiterhin geben, auch wenn ich mir fast sicher bin, dass der Termin am 27. Februar 2021 wieder verschoben werden muss. Zur Zeit sehe ich keine 600 Leute im Stadtsaal feiern. Aber egal, was passiert, wir holen die Adelnacht mit Modenschau nach. Und dann lassen wir so richtig die Korken knallen!

Was für eine Unterstützung erhoffen Sie sich von den Menschen, wenn Sie in Wetter nur noch online vertreten sein werden?

Ich würde mir wünschen, dass wir uns alle mehr unterstützen, in der Stadt, in der man lebt, auch zu kaufen und Beiträge von den Geschäften bei Facebook und Co. zu liken und zu teilen. Man trägt einen kleinen Beitrag dazu bei, dass die lokalen Geschäfte mehr Reichweite und vielleicht auch mehr Kunden dadurch bekommen.