Wetter. Debatte für Leser zur Bürgermeister-Stichwahl am Sonntag: Herausforderin Haltaufderheide und Bürgermeister Hasenberg liefern sich Schlagabtausch.
Inhaltlich spannend und vielfältig, kein einziger persönlicher Angriff: Auf diesen Nenner lässt sich die Online-Diskussion der Lokalredaktion der beiden verbliebenen Bürgermeister-Kandidaten in Wetter bringen. An diesem Sonntag entscheidet sich in der Stichwahl, ob Herausforderin Karen Haltaufderheide von den Grünen Amtsinhaber Frank Hasenberg (SPD) nach 13 Jahren im Rathaus ablösen kann.
Die zwei Politiker haben sich am Montagabend eine Stunde lang den Fragen der Leser gestellt, die im Vorfeld per E-Mail und dann direkt via Internet ihre Themen platzieren konnten. Moderatorin Yvonne Held, Leiterin der Lokalredaktion, konnte das Kandidaten-Duo daher bis 20 Uhr mit fast 20 Aspekten konfrontieren. Angesichts des großen Interesses von Bürgern musste es inhaltlich bei einer Auswahl bleiben. Hier die wichtigsten Aussagen.
Wetter ist die Heimat von beiden
Die Debatte startete mit der Frage, was beide für das Amt qualifiziert. Hasenberg verwies auf seine Erfahrung und auf seine Verbundenheit mit der Stadt Wetter. Haltaufderheide betonte ihre Bereitschaft, Bürger ernst zu nehmen und den Dialog mit ihnen zu suchen.
Vieles drehte sich dann um das Thema Verkehr. Auch am Beispiel Grundschötteler Straße zeigte sich, dass die Kandidaten oft gar nicht weit auseinander liegen. Karen Haltaufderheide sprach sich dort am Zebrastreifen und an anderen Stellen im Stadtgebiet für Tempo 30 aus. Frank Hasenberg stimmte zu, verwies aber auf die Zuständigkeit des Landesbetriebs und entsprechende Schwierigkeiten bei der Durchsetzung. Gleiches gelte für die aktuelle Baustelle an der Lidl-Kreuzung in der Kaiserstraße. „Es ist wünschenswert, bei Umbauten jeweils einen Radweg anzulegen“, sagte der Bürgermeister mit Blick auf die Forderungen im vorliegenden Radwege-Konzept, um dann erneut Straßen NRW als Entscheidungsinstanz anzusprechen. Und: „Man muss im Einzelfall auch über Prioritäten diskutieren.“ Heißt: Änderungen könnten auch zu Lasten der Autofahrer ausfallen.
Die Herausforderin sah bei den Radweg-Anbindungen in Wetter ein „großes Defizit“, es gebe auf vielen Alltagsstrecken oft Unterbrechungen und ungünstige Anschlüsse. Verbesserungen könnten in der Tat zuungunsten der Autofahrer ausfallen, wobei insgesamt der öffentliche Nahverkehr zu berücksichtigen sei.
Weiteres Themenfeld: Anliegerbeiträge zum Straßenausbau. Hasenberg schloss sich der SPD-Position an und will diese Gebühren zugunsten der Bürger abschaffen. Auch für seine Kontrahentin stehe dabei die Gerechtigkeitsfrage im Vordergrund. Allerdings sorgte sich Haltaufderheide um die Situation in äußeren Lagen Wetters. Dort habe sich die Situation etwa wegen der Einbeziehung von Wirtschaftswegen für manche Landwirte oder Pächter verschlechtert, da sich die Grünen im Stadtrat nicht mit ihren Argumenten durchsetzen konnten. Zudem sei eine Abschaffung der Anliegerbeiträge nur dann sinnvoll, wenn das Land NRW die Kommunen finanziell entlaste.
Nicht gestellte Fragen mit Antworten und Aufzeichnung bald im Netz
Insgesamt fast 150 Fragen sind am Montagabend und im Vorfeld von den Lesern gestellt worden. Binnen einer Stunde waren nicht alle zu beantworten. Daher leitet die Redaktion all jene Themen, die nicht besprochen wurden, an die beiden Kandidaten weiter.
Die Antworten von Frank Hasenberg und Karen Haltaufderheide werden in den kommenden Tagen auf der Internetseite dieser Zeitung veröffentlicht.
Im Laufe des Dienstags wird zudem der Mitschnitt der Podiumsdiskussion dort zu sehen sein.
Unterschiedlicher Blick auf Wirtschaft
Passender Übergang zum Fragenblock Wirtschaft. Angesichts fehlender Flächen erhofft sich Hasenberg auch vom entstehenden Gewerbepark Schwelmer Straße, dass sich die mittelständischen Unternehmen in Wetter zukunftsträchtig weiterentwickeln können. In der Corona-Pandemie habe das hiesige Gewerbesteuer-Aufkommen bisher gezeigt, dass Betriebe hier vergleichsweise gut durch die Krise zu kommen scheinen und die Harkortstadt also gut aufgestellt sei. Er sei weiter dagegen, die Vordere Heide großflächig für Unternehmen auszuweisen und stichelte damit kurz gegen Haltaufderheide. Die wiederum kritisierte den vorigen Umgang mit Gewerbeflächen. Bei Abus beispielsweise seien viele Parkplätze entstanden, Anbindungen zum Nahverkehr dagegen eindeutig vernachlässigt worden. Das befürchte sie auch für das Gebiet an der Schwelmer Straße. Eine effizientere Flächennutzung hätte zu weniger Problemen geführt. Zudem hinke Wetter beim Strukturwandel hinterher, andernorts gebe es vermehrt innovative Dienstleister.
Interessant waren auch die Meinungen zum „Wir-Gefühl“ in Wetter. Die Grünen-Politikerin könne nachvollziehen, dass sich Anwohner vom Schmandbruch im Vergleich zu Menschen in Alt-Wetter oder Volmarstein vernachlässigt fühlen. Daher gelte es, über eine verstärkte Bürgerbeteiligung die Infrastruktur in den Ortsteilen zu stärken – ohne die Identität als „Wetteraner“ infrage zu stellen. Der Amtsinhaber richtete seinen Blick in dieser Angelegenheit auf die Versorgungslage im jeweiligen Ortskern. In Wengern („Der Stadtteil ist nicht abgehängt“) werde sich die Situation bald mit dem Edeka verbessern – und am Schmandbruch geschehe Gleiches durch die geplante Aldi-Vergrößerung. Dabei solle jeder Ortsteil seine Eigenheiten behalten.
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In den Schulen, so sahen es beide, gebe es Nachholbedarf bei der Digitalisierung. Die müsse der Bund in Wetter auch im ländlichen Raum besser fördern. Einig war sich das Duo auch, vermehrt bezahlbaren Wohnraum im Stadtgebiet zu schaffen – vor allem über eine Geschoss-Bauweise. Beim Einzelhandel tendiere Haltaufderheide neben der Grundversorgung vor Ort zu Besonderheiten über biologisch-ökolgisch-naturnahe Angebote, Hasenberg befürworte kurze Wege