Herdecke. Die AfD in Herdecke geht auf Distanz zu einem mittlerweile gesperrten Facebook-Eintrag. Fallen lässt sie ihren Kandidaten aber nicht.

Ein mittlerweile nicht mehr zugänglicher Facebook-Eintrag eines Direktkandidaten der AfD für ein Ratsmandat sorgt derzeit für Aufregung: Der Post davon zeigt in der linken Hälfte ein Bild von Adolf Hitler und auf der anderen Seite das Textfeld „macht es euch nicht zu einfach ich bin kein nazi aber der mann hat getan was getan werden musste!“ Im Kopf ist ein Datum von 2014 und der Name von Gabriel Krause zu lesen. Dieser tritt bei der Kommunalwahl am 13. September im Wahlbezirk Kirchdorf für die AfD an. Wie denkt deren Vize-Kreissprecher und Spitzenkandidat in Herdecke, Oliver Haarmann, über die Facebook-Äußerung Krauses? Wie weit geht eine mögliche Distanzierung? Hier die Fragen und die Antworten.

Haben Sie Kenntnis davon, dass dieser Post kursiert?

Oliver Haarmann: Ich habe vor circa vier Wochen einen Screenshot der politischen Konkurrenz auf Facebook gesehen, der Herrn Krause damit in Verbindung bringt. Ich kenne Herrn Krause erst seit wenigen Monaten und hatte bis zum Auftauchen des besagten Screenshots auch keinerlei Kenntnis von der Existenz eines solchen Posts.

Ist Gabriel Krause Mitglied der AfD?

Nein, Herr Krause ist und war zu keinem Zeitpunkt Mitglied unserer Partei.

Haben Sie Gabriel Krause auf diesen Post angesprochen?

Ja, das habe ich getan, nachdem Herr Krause wieder aus seinem Urlaub zurück und damit für mich erreichbar war.

Wie hat Gabriel Krause erklärt, dass sich der Eintrag von 2014 bis vor kurzem leicht auffindbar auf seinen Facebook-Seiten aufrufen ließ?

In meinem Gespräch mit Herrn Krause ging es darum, zu klären, weshalb er einen solchen Post überhaupt verfasst hat und darum, klarzustellen, dass dieser für unsere Partei zweifelsohne nicht akzeptabel ist. Es ging primär nicht darum, weshalb der Post vermeintlich noch seit 2014 online war. Wie sich jedoch in dem Gespräch herausstellte, war Herr Krause sich des sechs Jahre alten Posts selbst gar nicht mehr gewahr. Dies ist wohl auch der Grund, weshalb er diesen nicht bereits vorher gelöscht hatte.

Hat Gabriel Krause sich Ihnen gegenüber von dem Eintrag distanziert?

Ja, Herr Krause hat mir gegenüber glaubhaft sein Bedauern über seinen damaligen Post zum Ausdruck gebracht. Dies war auch ausschlaggebend für unsere Entscheidung, ob wir Herrn Krause als Wahlkreisbewerber belassen oder zurückziehen. Wie Herr Krause in seinem Post selbst schrieb, ist er „kein Nazi“ und bedauert vor diesem Hintergrund auch den jetzt entstandenen Eindruck, den die politische Konkurrenz nun allzu gerne aufgreift, um nun die gesamte AfD Ennepe-Ruhr dafür in Sippenhaft zu nehmen und in Verruf zu bringen. Ich halte ein solches Verhalten für nicht minder unanständig als den Post von Herrn Krause.

Distanzieren Sie persönlich sich von einem Mitstreiter, der auch im Jahr 2020 noch einen solchen Eintrag auf seiner Seite hat?

Ich distanziere mich ausdrücklich von dem getätigten Post, so wie es uns Herr Krause gegenüber auch getan hat. Ich habe Herrn Krause im Rahmen unserer Kandidatenakquise als jemanden kennengelernt, dem unsere Stadt Herdecke am Herzen liegt. Daher haben wir ihm die Chance gegeben, uns in Herdecke bei der Kommunalwahl als Direktkandidat zu unterstützen, auch wenn er kein Mitglied in der AfD ist.

Distanziert sich die AfD als Partei?

Die AfD distanziert sich ausdrücklich von dem Post und heißt grundsätzlich keine Statements gut, die in irgendeiner Weise dazu geeignet sind, historische Ereignisse zu verklären oder gar – wie in diesem Falle – zu beschönigen.

Kann Gabriel Krause für den Fall, dass er in den Rat gewählt wird, davon ausgehen, dass die AfD ihn nicht in eine Fraktion aufnehmen wird?

Wie bereits erwähnt, ist Herr Krause nicht Parteimitglied der AfD und wird es auch nicht werden. Er steht lediglich als Wahlkreisbewerber für die AfD in Herdecke zur Verfügung und leistet so einen Beitrag dazu, dass unsere Partei in einem Wahlbezirk gewählt werden kann. Herr Krause ist aber kein Kandidat auf der Reserveliste unserer Partei. Es ist nicht davon auszugehen, dass Herr Krause in seinem Wahlbezirk die Mehrheit aller Stimmen holen und so direkt in den Stadtrat einziehen wird. Insofern ist Ihre Frage von rein theoretischer Natur, denn Herr Krause wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Mitglied des Stadtrates und somit auch keiner AfD-Fraktion.

Die Redaktion hat Gabriel Krause am Montag unter der in der amtlichen Wahlbekanntmachung angegebenen Mailadresse um eine Stellungnahme geben. Eine Reaktion ist bisher nicht erfolgt.

>>> Der Kommentar


Diese Distanzierung reicht nicht

Von Klaus Görzel

Es ist beruhigend, dass Gabriel Krause wohl nur über ein Direktmandat in den Herdecker Rat einziehen könnte. Ohne prophetische Gaben lässt sich sagen: Das wird er wohl kaum schaffen.

Der Schaden für den Rat als wichtigstes Entscheidungsgremium der Herdecker Bürgerinnen und Bürger bleibt also begrenzt. Der für die AfD nicht so leicht.

Oliver Haarmann, immerhin Vize-Chef der Partei im Kreis, spricht selbst davon, dass Krause historische Ereignisse – hier soll das beim Namen genannt sein: die Person Adolf Hitlers und sein Wirken – beschönigt hat.

Wenn Haarmann den Post von Gabriel Krause schon selbst als „unanständig“ erkennt, wäre ein Fallenlassen des Bewerbers die bessere Alternative zum Festhalten gewesen.