Wetter. Christopher Krüger will als Bürgermeister das Handeln von Politik und Verwaltung transparenter machen. Das hat er vor.
Erstmals kandidiert Christopher Krüger für das Amt des Bürgermeisters in Wetter. Er sitzt aktuell für die Christlich-Sozialen Reformer im Rat der Stadt und tritt auch erneut für ein Ratsmandat an. Wo sieht er seine Stärken, was würde sich mit ihm an der Spitze des Rathauses ändern? Die Redaktion hat mit dem Bewerber gesprochen.
So eine Verwaltung hat viele Mitarbeiter. Wie steht es um Ihre Führungserfahrung?
Christopher Krüger: Ich habe jahrelang Führungsaufgaben in diversen Positionen übernommen und dabei auch sehr gut Mitglieder und Mitarbeiter geleitet. Ich war Fraktionsgeschäftsführer der CDU hier vor Ort und habe für den Landtag und im Bundestag auf Leitungsebene gearbeitet. Dabei habe ich meine Aufgaben nicht nur befriedigend, sondern sehr gut gelöst, sonst wäre ich auf dem Markt nicht so gefragt.
Was an Ihrem Tun im Rathaus wäre besonders christlich geprägt?
Das Miteinander. Ich bin ein Mensch, der Menschen auf Augenhöhe begegnet und nicht von oben ‘runter regiert. Mir ist wichtig zu wissen, was die Menschen bewegt und wo die Probleme liegen – auch in der Verwaltung. Oft gibt es auch persönliche Probleme, die man lösen muss, um zufriedenes Personal zu haben und auch Wetter voran zu bringen.
Was wäre besonders sozial?
Fürsorge ist christlich-sozial. Ich bin für jeden da und nehme mir dann auch die Zeit. Natürlich möchte man auch Leistung sehen. Die bekommt man aber automatisch, wenn man die nötige Fürsorge zeigt.
Was gibt es im Rathaus und in der Stadt zu reformieren?
Es muss eine klare Struktur ‘reingebracht werden. Es geht nicht nur um Zuständigkeiten, sondern auch darum, zu durchleuchten, wo es Probleme gibt. Wichtig ist für mich aber auch, dass sich unsere Wetteraner wohl fühlen. Ich wünschte mir, dass mal nach Herdecke ‘rüber geschaut wird. Aus meiner Sicht lassen sich bei Harkortsee, Harkortberg und Harkortturm zusätzlich mit dem Kletterwald in Wetter Synergien finden, die ich besser darstellen würde. Die verschiedenen Tourismusmöglichkeiten müssen gestärkt werden. Das vermisse ich – wir packen alles so ein bisschen an, wir gehen aber nicht in die Vollen wie in Herdecke und Gevelsberg.
Wo sehen Sie für sich und die CSR für die ausgehende Amtsperiode die Erfolge?
Wir haben öfter den Daumen in die Wunde gedrückt – und das auch sehr gut. Öfter kam doch mal das eine oder andere Zucken bei der SPD, die dann doch etwas geändert hat. Grundsätzlich ist es schwierig, als Opposition selbst Anträge durchzubringen, gerade wenn man eine kleine Fraktion ist. Seit es die CSR gibt, haben wir mit den Grünen die meisten Anträge gestellt.
Corona ist eine Herausforderung auch für die städtischen Finanzen. Wie wollen Sie Wetter aus dieser Krise führen?
Das wird zu einem großen Problem werden. Corona wird noch bleiben. Wir werden eine Gewerbesteuerminderung haben, die noch nicht abzuschätzen ist. Ebenso wenig wie die Zahl der Gewerbetreibenden, die noch ins Schwanken kommen werden. Das letzte Wort in Wetter sollte aber nicht sein, die Grundsteuer zu erhöhen. Es wird davon abhängen, in welcher Größenordnung am Ende die Gewerbesteuer tatsächlich wegbricht. Das kann die Kommune Wetter alleine nicht lösen, das Problem hat gerade jede Gemeinde in Nordrhein-Westfalen. Aber natürlich müssen Fördergelder aus dem Bund und vom Land, wie es beispielsweise in Gevelsberg gemacht wurde, eingefordert werden. Das sehen wir alle bei der Sanierung der Innenstadt Gevelsberg. Schade, dass wir in Wetter nicht so viele Fördergelder bekommen.
Muss die Arbeit der Politiker und auch die des Bürgermeisters transparenter werden? Und wie könnte so etwas geschehen?
Definitiv. Wir sind mittlerweile im Web 4.0 angekommen. Die meisten Bürger haben ein Handy oder auch ein Smartphone oder ein Notebook, die verschiedene Arten der Übertragung möglich machen. Das kann per Livestream sein, per Aufnahme oder per Audioaufnahme – aber das wurde ja alles leider abgelehnt. Vielleicht liegt es einfach daran, dass wir noch einen relativ hohen Altersschnitt im Rat haben. Wir als CSR zumindest werden ihn senken. Als Bürgermeister zu sagen, die Leute können zur Ratssitzung kommen und sich hinten hinsetzen, ist nicht mehr zeitgemäß.
Welche drei Topthemen stehen bei einem Bürgermeister Christopher Krüger auf der Agenda?
Marketing/Tourismus ist ein großer Punkt für mich, Transparenz kann man direkt umsetzen und besonders einen Überblick im eigenen Haus verschaffen, da mir einige Fragen nicht zu meiner Zufriedenheit beantwortet wurden.
Sie haben einmal gesagt, die AfD sei nicht mehr Ihre politische Heimat. Wie ist Ihr heutiges Verhältnis?
Man muss sie behandeln wie jede andere demokratische Partei – und das würde ich auch als Bürgermeister machen. Ich grüße jeden, und das sollte jeder so sehen. Es gibt für mich keine Partei, bei der ich sagen kann, zu 70 oder 80 Prozent kann ich der folgen. Deswegen habe ich eine eigene Wählergemeinschaft gegründet. Das ist ein Wählerprojekt, bei dem – außer mir – 15 Bürger antreten, die vorher noch nie Politik gemacht haben.
Die Reaktion der anderen Parteien auf Vorschläge der CSR kommen mir - zurückhaltend gesagt - verhalten vor. Wie wollen Sie als Bürgermeister politische Mehrheiten für ihre Vorschläge organisieren?
Natürlich ist es schwierig, Strukturen zu durchbrechen. Gerade mit jüngeren Leuten und denen, die noch nicht so eingefahren sind, geht das schon. Da ist die Hoffnung, dass sich im nächsten Rat ein paar Jüngere durchsetzen und mal für innovative Ideen zu haben sind.
Wenn es mit dem Einzug in die Chefetage des Rathauses nicht klappt: welches Ergebnis würde Sie trotzdem zufrieden stellen?
Ich gehe fest davon aus, dass wir in eine Stichwahl gehen. Unterstützung aus dem Mittelstand habe ich. Ob es am Ende für über 50 Prozent im ersten Wahlgang reicht, weiß ich nicht. Aber wenn es mit mir in die Stichwahl geht, dann möchte ich auch gewinnen.