Herdecke. Die Verkehrskommission in Herdecke bespricht die Lage am Herdecker Bach. Viel Trost haben die Technischen Betriebe nicht zu bieten.

Richtig, der Wahlkampf läuft. Über ein Werbeplakat will die hiesige SPD Autofahrer erreichen und per Foto von einer Blechlawine auf das Problem am Herdecker Bach hinweisen. „Morgens, halb acht in Herdecke: Der Verkehr ruht“ – so heißt es wörtlich. In der Unterzeile folgt die Forderung, den Dauerstau zu beenden und auf diesem vielbefahrenen Abschnitt der Bundesstraße eine intelligente Ampelschaltung zu installieren.

Den „massiven Rückstau“ auf der B54 am Abzweig zur Ender Talstraße machte kürzlich Jan Schaberick als Vorsitzender der Verkehrskommission erneut zum Thema. Der SPD-Bürgermeisterkandidat habe in der jüngeren Vergangenheit auf jenem Teilstück fast nie eine „grüne Welle“ erlebt, die Lage dort oder am Mozartweg sei nicht optimal und verbesserungswürdig.

Dazu nahm Andreas Schliepkorte dann ausführlich Stellung. Der Verantwortliche von den Technischen Betriebnen Herdecke (TBH) skizzierte sowohl historische Zusammenhänge als auch aktuelle Vorgaben. Die besagen demnach, dass es an diesem Abschnitt nach Hinweisen der Stadt und in Abstimmung mit dem zuständigen Landesbetrieb Straßen NRW bereits einige Umprogrammierungen an den Ampeln gegeben habe. Nicht verhandelbar sei jedoch die Lichtsignalanlage zur Ender Talstraße, auch wenn frühere Planer darauf verzichteten. „Es soll dort ein geschütztes Abbiegen erfolgen, das entgegnen wir auch auf Kritik von Bürgern“, sagte Schliepkorte.

Er selbst fahre diese Strecke teils mehrfach am Tag. Und könne in der Rückschau bestätigen, dass einem die Grünphase für Linksabbieger von der B54 ins Ender Tal nach den Umbaumaßnahmen zunächst lang vorkam. „Nach Messungen im Dezember 2017 haben wir das dann optimieren und die Zeit für den Geradeaus-Verkehr auf der Bundesstraße verlängern können.“

Knotenpunkt am Limit

Im Sommer 2019 stand laut Schliepkorte eine Überprüfung der neuen Videotechnik an den Ampeln an. Schon da zeigte sich, was heute noch gelte: „Die renommierte Fachfirma, die sich damit beschäftigte, hat ein deutlich erhöhtes Verkehrsaufkommen festgestellt.“ Bei Zählungen kam heraus, dass der Knotenpunkt B54/Talstraße „an seiner obersten Leistungsfähigkeit angelangt“ sei. Im Normalfall lassen sich an solch einer (einspurigen) Örtlichkeit 1800 Fahrzeuge pro Stunde ableiten. Wegen der Blechlawinen dort sinke dieser Wert um 25 Prozent: Am stark frequentierten Nachmittag könnten demnach nur 1350 KfZ abfließen, wie es in der Fachsprache heißt. Wobei auch individuelles Fehlverhalten wie etwa das Entstehen großer Lücken zu berücksichtigen sei.

Noch zwei Vergleichszahlen: 2010 ermittelten Verkehrsgutachter am Herdecker Bach 25.000 Fahrzeuge im Tagesdurchschnitt, 2016 waren es 31.000 – angesichts der Baustellen in der Umgebung dürften diese Werte aus Sicht der TBH aktuell nochmals gestiegen sein. In deren Wahrnehmung sei der Knotenpunkt am Ender-Tal-Abzweig auch das Hauptproblem der B54.

Was also tun? Ein Kreisverkehr – ausgeschlossen. Theoretisch denkbar wäre eine zweite Abbiegespur für jene, die aus Dortmund Richtung Herdecke oder Hagen unterwegs sind und dann nach rechts in die Talstraße abzweigen. „Aus Platz- und Kostengründen wollte das der Landesbetrieb nicht“, erklärte Schliepkorte. Er plädiere dafür, mit diesem weiter im Gespräch zu bleiben und nach kleinen Stellschrauben zu suchen. „Für langfristige und umfangreiche Veränderungen gibt es kaum Möglichkeiten.“

Reaktionen der Politiker

Während Christopher Huck von der FDP sich für verstärkte Alternativ-Bemühungen („Wir müssen mehr Leute auf das Rad kriegen“) aussprach, sah Georg Torwesten von der CDU keine Versäumnisse der Stadtverwaltung. Einen Schritt weiter ging Peter Gerigk. Der Grünen-Politiker nannte die SPD-Wahlwerbung „populistischen Quatsch“ und forderte die Sozialdemokraten auf, diese Plakate abzuhängen. Stattdessen sei zu überlegen, ob sich beispielsweise über veränderte Unterrichtszeiten an den Schulen Verbesserungen erreichen lassen.

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