Wetter. Er ließ seine Zerstörungswut an Autos ab, drohte der Nachbarin, benutzte eine Pistole. Jetzt saß der 19-Jährige auf der Anklagebank.
Abgetretene Autospiegel, eine Schreckschusspistole im Einsatz gegen seine Gegner, verbale Tiefschläge oder ein „Schmähbrief“ für die Nachbarin: Innerhalb weniger Monate im vergangenen Jahr sorgte ein 19-jähriger Wetteraner immer wieder für Aufsehen. Diese Serie brachte ihn nun im hiesigen Amtsgericht auf die Anklagebank – und in Erklärungsnöte.
Spiegel abgetreten
„Da haben Sie irgendwie einen schlechten Lauf gehabt“, fasste Jugendrichter Janbernd Wessel treffend zusammen, was sich der junge Mann aus Wetter zwischen März und Juni vergangenen Jahres leistete. Zunächst, in einer Nacht im März 2019, lebten er und sein gesondert verfolgter Kumpel ihre Zerstörungswut an Fahrzeugen im Bereich des Gymnasiums aus. Bei sechs Autos traten oder schlugen sie die Spiegel ab und sorgten so für einen Schaden im vierstelligen Bereich. Die Nacht verbrachte der 19-Jährige, der offenbar unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen stand, im Polizeigewahrsam. Das dankte er den Beamten, indem er sie als „Hurensöhne“ titulierte.
Auge knapp verfehlt
Einige Wochen später ereignete sich an der Skaterbahn der nächste Zwischenfall. Dort wollte sich der junge Wetteraner mit einem Jugendlichen treffen, um „etwas zu klären“. Offenbar hatte er es dort aber plötzlich mit einer ganzen Gruppe Gegner zu tun. Er zog eine Schreckschusspistole und schoss um sich, traf zwei Personen und hatte im Fall eines Opfers noch Glück, dass er das Auge der jungen Frau knapp verfehlte. Nahezu überflüssig zu erwähnen, dass er auch in der Situation verbale Tiefschläge austeilte.
Zuletzt, am 21. Juni vergangenen Jahres, reichte die Aufforderung seiner Nachbarin, die Musik etwas leiser zu drehen, aus, um ihn in Rage zu versetzen. Sie fand danach eine Botschaft vor ihrer Tür: „Du Hure, jetzt bist Du dran.“
Waffe in den Harkortsee geworfen
Sachbeschädigung, Verstoß gegen das Waffengesetz, gefährliche Körperverletzung und Beleidigung wurden dem 19-Jährigen nun zur Last gelegt. Den Vorfall an der Skaterbahn räumte er ein, wobei er beteuerte, geglaubt zu haben, dass er die Waffe besitzen und immer mit sich führen dürfe. Auch stellte er das Leerschießen des Magazins zumindest anfänglich als Notwehr dar. „Ich habe mich mit einem geboxt. Da kamen alle. Da habe ich die Waffe gezogen. Sie sind weiter auf mich zugekommen. Da habe ich halt geschossen.“ Was das verletzte Mädchen betraf, zufällig seine Ex-Freundin, habe er gewiss nicht treffen wollen. „Das tut mir voll leid.“ Die Waffe habe er danach in den Harkortsee geworfen. Später war er dann bereit, nicht mehr auf eine Notwehrlage zu pochen.
Einsicht und Reue
Ähnlich schwierig gestaltete sich seine Einlassung hinsichtlich der beschädigten Autos am Gymnasium. Hier wollte er sich zunächst nur an einen Wagen erinnern. Im weiteren Verlauf der Verhandlung, nachdem neun gleich gelagerte Vorwürfe zu Taten, die sich in Hagen ereignet haben sollten, eingestellt wurden, war er bereit, sechs Vorfälle einzuräumen. Die Beleidigung der Polizeibeamten und die hässliche Nachricht an die Nachbarin nickte er förmlich ab. „Ja, das ist richtig“, gab er zu. Auch zeigte er am Ende Einsicht und Reue: „Ich wollte mich noch einmal entschuldigen. Ich werde mich auf jeden Fall bessern.“
75 Sozialstunden
Jugendrichter Janbernd Wessel nahm ihn beim Wort und behielt sich die Entscheidung über die Verhängung einer Jugendstrafe für die Dauer von zwei Jahren vor. Als Auflagen wies er den Wetteraner an, 75 Sozialstunden abzuleisten und sechs Gespräche bei der Drogenberatung wahrzunehmen. Diese Bewährungszeit kann der 19-Jährige nun nutzen, um seinen Worten Taten folgen zu lassen. „Sehen Sie es als Neuanfang“, so Wessel.
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