Wetter/Herdecke. Die Schulen in Wetter und Herdecke bereiten einen „verantwortungsvollen Regelbetrieb“ nach den großen Ferien vor. Extra-Lehrer gibt es wohl nicht.

In zwei Wochen beginnt wieder die Schule. Vor den Ferien war alles anders als sonst wegen Corona. Wie wird es am 13. August weiter gehen? Mit „verantwortungsvollem Regelbetrieb“, hat die Landesschulministerin schon vor der Zeugnisvergabe gesagt. Was heißt das genau für die Schulen und die Schulverwaltungen, aber auch für die Eltern und Kinder?

„Alle warten, ob es etwas Neues von der Ministerin gibt“, sagt Matthias Wittler, Leiter der Werner-Richard-Grundschule in Herdecke. Lang war die letzte Mail aus Düsseldorf, sie ist aber schon eine Weile hat. Aber so gilt weiter, dass die Schulen im Land nach den Ferien wieder den Vollbetrieb aufnehmen sollen. An der Werner-Richard-Schule ist der neue Stundenplan längst gemacht. Ohne zusätzliche Lehrer, wie von der Schulministerin allgemein in Aussicht gestellt, auch ohne den angekündigten Leitfaden für die Möglichkeit, dass es noch einmal zu verstärktem Home-Schooling kommt. Wittler sieht sich ziemlich auf sich selbst gestellt. „Man fühlt sich so allein gelassen“, sagt er. Die Verantwortung ist groß.

An seiner Grundschule im Herdecker Schulzentrum geht es noch. Lange schon wird hier in Gruppen gelernt, über mehrere Jahrgangsstufen hinweg. Das heißt aber auch, dass im Normalfall schnell mal über 100 Schülerkontakte für ein Kind zustande kommen – gefährlich viel in Zeiten einer Pandemie, die es einzudämmen gilt. Die Schule hat jetzt „komplett das System“ umgestellt, so Wittler, setzt auf feste Lerngruppen, die sogar im Nachmittagsbereich fortgeführt werden. An vielen anderen Schulen wird das anders sein. Da dürfen sich nachmittags die Kinder wieder mischen, die morgens getrennt sind.

Mehr Räume nicht nötig

Mund-Nasen-Schutz wird an der Werner-Richard-Schule in den Fluren verlangt sein, in den Lerngruppen soll auf Maske und Abstandsgebot verzichtet werden. Und die Pausen sind für die einzelnen Lerngruppen auch entzerrt und hintereinander gelegt worden. So weit der Stand jetzt. Wittler glaubt aber dennoch, dass über kurz oder lang Corona-Fälle auch an Schulen auftauchen werden. Und dann gilt es, durch die festen Gruppenstrukturen „einzugrenzen, damit nicht nachher ausgegrenzt wird“, so der Schulleiter. Sozialer Sprengstoff sei hier verborgen. Seine Erfahrung: Schon allein der Verdacht einer Infizierung in der Familie habe zu Ausgrenzung geführt.

Matthias Wittler geht zu Hause ans Telefon. Er sitzt am Schreibtisch, bei der Vorbereitung des Schuljahres. In anderen Schulen in Wetter und Herdecke laufen die Anrufe ins Leere. Verständlich. Es sind große Ferien. Gibt es aktuelle Infos zum Schulstart Mitte August? Der jüngste Eintrag auf der Internetseite der Friedrich-Harkort-Schule handelt von der gestaffelten Zeugnisausgabe und ist sechs Wochen alt. Das Geschwister-Scholl-Gymnasium hat zuletzt Infos zur dreigeteilten Abi-Feier eingestellt. Einen neueren Stand als den vor den Ferien gibt es ja auch nicht.

Wird es trotzdem in Teilen noch einmal Home-Schooling geben? Was genau ist mit den Hygienevorschriften? Reichen die Räume, wenn in kleineren Gruppen gelernt werden soll? Auch die Stadt Wetter geht auf Anfrage zunächst einmal davon aus, dass wieder Präsenzunterricht stattfindet. „Das Land wird kurzfristig organisatorische und pädagogische Vorkehrungen dafür treffen, dass die Schulen möglichst regulär arbeiten“, so die Stadt. Hier heißt es allerdings auch: „Die landesrechtlichen Vorgaben sind noch nicht bekannt gegeben worden.“

Sind zumindest die Lehrer besser auf die Notwendigkeiten des Home-Schoolings vorbereitet, sollte es noch einmal zu einem pandemie-bedingten Daheimbleiben ihrer Schützlinge kommen? Gab es Ausbildungsangebote in den Ferien oder Dienst-PCs für die Lehrenden? Die Stadt Herdecke nutzt das entsprechende Förderprogramm, um Geräte zu kaufen. „Wir haben jetzt erst das Kontingent zugeteilt bekommen und werden die benötigten Geräte zeitnah anschaffen“, heißt es im Rathaus in Herdecke. „Wir als Schulträger prüfen gerade die Voraussetzungen gemeinsam mit den Schulen“, so die Auskunft in Wetter. Zusätzliche Räume, so zeigen sich die Schulverwaltungen in beiden Städten überzeugt, brauchen die Schulen nicht.

Die Gewinnung von zusätzlichem Personal zur Sicherstellung des Regelbetriebs hatte die Schulministerin in Aussicht gestellt. Eine Nachfrage bei der Kreisverwaltung ergibt: Im Rahmen der üblichen Ausschreibungen zum Schuljahresbeginn konnten frei gewordene Stellen nachbesetzt werden. „Zusätzliche Kontingente, die vom Land in der Corona-Krise den Schulämtern angekündigt wurden, sind bisher nicht zugeteilt worden. Wir warten darauf und rechnen in den nächsten Wochen damit.“

Nach einer Abfrage des Schulamtes im Kreises können an zehn von 54 Grundschulen im Kreis nicht ausreichend Klassenlehrer oder Klassenlehrerinnen gestellt werden. „Durch den coronabedingten Personalausfall“ ergebe sich eine Unterversorgung. Lehrer, die eine corona-relevante Vorerkrankung haben und somit zur Risikogruppe gehören, dürfen nicht im Präsenzdienst eingesetzt sein. Es werde versucht, „in Form von Abordnungen, Aktivierungen von Lehramtsstudierenden und sonstigen Unterrichtshilfen den Schulbetrieb in den Grundschulen sicher zu stellen.“

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