Wetter. Wie können 2738 ausländische Einwohner in Wetter stärker am politischen Leben teilhaben? Wollen sie das überhaupt?

Ratswahl auszählen und Bürgermeisterwahl, Kreistagsstimmzettel aufeinanderlegen und Stimmen für den Landrat – eine Zählung aber bleibt den Wahlhelfern am 13. September erspart: Zur gleichzeitigen Wahl eines Integrationsrates wird es in Wetter nicht kommen. Der fehlt seit Jahren in der Stadt. Gibt es aber ein spürbares Interesse für ein solches Gremium, kann diese Wahl auch zwischen zwei Ratswahlen nachgeholt werden.

Wie wichtig ein solcher Integrationsrat sein könne, hatten zuletzt die Grünen unterstrichen. Sehr viele Geflüchtete seien seit 2015 in Wetter zugewandert. Es gebe „sehr gute Arbeit für diese Menschen und mit ihnen, um eine gelingende Integration zu ermöglichen“, so die Grünen. Auf die schwierige Phase des Ankommens und der Orientierung solle nun die Integration durch eine verstärkte politische Teilhabe kommen. Aus Sicht der Grünen ist ein solcher Integrationsrat für die neu Zugewanderten wichtig, aber auch für die seit Jahren in Wetter wohnenden Menschen mit ausländischen Wurzeln.

Es läuft viel in der Stadt

Was alles auch ohne Integrationsrat oder dessen Einschätzung dazu in Wetter stattfindet, hatte die Verwaltung noch einmal für die Politik aufgelistet: Nach der Flüchtlingskrise seien ehrenamtliche Paten geschult worden, um die Geflüchteten beim Einkaufen, bei Behördengängen oder Arztbesuchen zu unterstützen. Sprachkurse, Hausaufgabenhilfe, Kochprojekte oder Mutter-Kind-Gruppen „haben sich mittlerweile verstetigt und tragen damit zur Integration der geflüchteten Menschen bei“, so der Fachdienst Soziales.

Seit November 2019 gibt es auch ein Integrationskonzept in Wetter, das neben Sprache und Arbeit auch bürgerschaftliches Engagement und gesellschaftliche Teilhabe zum Inhalt hat. Das Konzept sei auch Grundlage der Bürgerkonferenz „Wetter weltoffen“. Aus Sicht der Verwaltung hat sich die Integrationsarbeit „in den bestehenden Strukturen“ bewährt. Ein von außen an die betroffenen herangetragener Integrationsrat sei daher verzichtbar.

2014 an Neuwahl nicht interessiert

„Wir haben eine gelebte Integration in Wetter, die gut ist“, stellte auch SPD-Parteichefin und Vizebürgermeisterin Kirsten Stich fest. Dennoch wollte sie sich der Gründung eines Integrationsrates nicht von vorneherein verschließen. Wichtig war ihr nur: „Die Betroffenen müssen in einen solchen Integrationsrat.“ In der Vergangenheit ist das nicht immer gelungen. Bis 2009 gab es einen Ausländerbeirat in Wetter, der dann von einem Integrationsrat abgelöst wurde. Besetzt war er mit neun gewählten Mitgliedern aus verschiedenen Herkunftsländern und sechs Ratsvertretern. 2012 wurde laut Stadt allerdings deutlich, „dass immer weniger Mitglieder aus der internationalen Liste an den Sitzungen teilnahmen.“ Versuche einer Wiederbelebung des Gremiums seien fehl geschlagen. Schließlich empfahl der Integrationsrat selbst, keine Neuwahl mit der Kommunalwahl 2014 zu verknüpfen.

Auch wenn in Wetter aktuell keine Verpflichtung besteht, einen Integrationsrat einzurichten, könnten die Politiker und Politikerinnen aber das Gespräch unter den Betroffenen ankurbeln. Bürgermeister Frank Hasenberg hat diese Aufgabe dem neuen Rat mit auf den Weg gegeben. Wenn die Stimmen am 13. September ausgezählt und später die Ausschüsse bestimmt sind, soll sich der Sozialausschuss mit einem neuerlichen Integrationsrat beschäftigen.

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