Wetter. Die erste Anlagen sind 20 Jahre alt. Damit läuft die Förderung aus. In Wetter ist die Verunsicherung nicht so groß. Dank der Weitsicht von AVU.
200 Solaranlagen waren 1998 das Ziel der Lokalen Agenda für Wetter Mittlerweile sind es über 500. Die ersten Anlagenbetreiber müssen jetzt neu rechnen. Bekamen sie bislang pro Kilowattstunde eingespeisten Strom 50 Cent, sinkt die Vergütung am 1. Januar 2021 auf 3 Cent. Wird der Solarstrom selbst verbraucht, sieht die Rechnung nicht ganz so schlecht aus. Für Rolf Weber bedeutet dies ein paar Hundert Euro weniger Erlös im Jahr.
Nach dem EEG, dem „erneuerbaren Energien-Gesetz“, war den Betreibern von Solaranlagen über 20 Jahre eine ordentliche Einspeisevergütung garantiert. Sieben Anlagen wurden allein im Jahr 2000 in Wetter in Betrieb genommen. Für sie läuft die Förderuhr zum Jahresende ab. Hinzu kommen noch einmal sechs Photovoltaikanlagen in Wetter, die kurz vor dem Jahr 2000 in Betrieb genommen worden sind und noch mit in die Förderung aufgenommen wurden.
Das örtliche Energieversorgungsunternehmen AVU hat die Solardach-Betreiber in ihrer Not nicht allein gelassen. Bereits im Juni wurden die Stromsammler auf die Gesetzesänderung hingewiesen. „Gerne unterstützen wir Sie bei Ihren Überlegungen zum Weiterbetrieb Ihrer Photovoltaik-Anlage“, heißt es in dem Schreiben. Rolf Weber liest das gern. 30 Jahre Laufzeit hat so eine Anlage. „Meine läuft jetzt 20 Jahre wie ein VW-Käfer, sie läuft und läuft und läuft.“ Und das werde sicher noch ein paar Jahre weiter der Fall sein.
Der tiefe Fall auf rund 3 Cent für die Einspeisung einer Kilowattstunde Strom ist die Orientierung an den Preisen der Strombörse in Leipzig. Ganz so tief wird der Fall für die Anlagenbetreiber in Wetter nicht werden. Nutzen sie den von ihnen produzierten Strom selbst, sparen sie die rund 30 Cent, die ihnen AVU sonst für den Stromverbrauch pro Kilowattstunde in Rechnung stellen würde. Dass nicht mehr gefördert wird, hält Rolf Weber „nach 20 Jahren durchaus für gerechtfertigt.“ Die Entscheidung für ein Solardach ist für ihn nicht nur eine Sache des Geldes, sondern vor allem eine Gelegenheit für den persönlichen Klimaschutz.
„Wo ist der Einsatz für das Gemeinwohl wichtig, wo kann ich etwas Wirkungsvolles tun?“ Das hat sich Rolf Weber vor 25 Jahren gefragt und sich für den Klimaschutz entschieden. „Es nervt, dass es beim Strom um Geld und Macht geht und nicht um den Klimaschutz“, sagt er und verweist darauf, was trotzdem alles möglich geworden ist in den letzten Jahren. Wer hätte einen so hohen Anteil regenerierbarer Energiequellen bei der Stromproduktion für möglich gehalten?
Bei weit mehr als 30 Prozent liegt der Anteil derzeit bundesweit. Im AVU-Netzgebiet aber nur bei maximal 3 Prozent, weiß Weber. So würden die Bürger im EN-Kreis derzeit über die EEG-Umlage vorwiegend die Windkraftwerke im Norden sowie die Photovoltaikanlagen im Süden finanzieren: „Schade, dass der EN-Kreis und damit auch Wetter soweit hinterherhinken.“ Dennoch: Allerhöchstens 35 Solaranlagen hielt ein Freund von Weber zu Beginn der Aktion für möglich. Weit mehr als das Zehnfache davon sind es geworden, bislang.
Kritik an Verwaltungspopanz
Die Vertragspartner von AVU in Wetter erlösen künftig deutlich weniger und werden vielleicht sogar dem Klima zuliebe Geld zu legen. Und doch haben sie es vergleichsweise gut. Denn es gibt nicht überall so frühzeitige und klare Abnahmeangebote. Seit mindestens 20 Jahren ist zwar klar, dass die EEG-Förderung für Anlagen von 2000 am 31. Dezember 2020 ausläuft. Aber noch hat der Gesetzgeber nicht entschieden, wie genau der Weiterbetrieb von diesen Anlagen erfolgen und abgerechnet werden soll.
Gerade weil noch nichts entschieden ist, hat Rolf Weber einen Wunsch: Auf die sonst erhobene Umlage für den Ausbau der erneuerbaren Energien solle verzichtet werden, wenn der Strom vom Dach gleich im eigenen Haus oder Garten verbraucht wird. Von einem „völlig widersinnigen Verwaltungspopanz“ spricht der Wetteraner, und auch in der Sache sei die Umlage nicht gerechtfertigt: „Wenn ich zuhause in meinem Garten einen Apfel pflücke, muss ich auch keine Umlage zahlen.“
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