Herdecke. TBH-Mitarbeiter machen in Herdecke sechs Nester des Eichenprozessionsspinners aus. Absperrungen und Beseitigung. SPD sieht Warnungen bestätigt.

Nun hat sich der Eichenprozessionsspinner auch im Herdecker Stadtgebiet gezeigt. Bei einer Kontrolle der Technischen Betriebe ist in der bekannten Stadteiche zwischen Rathaus und Stiftskirche ein Raupennest gefunden worden. Der Bereich wurde schnell abgesperrt. Denn so unscheinbar die haarige kleine Raupe wirkt: Sie kann starken Juckreiz auf der Haut sowie Reizungen der Augen und der Atemwege verursachen.

Bei weiteren Kontrollen von städtischen Eichen fanden TBH-Mitarbeiter in sechs Bäumen Eichenprozessionsspinner. „Weitere Kontrollen laufen zurzeit im Stadtgebiet“, so Janina Flüs vom Bereich Umwelt und Freianlagen der Technischen Betriebe Herdecke. „Die betroffenen Bäume befinden sich in zum Teil hoch frequentierten Bereichen, daher müssen die Raupen schnellstmöglich entfernt werden.“

Ab Anfang der kommenden Woche wird ein Fachunternehmen die Entfernung durchführen. Bis dahin macht die Stadt Herdecke mithilfe einer Beschilderung und – sofern möglich und erforderlich – auch durch Absperrungen auf den Eichenprozessionsspinner aufmerksam. Die Stadt Herdecke appelliert an alle Bürgerinnen und Bürger, ausreichend Abstand von den betroffenen Eichen zu halten. Die Nester, die sich an der Eiche am Spielplatz „Vinkenberg“ und der Eiche zwischen Rathaus und Stiftskirche befinden, wurden wegen der sehr starken Frequentierung bereits am Mittwoch entfernt.

Bei dem Eichenprozessionsspinner handelt es sich um eine Falterart, deren Raupen im dritten Larvenstadium besondere Brennhaare entwickeln. An den Haaren befinden sich kleine Widerhaken, die das Nesselgift Thaumetopoein enthalten. Kommt man mit ihnen in Berührung, kann es unter Umständen nach wenigen Stunden zu allergischen Reaktionen kommen. „Die Falterart ist dennoch Teil der Natur und eine heimische Art. Steigende Durchschnittstemperaturen fördern die Vermehrung des wärmeliebenden Falters. Wir gehen daher davon aus, dass sich der Eichenprozessionsspinner auch in Herdecke weiterverbreiten wird“, so Janina Flüs.

Nistkästen für Meisen als Prävention

Aus Sicht der Herdecker SPD hätte sich das aktuelle Szenario verhindern oder zumindest mindern lassen. In der letzten Sitzung des Umweltausschusses hatte die SPD eine Initiative gestartet, um öffentliche Bereiche wie Schulhöfe, Kitas, Seniorenheime oder auch neben dem Rathaus „präventiv und ökologisch mit Nistkästen für Meisen auszustatten.“ Der Ansatz: Die Meisen fressen den Eichenprozessionsspinner in diesem frühen Entwicklungsstadium, der Bestand minimiert sich. SPD-Fraktionssprecher Jan Schaberick hat in einer Landesliegenschaft damit eine sehr gute Erfahrung gemacht.

TBH-Vorstand Andreas Schliepkorte hatte gegen gehalten: „Als Stadt können wir die Unterhaltung und Reinigung solcher Kästen in öffentlichen Bereichen nicht leisten.“ Zudem handle es sich bei einer solche Maßnahme auch um ein zweischneidiges Schwert: Wenn Nester gefunden würden, reagiere die Stadt sofort und würde sie entfernen lassen. Damit entziehe man dann aber zugleich dem Vogel, den man zuvor mit den Nistkästen angelockt habe, die Nahrungsgrundlage.

„Nun ist genau das eingetreten, was ich befürchtet habe“, kommentiert Schaberick die Absperrungen, „die ersten Eichen in Herdecke sind befallen, und es müssen aufwendige, kostenintensive und gegebenenfalls auch umweltschädliche Maßnahmen (Einsatz von Gift) ergriffen werden.“ Die SPD habe frühzeitig auf das Problem und auf präventive Lösungsansätze hingewiesen. Jan Schaberick weiter: „Leider sind wir bei der Stadtverwaltung nicht auf die erhofften offenen Ohren gestoßen. Der aktuelle Befall zeigt im Ergebnis aber, wie weitsichtig die SPD in der Thematik war – im Gegensatz zur Verwaltung.“

https://www.waz.de/article225921229.ece