Herdecke. Nach der Corona-Pause sollen ab dem 2. Juni wieder Filme im Onikon (Goethestraße) in Herdecke laufen. Einschränkungen führen zu weniger Plätzen.

Wer Corona rückwärts aussprechen will, muss Anoroc sagen. Dieser Buchstabendreh bietet die passende Überleitung zum Herdecker Onikon, das sich im Zuge der Eröffnung 1984 seinerzeit als „Nokino“ mit manchen Besonderheiten verstand. Doch wegen der Pandemie musste auch die 1978 gegründete Filminitiative den Betrieb wie alle anderen Einrichtungen dieser Art am 16. März einstellen. Umso mehr freut sich der Verein nun auf den Neustart ab 2. Juni.

„Nach der Bekanntgabe der Kinoschließungen wegen des Virus wollten wir eigentlich am 15. März den vorerst letzten Film vor der angeordneten Pause zeigen. Aber an jenem Sonntag wollte schon niemand mehr ins Onikon. Bei keinem einzigen Gast haben wir den Dokumentarfilm „Bitte nach Mitte“ natürlich auch ausfallen lassen“, so Vorsitzender Friedhelm Schürmann. Die für den 19. März geplante Mitgliederversammlung zur Besprechung des Programms in den Monaten April und Mai musste die Filminitiative ebenfalls absagen. Wobei innerhalb des Vereins manch einer hoffte und glaubte, dass all die Probleme und Verordnungen nicht allzu lange Bestand haben würden.

Mehr als zwei Monate später kann Schürmann bilanzieren: Die Corona-Krise habe das Herdecker Kino in der Goethestraße 14 mit Blick auf vergleichbare Einrichtungen nicht ganz so hart getroffen. „Wir hatten ja keine laufenden Kosten, weil die Stadt Herdecke bekanntlich keine Miete verlangt und wir keine hauptamtlichen Kräfte beschäftigen.“ Noch eine frohe Botschaft: Das ausgefallene Programm (die Termine bis Mai waren auch in gedruckter Form bekannt) kann das Onikon jetzt nachholen. Die Auswahl hatten die Mitglieder der Filminitiative noch nach Ansicht der jeweiligen Trailer per Internet untereinander abgestimmt und Ende März beschlossen.

Kurzum: Im März fielen acht Vorstellungen von vier Filmen aus, im April waren es neun bei 18 Terminen. Im Mai bleiben insgesamt 21 geplante Vorführungen (13 Filme) unbesucht. „Wir können all das jetzt auch bis in den Juli und August hinein zum größten Teil nachholen“, sagt Friedhelm Schürmann. Das Programm stehe auch für diese zwei Monate. Dabei gelten alle Reservierungen nicht mehr, es bedarf jeweils neuer Vorbestellungen. Für Filme wie „Lindenberg – Mach dein Ding!“, die Doku über Miles Davis („Birth oft he cool“) oder „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ habe es bereits einige Nachfragen gegeben.

Die gewohnte Sommerunterbrechung entfalle somit 2020. „Wir hatten jetzt genug Pause.“ Die gelte aber weiter für Kinderfilme. Unklar sei auch noch, was mit dem Ferienprogramm in Bezug auf das Onikon passiere. Der Vorsitzende verweist zudem noch auf manche Unschärfe vor dem 30. Mai, wenn in Nordrhein-Westfalen Kinos und Theater wieder öffnen dürfen. Dennoch soll am 2. und 3. Juni jeweils um 20 Uhr der Film „Sorry we missed You" laufen, ehe es dann im gewohnten Rhythmus (Wochenmitte-Wochenende) weitergeht.

Daher habe sich die Filminitiative in Abstimmung mit dem Herdecker Ordnungsamt bereits auf den Corona-Ablauf eingestellt. Denn grobe Richtwerte wie die bekannten Abstandsregeln gelten sicher auch im Onikon. Absehbar ist, dass im Raum an der Goethestraße 14 von 88 Plätzen in elf Reihen immer viele Stühle leer bleiben. „Die genaue Anzahl hängt davon ab, wie viele Einzelpersonen, häusliche Gemeinschaften oder Kleingruppen mit bis zu vier Leuten kommen und sich verteilen lassen“, erläutert Schürmann, der mit Kollegen in der vergangenen Woche schon Flatterband für Absperrungen befestigt hat. Maximal können 36 Gäste hinein, das Gebot der Stunde ab dem 2. Juni: flexible oder auch spontane Zuweisungen.

Abgesehen von erhöhten Reinigungsstandards, greifen den Angaben zufolge weitere Neuerungen: Um einen Begegnungsverkehr zu vermeiden, verlassen die Kinogänger wohl das Kino durch den Notausgang neben der Leinwand. Die Pause während des Films entfällt. Im Foyer sorgen drei neue Plexiglasscheiben eines Herdecker Betriebs für Schutz an der Kasse und Theke. Offenen Wein will der verantwortliche Verein nicht ausschenken, aber Getränke aus Flaschen und Süßigkeiten anbieten. „Wegen der geringeren Besucherzahlen dürfte es auch kein Gedränge geben, wobei wir auf dem Boden Markierungen anbringen“, meint der Vorsitzende der Initiative.

Schürmann hofft, dass die geringeren Einnahmen die Kosten decken, schließlich muss das Onikon einen prozentualen Anteil als Filmmiete abführen und angesichts einer Mindestgarantie womöglich auch mal aufstocken. Ein „Nullsummen-Spiel“ würde die weiterhin engagierten Mitglieder zufrieden stimmen. Die scharren demnach mit den Füßen, grundsätzlich gilt: „Wir sind gut aufgestellt. Trotz der Schwierigkeiten freuen wir uns, bald wieder mit dem Kinobetrieb loslegen zu können. Und je nach Nachfrage sind auch Zusatzvorstellungen denkbar.“

Vorbestellungen ab sofort

Die Programmplaner in Herdecke sichten Filme immer für einen Zwei-Monate-Zyklus. Karten bzw. Geld für ausgefallene Onikon-Vorstellungen musste die Filminitiative laut Friedhelm Schürmann niemandem erstatten.

Das Onikon lehnte, so der Vereinsvorsitzende, auch 5000 Euro Corona-Sofortzuschuss der Filmstiftung NRW ab. Das Geld hätte dem Herdecker Programmkino als Prämie zugestanden. Schürmann: „Wir haben zugunsten anderer verzichtet.“

Vorbestellungen sind ab sofort möglich. Die Filminitiative ist gespannt, wie viele bald wieder zur Goethestraße kommen wollen. Zumal zahlreiche Stammkunden eher zum älteren Semester und somit zur Corona-Risikogruppe gehören. Alle weiteren Informationen stehen im Internet (www.onikon.de).