Wetter. Wegen Ruhestörung rückten Polizeibeamte zur Gartenstraße aus. Bei Öffnung einer Wohnungstür werden sie von einem Mann mit einem Messer attackiert.

Wegen Ruhestörung rückte die Polizei am Samstagmorgen um 4 Uhr zur Gartenstraße in Alt-Wetter aus. Offenbar hatten Anwohner sich beschwert. Dort angekommen, nahmen die Polizisten einen Alarmton aus einer Wohnung unweit des ehemaligen Krankenhauses wahr. Nachdem auf Klingeln und Klopfen aber niemand reagierte, öffneten die Einsatzkräfte die Tür und wurden dann unvermittelt von einem 57-jährigen Mann angegriffen. Dabei sei auch ein Messer zum Einsatz gekommen. Einer der Beamten schoss dem Mann daraufhin ins Bein. Dies teilten die Staatsanwaltschaft Hagen, die Polizei Hagen und die Polizei des Ennepe-Ruhr-Kreises in einer gemeinsamen Presseerklärung mit.

Schnittwunde an der Hand

Die Polizisten hätten den Mann dann fixiert und Erste Hilfe geleistet; ein Rettungswagen brachte ihn schließlich ins Krankenhaus. Der 50-jährige Polizist, der die Schusswaffe eingesetzt hatte, erlitt eine Schnittwunde an der Hand. Die Polizei Hagen setzte eine Mordkommission ein. Warum es zu dem Angriff kam, sei noch unklar. Nach ersten Ermittlungen sei von einer Notwehrsituation auszugehen, in der sich der Polizist befunden habe. Verbindungen oder Parallelen zu dem Schusswaffengebrauch in Gevelsberg vom 6. Mai bestünden nicht, betont die Polizei.

Keine Parallelen zu Fall in Gevelsberg

Dort hatte ein Ennepetaler in der Nacht zum 6. Mai im Rahmen einer Routinekontrolle nach einem Urintest unvermittelt auf einen Polizisten geschossen, war geflüchtet und hatte sein Auto wenige hundert Meter weiter zerstört. Etwa vier Stunden wurde er in einem Hinterhof nach einem erneuten Schusswechsel schwer verletzt verhaftet. Was der Ennepetaler in der Zwischenzeit tat und wo er sich aufhielt, bis ihn ein Spürhund mit SEK-Beamten im Schlepptau fand, ist Gegenstand der Ermittlungen. Um umfassende Kenntnis der Tat zu erlangen und der Anklägerin der Staatsanwaltschaft ein schlüssiges Bild zu liefern, haben die Beamten an der Mühlenstraße, wo der Mann auf die Polizisten schoss, an der Kreuzung, wo er sein zerstörtes Auto stehen ließ, und in dem Hinterhof, wo ein SEK-Mann ihm in den Oberschenkel schoss, bevor er verhaftet wurde, zahlreiche Spuren gesichert. Deren Auswertung dauert noch an.

Spurensicherung und Vernehmungen

Zurück zu dem Vorfall in Alt-Wetter? Nachdem die Beamten mit der Spurensicherung am Tatort bereits am Samstagvormittag begonnen hatten, werden weitere Untersuchungen und Vernehmungen folgen, erklärt Michael Siemes.

Warum die Polizei in ihrer Mitteilung betont hatte, dass es keinerlei Verbindungen und Parallelen zu dem Vorfall in Gevelsberg gebe, erklärt Siemes so: Es solle verhindert werden, dass Netzwerke vermutet oder der EN-Kreis als Gebiet von Schießwütigen eingeordnet werde: „Es handelt sich bei dem Vorfall in Wetter um einen komplett anderen Sachverhalt mit einem anderen Hintergrund und anderen Kollegen.“

Hintergrund

Warum setzt die Polizei nach einem solchen Vorfall eine Mordkommission ein? Michael Siemes, Sprecher der Polizei Hagen, erklärt dazu auf Nachfrage der Lokalredaktion: „Hier steht ein versuchtes Tötungsdelikt desjenigen, der mit dem Messer hantiert hat, im Raum. Das Messer ist geeignet gewesen, den Polizisten zu töten.“

Ob das für die Staatsanwaltschaft am Ende reiche, den Angreifer wegen eines versuchten Tötungsdeliktes anzuklagen, sei offen. Eine Mordkommission müsse nicht unbedingt mit einem Mord in Verbindung stehen, aber: „Zur Klärung dessen setzt die Polizei eine Mordkommission ein“, so Siemes.

Überdies sei nach ersten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft der Einsatz der Schusswaffe durch den Polizisten über Notwehr gerechtfertigt gewesen.