Herdecke. Wegen Virus-Krise denken Makler und Eigentümer wie Lars Strodmeyer über Lösungen für Kunden mit Zahlungsproblemen nach.
Als Adidas, Deichmann oder H & M wegen der Corona-Krise ihre Mietzahlungen aussetzen wollten, hagelte es Kritik. Welche Auswirkungen der Pandemie sind diesbezüglich hier vor Ort zu spüren? Können Händler, Gastronomen, Firmen oder Privatleute ihren Verpflichtungen nachkommen? Einen guten Überblick über die hiesige Immobilienlandschaft hat Lars Strodmeyer. Der Herdecker führt hier in zweiter Generation ein Makler-Büro mit insgesamt zehn Mitarbeitern.
Zwei Erklärungen
Er als Firmenchef von Strodmeyer Immobilien, sein Vater Hermut als Unternehmensgründer und das Team haben mittlerweile mehr als 2500 Objekte in Herdecke, Hagen, Wetter sowie im Dortmunder Süden vermittelt. Zudem ist der 48-Jährige selbst privater Vermieter einiger Liegenschaften. Generell lasse sich feststellen: „Große Kunden versuchen in Corona-Zeiten vergleichsweise häufiger, die Mietkosten zu reduzieren. Dagegen haben Gewerbetreibende mittlerer oder kleinerer Ausprägung eher das Bestreben, den bestehenden Vereinbarungen nachzukommen“, so Lars Strodmeyer.
Zwei Erklärungsansätze hat der Diplom-Betriebswirt, der mit einigen seiner gewerblichen Mieter auch schon über Lösungen sprach und in Einzelfällen aus der Not heraus bis zu 20 Prozent Mietstundungen vereinbarte, für diese Tendenz. „In den nicht ganz so großen Betrieben schlägt die beantragte Staatshilfe mehr durch, so dass diese Geschäftsleute ihre Verpflichtungen auch kurzfristig zu organisieren wissen, zumal häufig auch eine engere oder gar persönliche Verbindung zum Vermieter besteht“, meint der Makler.
Wohnung an heutige Kanzlerin vermittelt
Hermut Strodmeyer, vielen Herdeckern auch noch durch seine Tätigkeit in der Stadtverwaltung und bei der LBS bekannt, gründete 1987 seine eigene Immobilien-Firma.
Sein Sohn Lars schloss sein Wirtschafts-Studium als diplomierter Betriebswirt für Immobilienwirtschaft ab und übernahm dann das Familienunternehmen mit Standorten in Hagen sowie Herdecke. Seine Firma vermittelt größtenteils Einfamilienhäuser, Grundstücke, Wohnungen und Mehrfamilienhäuser für und an Privatleute. Gut 15 bis 20 Prozent des Umsatzes beträgt der Anteil an der Vermittlung von Gewerbeimmobilien.
Schöne Randgeschichte: Während eines Praktikums 1997 in Berlin sollte der Herdecker einer Politikerin eine Wohnung zeigen. Die tauchte dann zu seiner Überraschung mit zwei Personenschützern auf, schließlich handelte es um die damalige Bundesumweltministerin und heutige Kanzlerin Angela Merkel. „Die wohnt auch heute noch in jener Wohnung, die ich ihr damals aufgeschlossen habe“, so Lars Strodmeyer.
Der 48-Jährige ist Mitglied im Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Ennepe-Ruhr-Kreis, der SIHK-Vollversammlung, im Immobilienverband Deutschland und kämpft zudem für die Prozessgemeinschaft Herdecke unter Strom gegen die Amprion-Trasse.
Dagegen helfen Unternehmen mit einem nationalen Filialnetz beispielsweise diese Gelder nicht auf Anhieb, entsprechend suchen deren professionell geführte Abteilungen auf vielen Ebenen nach Kosteneinsparungen mangels Einnahmen. „Gleichwohl kenne ich viele Vermieter, die in dieser schwierigen Zeit gesprächsbereit sind, denn natürlich haben alle kein Interesse an Mietern, die wegen der Corona bedingten Umsatzeinbußen Insolvenz anmelden müssen.“
Die Folgen wären nämlich Leerstand, Renovierungen und die Suche nach Nachfolgern. Also eher mit- statt gegeneinander lautet die Devise. Sowohl privat als auch gewerblich. Die Rede sei hier und da schon mal von 50 Prozent Nachlass oder Stundung. Wobei die Lage in der Gastronomie besonders angespannt und schwierig sei. „Was ich gehört habe, ist diesbezüglich oft ein spezielles Entgegenkommen oder auch ein Mietverzicht notwendig“, berichtet Lars Strodmeyer, der als Makler viele Vermieter berät.
Markt derzeit noch stabil
Die Corona-Zeit sei für seine Branche „eine Herausforderung, ohne schwarzmalen zu müssen“. Der Immobilienmarkt sei derzeit noch stabil, gilt dieser Sektor doch grundsätzlich als recht krisensicher. Wobei viele Gewerbetreibende wirtschaftlich unter Druck stehen und manch ein Geschäft die Krise sicherlich nicht überstehen werde, wodurch der Markt mitsamt der Preise dann in Bewegung geraten könnte. „Das sehe ich aber eher in der Spitze und nicht bei der breiten Masse.“ Der Herdecker argumentiert vorsichtig, da ein Blick in die Zukunft nicht nur ihm schwerfalle und er auch mit fortschreitenden Problemen im Einzelhandel rechnet. Wobei: „Unsere Branche hinkt der wirtschaftlichen Entwicklung immer etwas hinterher, Preis-Prognosen sind derzeit nicht statthaft. Die Entwicklung bei uns wird sich schleichend zeigen.“
Aufschwung seit 2017
Dabei liefen die Immobiliengeschäfte zuletzt gut bis glänzend. Seit 2017 ging es für viele Makler, Entwickler und Bauträger stetig bergauf. Auch in Herdecke und Wetter. Hier wie dort interessierten sich viele entsprechend des herrschenden Altersdurchschnitts für barrierearme Wohnungen, ohne viele Angebote zu erhalten. „Daher hat es im neuen Quartier an der Ruhraue bzw. am Viadukt solch eine hohe Nachfrage trotz bemerkenswerter Preise gegeben, da nahe der Innenstadt für diese Zielgruppe passende Einheiten mit Tiefgarage, Aufzug und altersgerechtem Zuschnitt entstanden. Die niedrigen Zinsen machen den Erwerb einer Immobilie zusätzlich attraktiv.
Angebot in der Region knapp
Insgesamt sei das Angebot in dieser Region weiter knapp, daher sei der Erwerb einer Immobilie als Sachwert grundsätzlich auch in Krisenzeiten interessant. „Derzeit ist aber eine Kaufzurückhaltung spürbar und wenig Bewegung im Markt. Ich glaube auch nicht, dass es da bald eine neue Dynamik gibt.“ Ein Indiz: Seine Firma habe rund 40 Prozent weniger Termine als vor der Krise, wobei die Qualität der Anfragen gestiegen sei, da sich nun vordringlich Kunden mit „echtem Interesse“ melden. Und in seinem persönlichen Mietumfeld habe Corona bisher keine besorgniserregenden Entwicklungen mit sich gebracht, niemand habe ihn bisher auf dieser Ebene um einen größeren Nachlass gebeten. Bekanntlich leben in Herdecke oder im Süden Dortmunds aber auch eher Leute, die finanziell besser gestellt sind als andere. Lars Strodmeyer: „Ich persönlich glaube nicht, dass Immobilienbesitzer wegen der Situation schlaflose Nächte haben müssen. Zudem kenne ich viele, die gemeinsam mit ihren Mietern kreativ nach Lösungen gesucht und auch gefunden haben.“