Wetter. Jugendzentren als Anlaufstelle für die Kinder und Jugendlichen sind geschlossen. Was bleibt dadurch auf der Strecke? Ein Gespräch.

Aus der Offenen Jugendarbeit ist beinahe eine geschlossene Gesellschaft geworden: Die städtischen Jugendzentren in Wetter dürfen wegen Corona ihre Türen nicht öffnen, was die Mitarbeitenden nicht arbeitslos macht, aber den Kontakt zum gewohnten Publikum erheblich erschwert. Was läuft trotzdem für die Jugendlichen, was ist derzeit alles nicht leistbar, und wann kommt endlich wieder mehr persönliches Miteinander? Die Redaktion hat mit Thomas Klutzny aus dem Jugendzentrum am Schmandbruch und Margot Wiese vom städtischen Jugendamt gesprochen.


Was machen derzeit die acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Offenen Jugendarbeit?
Thomas Klutzny:
Ein Teil ist in den Einrichtungen und erledigt das, was sonst immer liegen bleibt – renovieren, säubern, aussortieren. Außerdem ist alles, was zuletzt benutzt wurde, desinfiziert worden. Ein Kollege arbeitet aktuell auch in der Notbetreuung an der Bergschule. Wir sind aber auch unterwegs in der Kontrolle von Schulhöfen, Sportstätten und Spielplätzen. Dabei geht es im Rahmen der Ordnungspartnerschaft um die Einhaltung der Corona-Schutzregeln.


Das hat sie näher an die eigentliche „Kundschaft“ herangeführt?

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Wir sind ja bei den Jugendlichen in Wetter bekannt und unterwegs immer wieder angesprochen worden. Bei denen, die wir aus den Einrichtungen kennen, haben wir das Gespräch gesucht und gesagt: Ihr kennt alle die Regeln, haltet Euch daran. Ihr wollt Euch selber nicht anstecken, ihr wollt keinen anderen anstecken – das hat eigentlich ziemlich gut geklappt. Das war nicht nur nur ermahnend, sondern auch Small-Talk auf Abstand.

Und wie ist das mit den Angeboten in den Jugendzentren?
Unsere Stammbesucher wissen, wie sie uns erreichen können. Das geht über die sozialen Medien. Wir sind mehrere Stunden täglich in den Einrichtungen präsent gewesen…

Und ist das genutzt worden?
Es gab von den Stammbesuchern durchaus Anfragen und Berichte: Wann macht Ihr wieder auf? Uns ist langweilig. Wir müssen viel für die Schule machen...


Sitzen Sie nicht auf einem Pulverfass, weil Sie den Jugendlichen aktuell kaum geben können, was diese so nötig brauchen: Gesellschaft, Austausch, ein lockeres Freizeitangebot oder Lernmöglichkeiten?

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Das ist derzeit kein schönes Gefühl. Wir hoffen, dass das bald wieder alles möglich ist oder wenigstens trotz der Einschränkungen mehr möglich sein kann. Da ist unser Blick drauf gerichtet. Momentan sind uns die Hände gebunden, und das macht uns natürlich nicht glücklich. Bei allem, was wir derzeit tun: Unsere eigentliche Arbeit bleibt auf der Strecke, und da wollen wir möglichst schnell wieder mit starten können. Wir überlegen jetzt schon, wie kann so was aussehen, wie könnte es parallel zu den Schulöffnungen in den Jugendeinrichtungen laufen? Was kann man mit den Auflagen leisten, um wieder in diesen Kontakt zu kommen, um wieder persönlich mit den Jugendlichen zu arbeiten?

Haben Sie das Gefühl, dass derzeit großartig der Verlust in der Offenen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auffällt, wenn es um besonders wünschenswerte Lockerungen geht?
Margot Wiese:
Das haben wir vermisst. Das wird in den ganze Verordnungen, die wir hier haben, eigentlich nicht richtig erwähnt. Alles Mögliche wird geregelt, aber Offene Kinder- und Jugendarbeit wird nicht angesprochen, nicht mal in einem Nebensatz. Das ist das, was die Kollegen kritisieren, und wie ich finde: mit Recht.

Welche Folgen kann der Shutdown auch in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit haben?
Ob sich dadurch, dass den Kindern und Jugendlichen diese Anlaufstelle fehlt, auch Probleme in den Familien entwickeln, kann ich nur vermuten. Das bleibt ein Vakuum, bei dem wir sagen: „Wir hoffen, das geht gut.“