Wetter. Interview der Woche: Es ist fast unglaublich, aber Rainer Zott vom Forschungsinstitut Technologie und Behinderung ist nun Rentner.

Bekannt wie ein bunter Hund: Rainer Zott kennt in seiner Heimatstadt viele, zahlreiche Wetteraner können Geschichten über den 65-Jährigen erzählen. Das Eingangsbild passt, schließlich hat der Mitarbeiter der Evangelischen Stiftung Volmarstein in seinem Berufsleben dunkle Seiten und Leid mitbekommen, er kann zugleich auch von fröhlichen Begegnungen mit Menschen berichten. Seit dem 1. Mai ist der Wohnberater des Forschungsinstituts Technologie und Behinderung (FTB) in Grundschöttel nun offiziell Rentner. Aber in den Ruhestand will sich Zott nicht begeben.


Sie blicken auf fast 26 Jahre im FTB, das die Stiftung 1991 gründete, zurück. Wie kamen Sie damals in diese Einrichtung?
Rainer Zott:
Ich bin damals während des Aufbaus öfter mit dem Fahrrad an der FTB-Baustelle vorbeigefahren. Ich wusste nicht genau, was da entsteht. Als ich das erfahren hatte, habe ich mich dann einfach beworben. Wobei in der Anfangszeit auch noch wichtig war, dass wir 1995 ein Beratungszentrum zur Alten- und Behindertenhilfe in der Kaiserstraße eröffnet hatten, um auch auf der anderen Ruhrseite präsent zu sein. Das war gewissermaßen auch die Geburtsstunde der Wohnberatung.

Anfang 1996 entstand daraus ein Modellprojekt, das der EN-Kreis, das Land NRW und die Pflegekassen zu gleichen Teilen finanzierten. Was verbinden Sie damit?
Die Wohnberatung ist mein Steckenpferd. Wir waren damals in Nordrhein-Westfalen Pioniere und auch Exoten, ehe es dann weitere Anlaufstellen gab und das mittlerweile fast schon flächendeckend existiert. Allerdings ohne Geld vom Land NRW. Der Begriff Wohnberatung ist nicht geschützt. Unsere Handlungsfelder sind im Laufe der Jahre natürlich gestiegen. Wir können auch Tipps zu Treppenliften, Rampen, barrierefreien Bädern und noch mehr geben. Wir agieren unabhängig, daher gibt es von uns keine Firmen-Empfehlungen.

Wenn Sie auf Ihre langjährige Wohnberater-Tätigkeit zurückblicken, fallen Ihnen welche Besonderheiten ein?

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Ich weiß noch, wie hier mal einer mit einem Pflegebett vor der Tür des FTB stand und er mich um Schweißarbeiten an einem Rahmen bat. Oder als einmal bei einem Hausbesuch eine Pistole auf dem Tisch lag – ich weiß bis heute nicht, ob die echt war! Bemerkenswert sind zudem die technischen Möglichkeiten und Weiterentwicklungen. Mir hat mein Job immer Spaß gemacht, vor allem wegen der Vielfalt. Denn es geht mitunter auch um architektonische, bauliche oder soziale Aspekte. Für mich stand aber immer der Kontakt zu den Menschen im Vordergrund, egal ob Promis, Politiker oder unsere Zivildienstleistenden bzw. Bufdis. Zu denen hatte ich stets einen besonderen Draht. Aus dieser 50-köpfigen Gruppe, zu der nur eine Frau gehört, sind manche in dem Berufsfeld geblieben.

Wie sah denn Ihr Alltag aus?

Pro Jahr komme ich mit meinem Kollegen Hans-Werner Geburek neben den knapp 60 Beratungen im FTB auf rund 160 Hausbesuche. Wobei die Anzahl im Vergleich zu früher gestiegen ist, auch die Gremienarbeit ist mehr geworden. Im FTB selbst können wir dank der Ausstellungen Problemfälle gut veranschaulichen. Hier hin kommen ja die verschiedensten Gruppen, wobei ich mich vor allem über Wetteraner gefreut habe. Auch wenn die Wohnberatung ein ernstes Thema ist, wollte ich stets für Auflockerung sorgen. Durch meine offene Art, so denke ich, fand ich eigentlich immer einen guten Zugang zu den Leuten. Dabei habe ich auch harte Fälle kennengelernt und manches Leid gesehen, wenn ich zum Beispiel an nicht heilbare Erkrankungen denke. Manchmal fließen auch Tränen.


Wie geht es denn jetzt für Sie weiter?

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Zunächst einmal ist es schon schade, dass ich nach dem Erreichen der Altersgrenze wegen Corona keine schöne Abschiedsfeier organisieren kann. Wobei ich als Honorarkraft weiter für das FTB aktiv sein will. Zudem freue ich mich auf den Wassersport, konkret auf Wind- sowie Kitesurfen und den Segelschein, den ich bald machen will.