Herdecke. In Herdecke wird die Einhaltung der Corona-Maßnahmen kontrolliert, aber gibt es auch Strafen? Die Stadt sagt „selbstverständlich“.

Das Coronavirus sorgt tagtäglich für neue Herausforderungen. Beispielsweise für Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes. Mal reichen im Zeitalter von immer wieder neuen Bestimmungen Kontrollen und freundliche Ansprachen, manchmal bedarf es den Angaben zufolge auch deutlicher Worte. Und wenn all das nichts nützt, dann folgen Bußgelder oder Platzverweise.

Eine Herdeckerin berichtete der Lokalredaktion nun, dass in der Ruhrstadt so gut wie gar keine Corona-Strafen in Verbindung mit dem Portemonnaie erfolgen würden. „Hier macht man freundlich darauf aufmerksam, dass man sich doch bitte an die Regeln halten soll“, meint Carmen Theek. „Dies hat zur Folge, dass die Stadt Herdecke auf Einnahmen verzichtet und es zweitens einen regelrechten Tourismus gibt, da Leute zum Beispiel aus Hagen nach Herdecke kommen, weil sie ja hier bei einer Gruppenbildung nur eine Verwarnung zu befürchten haben.“

Bußgelder begrüßen

Die Leserin führt aus, dass die Stadt scheinbar „niemanden vor den Kopf stoßen will. Mein Verdacht ist allerdings, dass die breite Mehrheit Bußgelder begrüßen würde, so wie eine Mehrheit ja auch für eine Maskenpflicht war, bevor sie ausgesprochen wurde.“ Carmen Theek meint: "Meistens lernen Menschen leider besser und nachhaltiger, wenn es ans Geld geht.“

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Wer am vergangenen Wochenende beispielsweise am Bleichstein auf dem Ruhrtalradweg unterwegs war, sah in der Tat viele Menschen in Ufernähe. Allerdings tauchten etwa im Verlauf des Samstags auch Ordnungskräfte auf, die die Passanten ansprachen oder kontrollierten. In einem Fall mussten zwei Jugendliche ihre Ausweise vorzeigen, als sie mit Getränken unterhalb der Ruhrbrücke nahe des Zweibrücker Hofes entlang spazierten.

Stadt weist Vorwürfe zurück

Damit zu den Vorwürfen der Leserin, die die Herdecker Verwaltung zurückweist. Deren Mitarbeiter, so heißt es auf Anfrage aus dem Rathaus, führen „an sieben Tage die Woche Kontrollen im Stadtgebiet durch.“ Den Angaben zufolge erhalten die Kolleginnen und Kollegen des Ordnungsamtes Verstärkung von Kräften aus anderen städtischen Abteilungen. Hinzu kommen demnach punktuell Angestellte eines Sicherheitsdienstes. „Zu 95 Prozent können wir das aber mit eigenem Personal leisten“, sagt Dennis Osberg als Sprecher der Stadtverwaltung.

Die Ergänzung von außen hat es allerdings schon vor der Pandemie gegeben. Um vor allem den Bleichstein besser im Auge zu behalten, hat die Stadt wie in den Vorjahren nach einer entsprechenden Ausschreibung auch für 2020 wieder einen Vertrag mit einer Sicherheitsfirma geschlossen. Deren Angestellte waren 2019 beispielsweise an heißen Tagen zudem im Freibad aktiv. In diesen Tagen tauchen Kontrolleure ohne Ordnungsamt-Kleidung jetzt auch vereinzelt im städtischen Dienstplan auf, um in Herdecke die Einhaltung der Corona-Schutzverordnung zu überprüfen. Sowohl die externen wie auch die hiesigen Verwaltungsmitarbeiter sind allesamt als Duo unterwegs.

Mit Fingerspitzengefühl

Und wie agieren diese Zweier-Teams? „Die Einhaltung der Vorschriften wird konsequent, aber mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl kontrolliert“, so Osberg. Jeden Montagmorgen erhalten die Trupps Hinweise zu den aktuell geltenden Regeln vom Stab für außergewöhnliche Ereignisse (je nach Lage der Dinge erfolge ein weiterer Austausch). In diesem eingerichteten Krisenstab, in dem das Ordnungsamt eine wichtige Rolle spiele, besprechen die städtischen Verantwortlichen bekanntlich die Corona-Auswirkungen im hiesigen Stadtgebiet.

Abschließend will Dennis Osberg klarstellen: „ Der Vorwurf, dass die Stadt Herdecke keine Bußgelder verhängen würde, ist falsch. Circa 30 Bußgeldverfahren sind bereits vom Ordnungsamt eingeleitet worden. Insofern entbehren auch die weiteren Vorwürfe jedweder Grundlage.“