Wetter. Johannes Wilbert aus Wetter will mit kostenlosen Seminaren im Internet Eltern und Schülern Orientierung geben bei der Berufswahl.
Irgendwann wird der Abi-Jahrgang 2020 die Prüfungen trotz all der aktuellen Unwägbarkeiten hinter sich gebracht haben. Und dann? Johannes Wilbert hat sich beruflich auf Entscheidungshilfen zur Berufswahl spezialisiert. Weil den angehenden Abiturienten viele Beratungsangebote nicht zur Verfügung stehen, macht er Schülern und Eltern eine besondere Offerte: Die Redaktion sprach mit dem Wetteraner über kostenlose Webinare für Orientierungswillige.
Die Schulen sind geschlossen, die Arbeitsagenturen auch. Wo findet aktuell überhaupt noch Studien- und Berufsberatung statt?
Johannes Wilbert: Zu Hause und vielleicht mit den Eltern. Das kann allerdings auch nervig sein, da jetzt gerade in dieser Situation den Menschen ihre Perspektiven genommen werden.
In normalen Zeiten: Wie groß ist der Bedarf an Beratung, wenn die Schülerinnen und Schüler eigentlich nur noch wenige Monate von einem Studien- oder Ausbildungsstart entfernt sind?
Befragungen haben ergeben, dass 80 - 90 Prozent noch nicht wirklich wissen, was sie wollen. Das dies normal ist, empfindet die Mehrheit auch als richtig: Erst mal etwas Anderes zu machen als Schule. Raus in die Welt reisen, denn durch G8 sind ja die Schüler manchmal noch recht jung. Wenn die Idee mit dem Reisen, wie z.B. Work and Travel geplant ist, fällt diese nun aus.
In dieser besonderen Zeit: Erhöht die Corona-Krise die allgemeine Verunsicherung oder sind Berufswünsche meist gefestigt?
Nein, Menschen scheinen eher verängstigt zu sein, und da kommt es dann eher zu unliebsamen Entscheidungen. Das erleben wir ja gerade überall.
Lässt die Krise Schüler und Eltern vorsichtiger werden? Wird beim Berufswunsch Arzt plötzlich klar, wie gefährlich für einen selbst die Behandlung von Menschen sein kann – oder wächst der Wunsch, gerade in solchen Zeiten als Mediziner zu helfen?
Das ist ein gutes Beispiel für die Verängstlichung. Die Situation, wie sie jetzt gerade ist, ist ja nicht normal. Es kommt in der Entscheidungsbildung durch eine solche Situation zu Verzerrungen. Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, erst einmal die eigenen Bedürfnisse, Kompetenzen und Motivationen zu kennen.
Die Wirtschaft steckt in einer schweren Zeit. Keiner weiß, wann welche Branche aus dem Tief wieder hervor kommen wird – spielt das bei der beruflichen Orientierung der Abiturienten eine Rolle? Vielleicht auch bei den Eltern?
Gerade jetzt braucht es Menschen, die Verantwortung zeigen wollen. Damit ist verbunden, erst einmal für sich selbst herauszufinden, woran und warum ich an etwas Spaß habe.
Was können Eltern tun, wenn sich ihre Kinder nicht so recht für einen Beruf entscheiden können?
Sich nicht entscheiden zu können oder zu wollen, hat mannigfache Ursachen. Wenn es mit innerem oder äußerem Druck zu tun hat, ist es kontraproduktiv. Eine Frage sollten Eltern dringend versuchen zu vermeiden: Weißt du schon was du werden willst? Es kippt Benzin ins Feuer… Denn das Ergebnis ist ja eben noch nicht klar. Besser ist hier offene Fragen zu stellen. Wie denkst du….? Das „Wie“ eröffnet einen besseren Dialog miteinander.
Was kann ein Webinar an Orientierungshilfe bringen?
Ich möchte auf Grund meiner Erfahrungen Eltern und Schülern aus meinem Hintergrund zeigen, wie ich so etwas im Coaching mache. Da will ich offen und transparent sein. Oftmals ist gar nicht klar, wie eine solche Entscheidung selbstständig getroffen werden kann. Da ich Vater vier erwachsener Kinder bin, möchte ich dann auch individuell auf die Situation eingehen. Ich musste bei unserer ältesten Tochter erst einmal lernen, auch als Experte respektvoll Distanz zu wahren. Ich habe unserer Tochter ans Herz gelegt, sich eine fachkundige Meinung von Außen zu holen.
Wie viele Teilnehmer sind in einem Webinar sinnvoll, damit es noch eine persönliche Beratungssituation ist?
Erst einmal möchte ich das Webinar pro Familie machen, da bin ich schon motiviert, auf die individuelle Situation einzugehen. Bedenken sollte jeder, dass dieses Webinar Anregungen geben soll. Es wird nicht gleich die Lösung bieten können.
Macht das technische Drumherum die Beratungssituation schwieriger, sind Schüler und Eltern vor dem Kameraauge befangener?
Ich mache da sehr gute Erfahrung. Auf Grund vieler Coachings, die ich weltweit gegeben habe, kann ich sagen, es lenkt sehr wenig ab.
Die Krise könnte Schulen und Betriebe in der digitalen Welt weit nach vorne katapultieren. Ist Ihre künftige Arbeit verstärkt eine Online-Arbeit?
Ja sehr gerne, denn so kann ich bundesweit tätig sein, und ökologisch ist das Ganze vertretbarer. Es freut mich, dass erste Hochschulen massiv auf digitale Vorlesungen umsteigen, und das finde ich gut. Hoffentlich sind die Datenkapazitäten ausreichend!?
Interessenten können sich melden bei j.wilbert@institut-zur-berufswahl.de