Herdecke. Am Tag eins nach dem positiven Corona-Test einer Kollegin hat Schulleiter Matthias Wittler alle Hände voll zu tun, damit Infos schnell fließen.
Tag eins nach dem positiven Corona-Testergebnis einer Lehrerin der Werner-Richard-Grundschule: Schulleiter Matthias Wittler hat reichlich zu tun. „Soloprogramm“ nennt er das mal in einem Nebensatz. Er sieht zwar eine Überlastung des Gesundheitsamtes, aber „der Informationsfluss ist in Ordnung, und alle ziehen an einem Strang. Die Eltern sind besorgt, aber sachlich“.
Nachdem am Wochenende eine Sportlehrerin Kontakt zu einer infizierten Person und Mathias Wittler dies direkt dem Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises gemeldet hatte, wurde die Schule am Montag komplett geschlossen gehalten. Auch eine Übergangsbetreuung fand beziehungsweise findet nicht statt. Am Montagmittag bestätigte sich der Verdacht, dass die Lehrerin infiziert ist. „Daraufhin mussten alle Kontaktpersonen ermittelt werden. Da sie nur Sport unterrichtet, wurden 88 unserer insgesamt 201 Schülerinnen und Schüler sowie 13 Lehrer als solche ermittelt“, sagt Mathias Wittler.
Definition der Kontaktperson
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Man definiere als Kontaktperson 1 aktuell jemanden, der 15 Minuten in einem Meter Abstand mit der infizierten Person in Kontakt stand. Demnach würden sich 101 Personen nun in häuslicher Quarantäne befinden. „Die Schüler waren in der Turnhalle mit der Lehrerin zusammen; deswegen wurden sie vorsichtshalber in diese Kategorie eingestuft. Das ist eine große Vorsichtsmaßnahme. Die restlichen Schüler haben die Lehrerin nicht mal gesehen“, betont der Schulleiter.
Wie geht es nun weiter? „Es ist schwierig zu handhaben, aber alle sind sehr bemüht. Der Krisenstab des Gesundheitsamtes wird ja überrollt. Bislang wurde noch alles telefonisch geregelt, aber das schaffen die gar nicht mehr und stellen jetzt auf einen Fragebogen um, der an die Eltern geschickt wird. Dann können sie sich ein neues Bild machen. Es ist jetzt 11 Uhr“, so Wittler mit Blick auf die Uhr, „der EN-Kreis ist echt schnell.“
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Er selbst erarbeite aktuell einen Elternbrief zur Beruhigung. „Denn die Eltern sind ja auch besorgt und fragen: Was ist mit mir, darf ich noch arbeiten. Da muss man aufklären; die Leute in der dritten und vierten Reihe sind nicht sehr gefährdet. Deswegen auch der Fragebogen“, sagt Wittler. Er sehe sich selbst teilweise schon als Mitarbeiter des Gesundheitsamtes, so der Pädagoge mit einem Schmunzeln. Und was machen die Kinder, die nun das Haus hüten müssen? Wittler: „Wir haben den Kindern schon am Freitag vorsorglich mal die Taschen mit ganz viel Material vollgestopft. Und jetzt bin ich dabei, digitale Medien zu kaufen, um die Kinder weiter zu versorgen. Aber man muss natürlich auch schauen, was didaktisch funktioniert und Erklärungsformate finden, damit sie sinnvoll und selbstständig arbeiten können.“
Dazu werde er mit den Kollegen noch einen Brief mit Regeln für die Eltern entwickeln: Darin würden Empfehlungen für Lernzeiten, Dokumentationsformen und Kommunikationswege festgehalten. „Das ist auch für uns Lehrer schwierig; denn wir müssen das ja auch sehr dezentral per Mail oder Telefon machen“, sagt Wittler.
Eltern sind gut organisiert
Für eine Notbetreuung habe sich übrigens noch kein Elternpaar oder Elternteil bei ihm gemeldet. Und er weiß: „Die Eltern auch der anderen Grundschulen hier in Herdecke haben sich untereinander sehr gut organisiert und auch selbst Gruppen zur Betreuung gebildet.“