Herdecke. Renée Kämpf muss ihr Purpur-Lädchen im Ender Krankenhaus wegen Corona zwei Wochen früher als geplant schließen. Aber es gibt eine Nachfolgerin.

Sie wollte sich noch ganz in Ruhe von ihren Kunden verabschieden, um Ende März ihr Purpur-Lädchen im Ender Gemeinschaftskrankenhaus nach 20 Jahren zu schließen. Doch daraus wird nun nichts. Am Montag bekam Renée Kämpf die Mitteilung, dass vom Ministerium verfügt wurde, Geschäfte und Cafés in Kliniken wegen des Coronavirus zu schließen. „Deswegen werde ich schon heute Abend abschließen“, so die Geschäftsfrau, die am heutigen Dienstag ihren 64. Geburtstag feiert.

Zur Ausbildung nach Ende

Der erste Kontakt zum Ender Gemeinschaftskrankenhaus liegt lange zurück: Renée Kämpf lebte damals im Elsass, als sie von der Eröffnung der Klinik in Herdecke hörte. Sie bewarb sich für eine Ausbildung zur Krankenpflegerin, die sie von 1976 bis 1979 in Ende absolvierte. Aber sie blieb nicht lange, zog nach der Hochzeit nach Süddeutschland und kehrte erst 1982 nach Herdecke zurück. Sie bekam drei Kinder, arbeitete aber nebenbei wieder als Krankenschwester.

Klinik verschärft Besuchsregelung

Das Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke hat die Besucherregelungen weiter verschärft, um Patienten und Mitarbeiter bestmöglich zu schützen.

Der Besuch der Intensivstation ist grundsätzlich untersagt. Ausnahme: Menschen, bei denen mit keiner Heilung mehr zu rechnen ist oder die dem Tod nahe sind. Sie dürfen von jeweils einer Person besucht werden.

Diese Regelung gilt auch für die Intensivüberwachungspflege.

Auf der Kinderintensivstation und Kindernormalstation sind nur die Mütter erlaubt (ist eine andere Person als die Mutter primäre Bezugsperson, dann diese). Bei besonders ungünstiger Prognose dürfen beide Elternteile zu Besuch kommen.

Auf allen somatischen Normalstationen und psychiatrischen/psychosomatischen Stationen ist eine Person pro Patient zwischen 15 und 17 Uhr erlaubt. In Einzelfällen sind auch andere Absprachen mit dem medizinischen Personal zu treffen.

Auf der Isolierstation kann kein Besuch empfangen werden.

Im Kreißsaal sind Väter bei der Geburt erlaubt; auf der Wochenstation sind nur die Väter erlaubt.

Kantinen, Cafeterien oder andere der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtungen für Patienten und Besucher sind ab sofort zu schließen, heißt es in einem Erlass des NRW-Arbeitsministeriums.

„1985 habe ich die Spinnstube übernommen,“ die bis 1994 montags und donnerstags für jeweils drei Stunden öffnete. „Dann kam mir die Idee, kleine Höschen und Schlafsäcke für die Entbindungsstation zur stricken. Und nicht nur das; ich wollte in der Klinik einen Laden eröffnen, in dem Eltern so etwas kaufen können.“ Immerhin, so berichtet sie, habe das Gemeinschaftskrankenhaus zu der Zeit schon eine große Neugeborenenstation gehabt: „Wobei groß relativ ist. Da gab es vielleicht ein Drittel der Geburten im Vergleich zu heute.“ Sie erstellte ein Konzept und bekam schnell die Zusage für das Ladenlokal, in dem bis dato ein Frisör gearbeitet hatte.

Nur elf Quadratmeter

Am 12. September 2000 eröffnete sie das nur elf Quadratmeter kleine Lädchen „Purpur“ im Erdgeschoss des Haupthauses, arbeitete aber parallel noch ein Jahr in der Pflege auf den Stationen. Doch die Geschäfte entwickelten sich so gut, dass sie schließlich ganz in die Selbstständigkeit wechselte und fortan nur noch Kleidung für Frühchen, Neugeborene, Babys und Kinder verkaufte. „Ich habe immer strikt auf Bio-Qualität geachtet, also darauf, dass die Produkte aus zertifizierten Rohstoffen, ohne giftige Färbung und in Betrieben hergestellt werden, die ihre Mitarbeiter nicht ausbeuten“, betont Kämpf. „Von Anfang an gehörte Wolle zum Sortiment; denn Stricken und Häkeln ist mein persönliches Steckenpferd.“ Das hat sie auf viele Patientinnen übertragen: „Frauen, die teilweise viele Wochen hier waren, haben oft in Gruppen gestrickt. Das beruhigt und wirkt meditativ“, so die 64-Jährige, die zudem auf schöne persönliche Begegnungen zurückblickt.

Im Mai soll’s weiter gehen

Entwickelt hat sich unter ihrer Federführung auch ein Stricktreff, der jeden Donnerstag nach Anmeldung von 15 bis 17 Uhr für Patienten, Mitarbeiter und Besucher stattfindet. „Dieser Treff wird von meiner Nachfolgerin weitergeführt“, so Renée Kämpf.

Steffi Behrendt, die in Hagen das Geschäft „Wollwichtel“ betreibt, wird das Lädchen in der Ender Klinik weiterführen. Die Wiedereröffnung ist für den 4. Mai geplant.