Ennepe-Ruhr/Wetter/Herdecke. Drei Mitteilungen vom Ennepe-Ruhr-Kreis zum Coronavirus: Es gibt einen dritten Fall, Sorgen an Schulen und ein zweites Fahrzeug für Proben.

Der Ennepe-Ruhr-Kreis meldet eine neue, bestätigte Coronavirus-Infektion. Damit gibt es aktuell drei Fälle (Stand: Donnerstag, 12. März, 16 Uhr). Neben den bereits bekannten Fällen aus Hattingen und Witten ist jetzt auch Sprockhövel betroffen. Bei einem 66-Jährigen wurde nach seiner Rückkehr aus dem Skiurlaub in Ischgl das Virus nachgewiesen. Der Mann war mit einer achtköpfigen Gruppe unterwegs. Alle Teilnehmer seien unter Quarantäne gestellt. Derzeit ermittelt das Gesundheitsamt zudem weitere Kontaktpersonen des Sprockhövelers.

Die Zahl der begründeten Verdachtsfälle liegt aktuell bei 55. Sie verteilen sich auf Ennepetal (5), Gevelsberg (9), Hattingen (13), Herdecke (5), Sprockhövel (4), Wetter (2) und Witten (11). Bis ihr Testergebnis vorliegt, gilt auch für sie häusliche Quarantäne.

Unter den inzwischen vorliegenden negativen Ergebnissen sind auch die Tests der beiden Schüler der Realschule Grünstraße in Hattingen. Damit kann der Schulbetrieb am Montag wieder aufgenommen werden. Die Jugendlichen waren untersucht worden, weil sie engen Kontakt zur erkrankten Hattingerin gehabt haben. Die Schule wird ihre Türen am Montag wieder öffnen.

Informationen für Bürger

Bürger aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis, die Fragen rund um das Corona-Virus haben, können sich an das vom Kreis dafür eingerichtete Bürgertelefon unter der Rufnummer 02333/4031449 wenden. Das Telefon ist täglich von 8 bis 18 Uhr erreichbar. Die Zahl der Plätze wurde inzwischen auf sieben aufgestockt.

Wie bereits in den letzten Tagen stehen die Telefone im Gesundheitsamt sowie in vielen anderen Sachgebieten der Kreisverwaltung nicht still. Corona bestimme mehr und mehr den Arbeitsalltag vieler Beschäftigter im Schwelmer Kreishaus. Donnerstagvormittag standen dabei drei Grundschulen im Fokus: die Grundschule Nordstadt in Schwelm sowie die Grundschulen Rüdinghausen und Pferdebachschule in Witten.

Da ein Kind, das die Grundschule Nordstadt besucht, seit Donnerstag als begründeter Verdachtsfall gilt, tags zuvor aber noch am Unterricht teilgenommen hat, wird die Schule zunächst bis zum Wochenende geschlossen bleiben. Wie es anschließend weitergeht, hängt vor allem vom Testergebnis des Verdachtsfalls ab. Besondere Herausforderung am Donnerstag: Die Entscheidung, die Schule zu schließen, fiel nach Unterrichtsbeginn. Für den Kreis galt es zu klären, welche Kinder frühzeitiger als üblich wieder von ihren Eltern betreut werden können und welche nicht. Letztere wurden selbstverständlich nicht nach Hause geschickt.

Schule geschlossen

Die Grundschule Rüdinghausen blieb Donnerstagmorgen aufgrund einer vorsorglichen Entscheidung der Schulleitung geschlossen. Anlass dafür war die dort vorliegende Information, dass ein Freund eines Kindsvaters Kontakt zu einem Coronapatienten hatte. Da dieser Sachverhalt eine Schließung allerdings nicht nötig macht, wird die Schule morgen wieder öffnen. An der Pferdebachschule, an der auch heute Unterricht stattfindet, ist der Sachverhalt ein anderer, die Entscheidung aber identisch. Dort ist der Vater einer Schülerin Kontaktperson eines Erkrankten gewesen. Der Vater ist nach letztem Stand gesund, damit gilt seine Tochter als Kontaktperson eines Gesunden. Der Vater hält sich zuhause getrennt von der Familie auf und wird täglich vom Gesundheitsamt angerufen. Sollten sich bei ihm Symptome zeigen, müsste die Tochter vorsorglich zuhause bleiben.

Den Verantwortlichen im Kreishaus ist bewusst, wie verunsichert viele Bürger und insbesondere auch Eltern aufgrund der derzeitigen Lage sind. Als Maßstab für ihre Entscheidungen unter anderem bei der Frage, ob Schulen zu schließen sind oder Quarantäne angeordnet werden muss oder soll, nutzen sie die Vorgaben und Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. An die Bevölkerung appellieren sie zum einen, grundlegende hygienische Verhaltensregeln zu beachten. Zum anderen könnten Übertragungsketten nur unterbrochen oder verlangsamt werden, wenn jeder Einzelne sich sehr verantwortungsbewusst verhalte und sich immer wieder die Frage stelle, ob sein Verhalten geeignet ist, dem Virus das Verbreiten zu erschweren.

Zweites Fahrzeug unterwegs

Damit Patienten zeitnah zuhause auf das Corona-Virus getestet werden können, schickt der Ennepe-Ruhr-Kreis ein zweites Fahrzeug für die mobile Diagnostik an den Start: Ab Donnerstag fahren Mitarbeiter von Hilfsorganisationen im Auftrag der Kreisverwaltung parallel zwei Routen im Kreisgebiet ab. Sie statten Menschen mit begründetem Verdacht auf eine Corona-Infektion mit dem nötigen Material aus, damit diese selbst einen Abstrich vornehmen können. Die Proben werden gesammelt und anschließend direkt zur Analyse ins Labor gefahren.

Bereits seit Dienstag setzt der Ennepe-Ruhr-Kreis auf die mobile Diagnostik. „Unser Ziel ist, Arztpraxen und Krankenhäuser zu entlasten und gleichzeitig das Infektionsrisiko für weitere Personen zu minimieren“, erklärt Michael Schäfer, Leiter des Krisenstabs. Nachdem am Dienstag und Mittwoch jeweils 13 Proben eingesammelt wurden, standen für Donnerstag 23 Namen an 19 Adressen auf der Liste. „Es war zu erwarten, dass die Zahl der begründeten Verdachtsfälle steigt“, so Schäfer. „Deshalb haben wir gleich zwei ehemalige Notarzteinsatzfahrzeuge für die mobile Diagnostik bereitgestellt. Jetzt ist es soweit, dass wir das zweite Auto brauchen.“

Telefonisch vorab informiert

Das Vorgehen hat sich in den ersten Tagen bewährt: „Alle Patienten waren gut vorbereitet und haben den Abstrich problemlos selbst durchführen können“, berichtet Amtsärztin Silke Gernebrodt, die die Mitarbeiter des Arbeiter-Samariter-Bundes bei ihrer ersten Tour am Dienstag begleitet hat. Denn die Betroffenen werden vorab telefonisch informiert, wie die mobile Diagnostik abläuft und an welchem Tag sie mit dem Besuch rechnen können.

Klingelt es dann an ihrer Tür, so ist der Ablauf immer derselbe: Der Mitarbeiter der Hilfsorganisation zieht Einmalhandschuhe an und legt ein Merkblatt sowie das Teströhrchen vor die geschlossene Wohnungstür. Dann geht er ein Stück zurück, um ein Infektionsrisiko für sich selbst auszuschließen. Der Patient öffnet die Tür, nimmt das Material entgegen und wird von dem Mitarbeiter noch einmal über das genaue Prozedere informiert. Er nimmt den Abstrich aus seinem Rachen, legt das verschlossene Röhrchen vor seiner Wohnung ab und schließt die Türe. Der Mitarbeiter nimmt die Probe auf, verpackt sie und desinfiziert die Verpackung. Die Desinfektionstücher und die Einmalhandschuhe werden in einem Müllsack entsorgt, dann geht es weiter zum nächsten Patienten.

Anruf beim Bürgertelefon

Wer auf die Liste der mobilen Diagnostik kommt, also zuhause auf das Virus getestet wird, entscheiden Ärzte: Bewohner der neun kreisangehörigen Städte können sich an das Bürgertelefon unter der Rufnummer 02333/4031449 wenden, wenn sie befürchten, sich mit dem Corona-Virus infiziert zu haben. Am Telefon werden ihnen Fragen zu Symptomen gestellt und es wird geklärt, ob es Kontakt zu einem bestätigten Corona-Fall gab oder sich der Betroffene in einem Risikogebiet oder einer Region mit einer Häufung von Infektionen aufgehalten hat.

Besteht nach diesem Telefonat weiterhin Verdacht auf eine Corona-Infektion, meldet sich kurz darauf ein Arzt bei dem Patienten. Der Mediziner beantwortet die Fragen des Betroffenen und entscheidet, ob es sich tatsächlich um einen begründeten Verdachtsfall nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts handelt, also ein Abstrich genommen werden muss. In diesem Fall wird die Adresse des Patienten an den Krisenstab weitergegeben. Dieser plant die Route für die Hausbesuche.