Herdecke. Umweltfreundlicher und mit deutlich mehr Komfort ist der neue Bürgerbus seit einem Jahr in Herdecke unterwegs. Eine Bilanz.

Seit einem Jahr zieht der neue Bürgerbus täglich seine Kreise in Herdecke. Zeit für ein erstes Resümee und einen Blick nach vorne.

Vor einem Jahr konnte der neue Bürgerbus nach langem Warten in Betrieb genommen werden. Denn ausgesucht hatte ihn der Bürgerbusverein schon Ende 2017. Der alte Bus war zu diesem Zeitpunkt bereits fünfeinhalb Jahre alt, und der Kilometerstand näherte sich der 300.000. Da Bürgerbusse nicht in Großserien aufgelegt werden, handelt es sich stets um Unikate, die auf Anforderung hergestellt werden. Lieferzeit: mehr als ein halbes Jahr.

Noch Plätze für Sonntag frei

Besonders für die Stadtrundfahrten hat sich der neue Bus bewährt. „Die größeren Fenster sind hier natürlich genial“, freut sich Eberhard Dickow als Vorsitzender des Bürgerbusvereins. „Jetzt gibt es nur noch Plätze mit bester Aussicht.“ Durch Erweiterung des Angebots in 2019 – jetzt zweimal (9 und 11 Uhr) an den Fahrtagen – gebe es wieder ein nachfragegerechtes Angebot. Sogar für die nächsten Fahrten am Sonntag, 8. März, sind noch Plätze frei, während früher die Fahrten Monate im voraus ausgebucht waren. Anmeldung über den Heimat- und Verkehrsverein, Tel. 611 207.

Vereinsgründung 2011

Der Bürgerbusverein Her­decke wurde am 15. Februar 2011 gegründet.

Passend zur Maiwoche 2012 wurde der Betrieb zwischen Kirchende, Nacken, Herdecke Mitte und zum Waldfriedhof aufgenommen.

Seit 2013 wird auch der Schraberg angefahren.

Für die Stadtrundfahrten muss man sich bei Silke Schmidt (02330 – 611 207) bis Freitagmittag anmelden.

Welche Vorteile der neue Bus für die Fahrgäste hat? Als sein Vorgänger 2012 an den Start ging, war es bereits eine Besonderheit, dass er zumindest teilweise einen Niederflurbereich hatte. Dies erleichtert das Einsteigen und die Mitnahme von Rollatoren und Kinderwagen. Die zwei Stufen zwischen dem Nieder- und Hochflurbereich hatten sich jedoch als recht hinderlich erwiesen. Der neue ist ein durchgängiger Niederflurbus und Zudem hatte der alte Bus den Nachteil, dass er an wichtigen Haltestellen nicht direkt am Bordstein halten konnte. Der neue Bus hat nun eine Tür, die hoch genug ansetzt, um dort auch einen ebenerdigen Einstieg zu bieten. Auch umweltfreundlicher und auf keinen Fall mehr mit Dieselantrieb sollte „der Neue“ unterwegs sein. Schließlich fährt der Bürgerbus jährlich rund 65.000 km auf Herdecker Straßen und soll dabei keine Rußpartikel absondern. Mit Gasantrieb entfallen zudem die monatlichen Fahrten über rund 100 km zur Reinigung des Rußpartikelfilters.

Erhöhte Förderung vom Land

Nach der Entscheidung für den Kleinbus musste zunächst der Antrag auf die erhöhte Förderung durch die Landesregierung für „Fahrzeuge mit alternativem Antrieb“ gestellt werden. Damit hat der Bürgerbusverein Neuland betreten. Der Zuwendungsbescheid kam Mitte Februar. Aber zwischenzeitlich waren neue Messverfahren in Kraft getreten, mit deren Erfüllung die VW AG erhebliche Schwierigkeiten hatte. Statt im August war der Bus erst im Dezember fertig – und musste dann noch für den Einsatz in Herdecke ausgerüstet werden.

Höherer Komfort, mehr Platz

„Unsere Fahrgäste freuen sich über den viel höheren Komfort beim Einsteigen und im Bus und sagen uns dies auch“ sagt Eberhard Dickow. Die deutlich größeren Abstellflächen für Rollatoren, Kinderwagen und Einkaufstrolleys stellen eine große Erleichterung dar. Und ein besonderes Befestigungssystem für Rollstühle gibt es auch. Der Bürgerbusverein freue sich natürlich über zufriedene Fahrgäste, aber die erhofften Kosteneinsparungen bei den Betriebskosten seien nicht ganz so groß wie erhofft.

„Außerdem erleben wir leider viel zu oft kleinere technische Probleme“, klagt Dietmar Gies, technischer Fahrdienstleiter des Vereins. Bislang habe es jedoch immer Lösungen gegeben. „Der alte Bus fristet sein Gnadenbrot bei uns in der Halle“, so Vize-Vorsitzender Karl-Friedrich Müller. Da die Ersatzbusse bei Ausfällen immer in Ennepetal stehen und dort abgeholt werden müssen, wurde der alte Bus als Reserve in Herdecke behalten – für den schnellen Wechsel.

Keine weiteren Lücken schließen

Immer wieder werden dem Bürgerbusverein Vorschläge gemacht, Lücken im Netz des öffentlichen Verkehrs zu schließen. Hier werde der Bürgerbus aber kaum Abhilfe schaffen können. „Um noch weitere Ecken anzubinden, brauchen wir nicht nur einen weiteren Bus, sondern vor allem auch weitere Fahrer. Wir haben derzeit zwar drei Fahrerinnen und 21 Fahrer, aber dafür müssten wir deutlich mehr haben“, dämmt Eberhard Dickow größere Erwartungen ein. Auf jeden Fall scheine der Bürgerbus in Herdecke ein Erfolgsmodell zu sein. Bisher wurden mehr als 83.000 Fahrgäste gezählt. Passend zum 10. Gründungsjahr des Vereins wird im nächsten Jahr der 100.000. Fahrgast erwartet. „Den werden wir groß feiern“, freut sich Eberhard Dickow.

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