Wetter. Bernd Becker war mit einer Lesung zu Gast beim Verein „das mobile Hospiz“ Wetter – im Gepäck skurrile Geschichten von Beerdigungen.

Wer will schon über den Tod reden, geschweige denn über Beerdigungen lachen? Ein Büchlein von Bernd Becker, früher mal Pastor in der reformierten Gemeinde in Wetter und jetzt Verlagsleiter in Bielefeld, lädt dazu ein. Bei einer musikalischen Lesung in der Stadtbücherei im historischen Bahnhof gab es jetzt breites Schmunzeln und auch lautes Gelächter bei Auszügen aus dem Buch „Was weg ist, ist weg“.

Hut weht ins offene Grab

Im Fall der titelgebenden Geschichte war es der Hut der Witwe, der ins offene Grab des verstorbenen Mannes geweht wurde. „Typisch“, sagt Bernd Becker. Immer mal wieder verschwindet etwas in der Gruft, was da keinesfalls rein gehört. Dabei sind doch bei einer Beerdigung immer alle so ernst, die Angehörigen voller Trauer, der Pastor darauf aus, alles richtig zu machen. Und gerade weil nichts passieren darf, passiert etwas. Aus einem Gespräch über den Hut der Witwe im Grab hat sich das Buch ergeben. Immer neue Geschichten fanden sich bei Gerd-Matthias Hoeffchen, Chefredakteur der Kirchenzeitung UK, und Bernd Becker. Eine ist die von nachgeworfenen Peperoni ins Grab – denn der Verstorbene mochte es gerne scharf.

Becker bewegt sich auf einem schmalen Grat. Aber er wankt nicht. Viele der Begebenheiten spielen in der Region. „Zu 99 Prozent sind sie verbrieft“, so Bernd Becker augenzwinkernd. Die anderen hätten genau so passiert sein können. In Trauerhallen hat er sie schon vorgelesen, bei Bestattern, in Krematorien. Und jetzt im alten Bahnhof.

Veranstaltung ausverkauft

Eingeladen hatten den Geschichtensammler die Stadtbücherei und der Verein „das mobile Hospiz Wetter“. Die Veranstaltung mit 60 Sitzplätzen ist ausverkauft. Sehr zur Freude von Martin Treichel, dem Vereinsvorsitzenden. Früher einmal waren er und Bernd Becker Pastorenkollegen in Wetter. Jetzt ist Becker in Bielefeld und Treichel in Schwerte für die Männerarbeit bei der Evangelischen Kirche von Westfalen zuständig. Das Thema Tod und Trauer begleitet die beiden Theologen aber weiterhin. „Sterben und Tod ist ein schweres Thema“, sagt Martin Treichel. Die Mitglieder des Hospizvereins weichen dem nicht aus. Sie wollen dabei helfen, dass ein Sterben in den eigenen vier Wänden möglich ist, bieten in der Geschäftsstelle Infos und haben auch Sterbebegleiter ausgebildet. Das schwere Thema wird durch die kuriosen Beerdigungsgeschichten aber etwas leichter.

Markus Opgen-Rhein am Flügel

Von dieser Erfahrung berichtet jedenfalls Bernd Becker. Immer wieder hat er gehört, dass die Lesungen den Zuhörenden ein „entkrampfteres Verhältnis zu Beerdigung und Tod“ möglich gemacht haben. Für Luft zwischen den Geschichten sorgte Markus Opgen-Rhein am Bösenheimer Flügel im Bücherei-Foyer. Ein tolles Instrument, wie der Dortmunder befand. Eines, das der Musik die Möglichkeit gibt, sich zu entfalten. Mit einer Blues-Ballade fing er an. Balladen, das seien handlungsreiche Geschichten mit oft tragischem Ausgang, ließ er das Publikum wissen. Wer wollte, konnte sich den Gang zum Friedhof dazu denken. Und auch eine dunkle Nachtmusik hatte er dabei.

Für ihn wie auch für Bernd Becker gab es ein Buch und eine Flasche Wein als Dankeschön. Beide waren ohne Gage aufgetreten. So gehen der komplette Erlös, darunter auch spontane Spenden und Anteile des Buchverkaufs, komplett an den Hospiz-Verein.

Über den Hospiz-Verein

Der Verein „das mobile Hospiz“ vermittelt Sterbebegleitungen, bietet Informationen über ambulante und stationäre Hilfen und Einrichtungen sowie über Möglichkeiten der palliativen Versorgung.

Das mobile Hospiz bietet auch Begleitung zu belastenden Terminen oder in Krisen und bietet Veranstaltungen zum Thema „Sterben, Tod und Trauer“.

Die Sprechzeiten im Hospizbüro an der Kaiserstraße 103 sind dienstags und donnerstags von 11 bis 13 Uhr sowie mittwochs von 16 bis 18 Uhr.

Wer die Arbeit des Hospizvereins unterstützen möchte: Spenden können auf das Konto IBAN DE98 4525 1480 0006 3123 18 bei der Sparkasse GevelsbergWetter überwiesen werden.

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