Ennepe-Ruhr. 450 Bauern waren beim Kreisverbandstag. Der Nachwuchs zeigt Angst vor Investitionen, weil die Gesetzeslage nicht stabil ist.
Hat unsere Landwirtschaft noch eine Zukunft? Diese Frage führte rund 450 Bauern und Bäuerinnen zum diesjährigen Kreisverbandstag nach Schwerte. Eingeladen hatte der Landwirtschaftliche Kreisverband Ennepe-Ruhr/Hagen gemeinsam mit seinem Nachbarkreisverband Ruhr-Lippe.
„Kann eine junge Frau, ein junger Mann derzeit überhaupt noch einen Hof übernehmen, ohne dabei die eigene Zukunft in eine Sackgasse zu führen?“, fragte der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Dirk Kalthaus, in seiner Einleitung.
Unter der Moderation des stellvertretenden Chefredakteurs des Landwirtschaftlichen Wochenblattes, Patrick Liste, versuchten Fachleute und Betroffene, Antworten zu finden: Prof. Dr. Alfons Balmann vom Leibniz Institut für Agrarentwicklung prognostizierte einen verstärkten Strukturwandel. Die Margen würden dauerhaft gering bleiben, und der Wettbewerbs- und Leistungsdruck in der Landwirtschaft steige permanent, so der Agrarier.
Keine Planungssicherheit
Der heimische Junglandwirt Lukas Born, der in Breckerfeld gemeinsam mit seinem Bruder einen Hof mit Milchkühen bewirtschaftet, sagte: „Die Politik nimmt uns jungen Landwirten mit Verordnungen, die sich am Mainstream und nicht an wissenschaftlichen Fakten orientieren, jegliche Planungssicherheit.“ Sein Herz und das seines Bruders schlage für die Kühe, gerne würden sie in den Stallbau investieren. Beide erhofften sich damit auf Dauer ein Auskommen in der Landwirtschaft. In einem neuen Stall könne man effektiver arbeiten, und man könne ihn nach neuen wissenschaftlichen Tierwohlkriterien ausrichten. Aktuell aber hätten viele junge Landwirte Angst zu investieren, weil keiner wisse, ob die Gesetze von heute, nach denen man einen Stall baue, auch morgen noch gelten würden, sagte der junge engagierte Landwirt.
Nach der Podiumsdiskussion konnten sich die Landwirte noch über ein Grußwort der Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen Ina Scharrenbach freuen. „Landwirtschaftspolitik in NRW muss auf Wertschöpfung und auf Wertschätzung basieren, denn wir wollen die Landwirtschaft in NRW halten“, sagte sie.
Das Schlusswort hielt der neue, seit zehn Tagen im Amt stehende, westfälische Bauernpräsident Hubertus Beringmeier. „Landwirtschaft braucht eine Zukunft und zwar eine lebenswerte“, sagte er. 2020 werde für die Landwirte ein richtungsweisendes Jahr.
Aktiv mitentscheiden
Er appellierte an die jungen Landwirtinnen und Landwirte: „Ihr seid die wichtigsten, wenn es um die Zukunft geht, ihr müsst aktiv mitentscheiden. Lasst uns gemeinsam überlegen, wie es weitergehen soll und kann.“
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