Gute Vorsätze werden nicht nur zum neuen Jahr gefasst. Michael Waschhof, Pastor in Wengern, findet das gut.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei“ singen die Närrinnen und Narren, und nicht nur der Karnevalsfreund weiß: Jetzt beginnt die Fastenzeit. Doch was bedeutet das eigentlich – Fasten? Ist es vielleicht mehr als der alljährliche Versuch, den Übergang vom Winterspeck zur Frühlingsrolle auf den Hüften zu vermeiden?
Das Fasten hat eine lange Tradition. Seit Jesu Tod erinnern sich Christinnen und Christen an die Leidenszeit Jesu und an sein Sterben. Sie bereiten sich auf die Osterzeit vor, wo der Auferstehung Jesu gedacht wird. Die Fastenzeit erstreckt sich von Aschermittwoch bis Karsamstag und dauert 40 Tage. Wer nachrechnet, bemerkt: Das mit den 40 Tagen kommt nicht ganz hin. Die Sonntage – als „kleine Osterfeste“ – sind ausgenommen.
In mittelalterlichen Zeiten wollte man den Himmel, den lieben Gott oder zumindest den Pfarrer gnädig stimmen, indem man enthaltsam lebte. Das hieß, keine Feste zu feiern, kein Fleisch zu essen, nichts falsch zu machen. Heute verstehen wir darunter eine große Freiheit: Wir dürfen selbst entscheiden, was wir fasten. Und dem Pfarrer zu gefallen, spielt (Gott sei Dank) dabei auch keine Rolle mehr.
So wurde die Fastenzeit zu einer bewussten Zeit der Einkehr, des Innehaltens und der Besinnung.
Die Evangelische Kirche Deutschlands bewirbt seit einigen Jahren die Aktion „7 Wochen Ohne“. Das klingt zunächst nach Verzicht, doch öffnet sie Jahr für Jahr den Raum zum Umdenken. Was möchte ich gern einmal anders machen? Was möchte ich sein lassen? In dieser Aktion unterstützen Internetseiten (www.7wochenohne.evangelisch.de) und Fastengruppen den Einzelnen. In diesem Jahr ist das Motto: „Sieben Wochen ohne Pessimismus“.
Darauf verzichte ich gern – und merke schon nach ein paar Tagen, wie schwer das eigentlich ist, nicht gleich Unwägbarkeiten und die Steine im Weg zu sehen.
Aber es macht Spaß, in die Zukunft zu blicken und die Zuversicht, den möglichen Erfolg und die Hoffnungen groß werden zu lassen in mir, in meinen Planungen und meinem Leben. Und vielleicht verändern mich diese sieben Wochen ja wieder ein klein wenig. Auf jeden Fall mache ich mich auf den Weg in dieser Fastenzeit. Und vielleicht, nur vielleicht gelingt das mit den purzelnden, Pfunden ja auch. Von den Hüften und der Seele.
Michael Waschhof ist Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in Wengern