Wetter. Das Seefest soll klimafreundlicher werden, fordern die Grünen. Ihre Vorschläge: kein Einweg-Geschirr und statt des Feuerwerks eine Lasershow.
„Wetter feiert klimabewusst!“ Dieses Motto wünschen sich die Grünen künftig für das jährliche Seefest. Denn bei dem großen Stadtfest entstehe sehr viel Müll durch Einweg-Geschirr, und das Feuerwerk sorge zudem für eine erhebliche Feinstaubbelastung. Deswegen stellten sie im Fachausschuss den Antrag, das Fest so zu organisieren, dass alle Anbieter auf Einweg-Geschirr verzichten können und das Feuerwerk durch eine Lasershow zu ersetzen. Das sorgte buchstäblich für reichlich Zündstoff. Am Ende einer intensiven Diskussion wurde die Entscheidung auf die nächste Sitzung des Fachausschusses vertagt. Aus nachvollziehbaren Gründen.
Zeltfestival Ruhr als Beispiel
Martin Treichel (Grüne) stellte zunächst die Idee eines klimaneutralen Stadtfestes ohne Plastikgeschirr und mit Lasershow statt Raketen vor. „Beim Zeltfestival Ruhr gibt es zum Beispiel schon seit Jahren kein Einweg-Geschirr mehr. Eine saubere und gute Lösung. Was in Bochum geht, muss auch in Wetter gehen“, argumentierte Treichel und verwies anschließend noch auf die erhebliche Feinstaubbelastung durch ein Feuerwerk. Eine Lasershow als klimafreundlichere Alternative sei bei einem Dortmunder Anbieter für eine Summe zwischen 2500 und 5000 Euro zu haben.
Zimmermann bringt Fakten mit
Udo Picksak (fraktionslos) regte an, über beide Punkte des Antrages getrennt abstimmen zu lassen, wobei er dem Verzicht auf Plastikgeschirr sofort zustimmen würde. Rainer Zimmermann von der städtischen Wirtschaftsförderung hatte den Politikern einige Fakten mitgebracht. Vorab: Für das Seefest 2020 sind noch nicht alle Anmeldungen zur Teilnahme eingegangen. Im vergangenen Jahr hatte es 22 Bewirtungsstände gegeben, zehn von Vereinen und zwölf von professionellen Anbietern. Es gebe zwar die Möglichkeit, mit einem Spülmobil und Mehrweg-Geschirr zu arbeiten, „aber das bedeutet auch eine personelle Verstärkung. Aus Sicht der Vereine ist das problematisch; denn die haben ja ohnehin kaum Leute“, so Zimmermann. Das Zeltfestival sei im übrigen mit dem Seefest nicht vergleichbar; denn dort gebe es fürs Mehrweggeschirr eine zentrale Anlaufstelle und ausschließlich professionelle Anbieter.
„Man muss die Leistungsfähigkeit unserer Vereine berücksichtigen“, so sein Appell. „Wenn alle Anmeldungen vorliegen, werden wir mit ihnen sprechen“, versicherte er. Immerhin solle in diesem Jahr ein Mehrweg-Becher-System für alkoholische Getränke verbindlich werden. „Da zahlt man einen Euro Pfand, die Becher sind stapelbar und hygienisch, und auch kleinere Stände können teilnehmen“, so der Wirtschaftsförderer.
Viele Fragen offen
Einen Kostenvergleich hatte er noch dabei: 4.000 bis 4.200 Euro koste das traditionelle Feuerwerk, das zudem von der Sparkasse gesponsert werde. Eine Lasershow der Firma Rost von gleicher Dauer und Qualität koste etwa 15.000 bis 20.000 Euro. Ein anderes Angebot bewege sich in ähnlicher Höhe.
Während Rainer Peitz (CSR) auf die Umweltbelastung durch Laserlicht hinwies („die graue Energie ist gewaltig“), setzte sich Elli Moormann (SPD) für den Erhalt des Feuerwerks ein: „Das ist eine Attraktion. Und es kommen sogar viele Leute aus Herdecke, Hagen und Witten, um es zu sehen.“ Peter Pierskalla (CDU) unterstrich, dass der Kontakt zu den Vereinen wichtig sei, „sonst verabschieden die sich nämlich“. Ob Laser oder Feuerwerk nun klimaschädlicher seien, das sei ihm nicht klar geworden.
Entscheidung vertagt
Zuletzt appellierte Bürgermeister Frank Hasenberg an das Gremium, nicht über die Köpfe der Vereine hinweg zu entscheiden: „Das müssen wir erst mit denen besprechen. Deswegen sollten wir heute keine Entscheidung treffen.“ Auch in Sachen Laser oder Feuerwerk plädierte er für eine Vertagung. Hasenberg: „Das Feuerwerk war immer der Höhepunkt für viele tausend Menschen. Es schließt das Seefest am Samstagabend ab; die Leute gehen nach Hause. Somit hat es auch eine ordnungspolitische Funktion. Ich glaube nicht, dass wir etwas Adäquates hinbekommen für diesen Preis.“ Besser sei es natürlich, alle bis dato gemachten Angaben zu verifizieren: „Aber wir sind keine Wissenschaftler, das können wir nicht leisten. Wir können die Angebote konkretisieren, mehr nicht.“
Bevor Karen Haltaufderheide (Grüne) sich schließlich mit dem Vertagen der Entscheidung einverstanden erklärte, holte sie sich bei Frank Hasenberg die Rückversicherung, dass es in der nächsten Sitzung des Fachausschusses noch nicht zu spät sei, den Weg zu einem klimafreundlicheren Seefest einzuschlagen.
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