Wetter. Woher komme ich? Wer sind meine Vorfahren? Im Stadtarchiv Wetter gibt es auf solche Fragen oft die passenden Antworten.
Wer bin ich und wo komme ich her? Von wem stamme ich ab? Wer genau sind meine Vorfahren? Und lassen sich meine Vorfahren vielleicht bis zu Karl dem Großen zurückverfolgen? Immer mehr Menschen schreiben ihre Familienchronik selbst.
Die aufwendig designten Stammbäume ihrer mehrbändigen Familienchronik recherchieren sie unter anderem im Stadtarchiv Wetter. Geschichten, die das Leben schreibt – Stephanie Pätzold und Bianka Sachs vom Stadtarchiv kennen sie alle und helfen gern.
Familienforschung als Trend
Sei es bei vagen Erinnerungen an die verstorbene Oma, verunfallte Angehörige, von denen die Familie nicht mehr viel weiß oder Fotos von Geschäften im damaligen Familienbesitz. Viele Menschen interessieren sich in dem Zusammenhang auch für die damaligen Werbeanzeigen und werden in den Zeitungsbänden von 1875 fündig. Manche entdecken bei der Recherche auch ein Foto des Elternhauses ihrer Ahnen. Doch dies ist Zufall. Schließlich muss jemand früher das Anliegen gehabt haben, genau die Straße zu fotografieren. Selbstverständlich ist dies nicht.
Endlich Antworten finden, lautet das Credo der Hobbyforscher. Fündig werden sie zum Beispiel in der Akte der Volkszählung von 1840 in Wetter: 269 Haushalte wurden damals gezählt. Da es damals noch keine Straßennamen gab (erst ab 1892 in Wetter), wurden die Häuser und ihre Bewohner eben direkt erfasst – inklusive ihrer dort lebenden Mägde, Lehrlinge, Tagelöhner und Gesellen. Sind in der Akte keine passenden Daten enthalten, widmet sich Sachs der Lektüre der Standesamt-Akten ab Oktober 1874.
Wer Daten vor diesem Datum sucht, könnte in den Kirchbüchern fündig werden. Diese befinden sich allerdings nicht im Stadtarchiv und sind Teil einer weiteren Recherche.
Weit mehr als ein Hobby
„Für manche Menschen ist Familienforschung allerdings weit mehr als ein Hobby“, beobachten Stephanie Pätzold und Bianka Sachs. „Manche entwickeln immensen Ehrgeiz und betrachten es als Sport und Lebensaufgabe. Ein echtes Anliegen. Schließlich stammen wir alle hier rein theoretisch von Karl-dem-Großen ab. Also geben einige Leute alles, ihre Ahnen bis zum Zeitalter Karl-des-Großen zurückzuverfolgen.“
Einfach ist dies allerdings nicht. „Vor allem, wenn man Wetter an der Ruhr mit Wetter in Hessen verwechselt“, lacht Pätzold. „Und sich dann wundert, dass wir hier keine Daten vorliegen haben.“
Auch in Herdecke Schriftstücke von Kirchenangelegenheiten bis zur Forstwirtschaft
Das Stadtarchiv Herdecke liegt an der Bahnhofstraße 5.
Der Aktenbestand beginnt mit dem Jahre 1739 und umfasst Schriftstücke der Stadt Herdecke, die alle Aspekte der Gemeindeverwaltung beinhalten.
Es geht um Wahlen, Personalangelegenheiten, Handel und Gewerbe, Schulen, Kirchenangelegenheiten, Personenstandswesen, Steuern, Bauangelegenheiten, Land- und Forstwirtschaft oder auch Polizeiangelegenheiten.
Geöffnet ist das Archiv donnerstags von 15 bis 18 Uhr. Terminvereinbarungen sind unter 02330/611271 möglich.
Beim Datenschutz ist allerdings Schluss. Personenbezogene Daten darf das Archiv erst zehn Jahre nach Tod der betroffenen Person herausgeben. Ist das Todesdatum unbekannt, so gilt die hundertjährige Frist. Hier sind auch Verwandtschaftsbeziehungen keine Ausnahme. In puncto Adoptionen ist das Stadtarchiv allerdings die falsche Adresse. Wer früher adoptiert wurde und seine leiblichen Eltern sucht, der muss sich an das zuständige Jugendamt wenden.
Aus Norwegen und Frankreich
Woher kommen die Menschen? Was sind das für Leute, die nach Personen suchen? Kommt drauf an. „Den weitesten Weg hat eine Person aus Norwegen auf sich genommen, die ihren Jahres-Urlaub genutzt hat, Familienforschung im Ruhrgebiet zu betreiben und noch lebende Verwandte zu besuchen. Diese Person erhielt Daten aus Wuppertal und Duisburg und kam dann auch zu uns nach Wetter. Auch Anfragen aus Frankreich haben wir erhalten.“ Wenige kommen direkt aus Wetter. Schließlich war die Gesellschaft auch vor ein paar hundert Jahren überraschend mobil, und so hatten die Menschen schon damals ihre Verwandten überall.
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So wurden vielleicht drei Kinder in Duisburg geboren und zwei in Wetter. Auch Rechtsanwälte nutzen den Service des Stadtarchivs unter anderem in puncto Erbschaftsangelegenheiten. Was über Selbstrecherche hinausgeht, rechnet das Stadtarchiv über die Gebührenordnung ab. Schließlich gilt es, die alten und handschriftlich geführten Bücher zu entziffern und ordentlich zu recherchieren. Während eine einfache Anfrage in fünf Minuten erledigt ist, kann ein umfangreicher Rechercheauftrag bis Fertigstellung durchaus zwei Wochen dauern. Ein PC-Programm gibt es auch im Jahre 2020 nicht.
Kuriose Fälle
Und das Resultat muss sich nicht immer mit den Erwartungen der anfragenden Familienforscher decken: „Naja“, lacht Sachs bei der Frage nach einem besonders kuriosen Fall. „Wir hatten da mal eine Anfrage einer sehr streng gläubigen Katholikin. Sie war natürlich sehr geschockt zu erfahren, dass ihre Vorfahren es mit der Monogamie in der Ehe nicht so genau nahmen, und ihre Familiengeschichte durchaus den Ehebruch aufwies. Damit muss man dann halt leben.“