Wetter. Bundesministerin Svenja Schulze diskutiert in Wetter mit Kammerpräsidenten, Landrat Olaf Schade, IG Metall und Ökonomen über die Zukunft.
Klimaschutz, Innovation und Infrastruktur – diese drei Themen bildeten die Grundlage der Podiumsdiskussion des ersten Industriegipfels des Ennepe-Ruhr-Kreises, zu dem auch die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Svenja Schulze, zur Demag nach Wetter gekommen war.
Vor welchen Herausforderungen steht die heimische Wirtschaft? Wie gut fühlen sich die Unternehmen für die Zukunft gewappnet und welche Erwartungen stellen sie an die Politik? Diesen Fragen wurde beim Industriegipfel auf den Grund gegangen. „Innovation und eine umweltfreundliche Produktion sind der Schlüssel, um in der Industrie Arbeitsplätze zu sichern“, meinte Bezirksleiter der IG Metall Knut Giesler.
Neuordnung der Finanzausstattung
Doch für Innovationen muss genügend Spielraum, auch aus finanzieller Sicht vorhanden sein. Senior Economist Dr. Christian Oberst vom Institut der Deutschen Wirtschaft forderte in diesem Zusammenhang mehr Unterstützung aus der Politik. „Wichtiger als jedes neue regionale Förderprogramm sind die Neuordnung der kommunalen Finanzausstattung und zielgerichtete kommunale Entschuldungsprogramme“, so Oberst. Hintergrund dieser Forderung ist, dass die Kommunen viel näher an den Firmen sitzen und die Bedürfnisse eher mitbekommen.
Während der Podiumsdiskussion wurde das Publikum im Saal mit einbezogen. Über das Handy konnten Fragen beantwortet werden. Die Umfrageergebnisse flossen direkt in die Diskussion ein, wie beispielsweise zu der Frage, für wie innovativ sich die Firmen selbst halten und was sie meinen, wie innovativ sie sein müssten, um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein. Die Unternehmen hielten sich für befriedigend bis ausreichend aufgestellt, waren aber der Meinung, dass noch einiges passieren müsse. Darauf Ralf Stoffels, Präsident der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen: „Diese Lücke ist da und wir stehen auch dazu. Sie ist die Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Wir sind auf dem Weg unterschiedlich aufgestellt. Es gibt kleinere Unternehmen, die das nicht allein stemmen können und da müssen wir unterstützen.“ Knut Giesler bekräftigte ihn. „Über 50 Prozent der Unternehmen sind auf diese Veränderungen nicht vorbereitet. Sicher haben wir sogenannte Hidden Champions, aber das sind nur wenige. Wir müssen immer Bedenken, dass 80 Prozent der Betriebe weniger als 900 Beschäftige haben“, so Giesler. Ein großer Diskussionspunkt neben der Innovation war auch der Klimaschutz. Dazu Stoffels: „Wenn die Klimabemühungen, die Energiekosten weiter in die Höhe treiben, sind wir international nicht wettbewerbsfähig.“
Doppelte Revolution
Bundesministerin Svenja Schulze stimmte ihm zum Teil zu. „Es muss sich rechnen, auf Strom umzusteigen. Wir haben eine doppelte Revolution vor uns: Digitalisierung und Klimawandel. Innovativer sein als andere ist eine technische und soziale Herausforderung. Wir wollen schließlich auch das Verhalten der Menschen ändern“, sagt sie und ist überzeugt: „Klimaschutz ist ein Innovationsmotor für unsere Industrie. Wenn es uns gelingt nachhaltige Produkte zu etablieren, können wir den Wirtschaftsstandort Deutschland langfristig sichern.“
Landrat Olaf Schade hatte bereits zu Beginn der Podiumsdiskussion die Bedeutung der Industrie für den EN-Kreis hervorgehoben: „Die moderne Industrie ist ein wichtiger Standortfaktor. Die Industrie ist in Bezug auf den Klimaschutz nicht nur ein Problem, sondern auch ein Teil der Lösung“, prophezeite er. Dazu, so SIHK-Präsident Ralf Stoffels, müsse die Wirtschaft bereit sein, zu investieren. Die Anpassungsgeschwindigkeit sei heute enorm, Flexibilität werde ständig gefordert. „Wir müssen uns auf diese Herausforderungen einstellen. Um damit Schritt halten zu können, müssen wir in die Aus- und Weiterbildung investieren“, so Stoffels. Bundesministerin Svenja Schulze fügte noch einen weiteren Aspekt hinzu: „Mit dem Klimaschutzpaket gibt es nun von unserer Seite verlässliche Rahmenbedingungen. Es investiert doch kein Unternehmen, wenn es nicht weiß, wo die Reise hingeht.“
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