Wetter. Ein halbes Jahr nach Amtsantritt spricht der Geschäftsführer des Stadtmarketings für Wetter über die Pläne für 2020 – und darüber hinaus.
Seit einem halben Jahr ist Thorsten Keim als Geschäftsführer des Stadtmarketings im Amt. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung, bei der der Vorsitzende Markus Drüke ebenso einstimmig im Amt bestätigt wurde wie Vorstandsmitglied Claudia Büchel, stellte Keim seine Pläne für das Jahr 2020 vor. Wir sprachen mit ihm über sein Verständnis vom Stadtmarketing und die verschiedenen Handlungsfelder.
Das Stadtmarketing ist für viele Menschen ein Begriff, der so nicht greifbar ist. Wie definieren Sie das Stadtmarketing?
Thorsten Keim: Ich verstehe das Stadtmarketing als Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Politik, Bürgerschaft, Vereinen und Verwaltung. Grundlage meiner Planungen für das kommende Jahr ist das von Elke Frauns erstellte Konzept, das die Basis für alle Aktivitäten im Zusammenhang mit der Neustrukturierung des Stadtmarketings bildet. Dieses fußt im Wesentlichen auf der Weiterentwicklung der fünf großen Säulen: Einzelhandel, Wirtschaft, Kultur, Veranstaltungen und Tourismus. Daneben gilt es natürlich, den Verein weiter zu stärken.
Wie soll das geschehen?
Dazu zählt die Werbung neuer Mitglieder, in der Folge ein höherer Etat und damit erweiterte Handlungsspielräume. Des weiteren wird die Akquise neuer Ehrenamtlicher intensiviert. Sie bilden das Kapital des Stadtmarketings. Wir können uns bereits über einen Neuzugang freuen, und mit einem weiteren Wanderführer werden wir uns bald erstmals treffen. Es gibt viele Ideen. Gleichzeitig ist es geboten, realistisch zu sein. Alle Wünsche werden nicht erfüllbar sein. Entweder, weil sie die organisatorischen Möglichkeiten, die personellen Ressourcen oder die zur Verfügung stehenden Mittel übersteigen.
Welche Handlungsfelder sehen Sie für das Jahr 2020 und eventuell auch darüber hinaus?
Zum einen ist da natürlich das City-Ortsteilmanagement zu nennen. Der Aufbau und die Pflege von Kontakten zu Handel, Dienstleistern, Gewerbe und Immobilieneigentümern wurde 2019 begonnen und wird in 2020 fortgeführt und vertieft. Im neuen Jahr ist als erstes stadtteilübergreifendes Projekt ein Wetter-Gutschein geplant.
Die Ortsteile haben aber selbstständige Werbegemeinschaften. Wie wollen Sie die zusammenbringen?
Eine erste Gesprächsrunde mit dem Gewerbering Volmarstein, der Werbegemeinschaft Wengern und dem Wetter-Wechsel hat bereits stattgefunden. Tenor: Wir wollen und müssen kooperieren, denn bei vielen Akteuren ist die „Personaldecke“ sehr dünn, so dass die Unterstützung durch das Stadtmarketing als Dienstleister dringend erforderlich ist. Wir können uns beispielsweise eine Unterstützung bei Plakatentwürfen, beim Verschicken von Einladungen und der Öffentlichkeitsarbeit vorstellen. Ein nächstes Treffen der Gruppen ist Anfang Januar geplant. Regelmäßige Zusammenkünfte alle drei Monate sind avisiert.
Viele Menschen beklagen, dass es zu viele Leerstände in der Stadt gibt. Wie kann das Stadtmarketing da Einfluss nehmen?
Das Stadtmarketing steht in stetigem Dialog mit der Wirtschaftsförderung und dem City-Management. Die Werbegemeinschaften sollen freiwerdende beziehungsweise leerstehende Ladenlokale melden. Das Stadtmarketing wird Kontakt mit betroffenen Hauseigentümern aufnehmen und etwaige Zwischennutzungen anbieten. Vorstellbar wären Präsentationen eigener Angebote und Merchandising-Produkte, Lesungen, Mini-Konzerte, Ausstellungen von Schulen und junger Künstler. Einen ersten Erfolg können wir auch schon verbuchen: Die Vermittlung neuer Räumlichkeiten für den Kunstverein artENreich in der Königstraße („Kunst auf der Kö“).
Welche Projekte haben Sie in Ihrem ersten halben Jahr im Amt schon umgesetzt?
Als erste Marketing-Maßnahme für den Handels- und Versorgungsstandort Wetter habe ich eine neue Willkommenskultur eingeführt. Zur Geschäftseröffnung, oft auch in Begleitung unseres Bürgermeisters Frank Hasenberg, heiße ich im Namen der Stadt Wetter und des Stadtmarketings die neu angesiedelten Händler oder Gastronomen willkommen und biete mich bei Problemen, Kritik oder Anregungen als Ansprechpartner an. Natürlich bin ich nicht der Alleskönner. Ich kann aber die Themen in die zuständigen Kanäle direkt weiter spielen.
Welche weiteren Pläne gibt es, die Sie schon angestoßen haben und 2020 fortführen wollen?
Auf der Agenda steht, in Koordination mit der Stadt, die Sponsoren- und Fördermittel-Akquise. Mit dem City-Management, der SIHK, der EN-Agentur und VITAL.NRW stehe ich dazu in engem Kontakt. Eine Idee, die ich indes perspektivisch sehe, ist eine Markthalle für Wetter. Dazu werde ich mit City-Manager Martin Pricken prüfen, ob jetzt oder absehbar eine Chance zur Realisierung besteht. Eine weitere Projektidee ist vor dem Hintergrund der alternden Bevölkerung ein Bringdienst für nicht mehr mobile Bürger.
Ein Höhepunkt des vergangenen Jahres war die Extraschicht in Wetter mit dem Jubiläum der Demag. Die Veranstaltung hatte weit über die Stadtgrenzen hinaus eine hohe Strahlkraft. Wie sieht es mit dem kulturellen Angebot 2020 aus?
Ein vielseitiges und hochwertiges Kulturangebot wirkt sich positiv auf die Wahrnehmung der Stadt Wetter bei Bürgerinnen und Bürgern sowie Gästen der Stadt Wetter aus. Womit wir beim Stadtsaal wären. Eine Location, die vor allem auch nach der Umgestaltung des Stadtsaal-Umfeldes in der Umgebung ein Alleinstellungsmerkmal besitzt. Wenn es darum geht, neue Ideen einzubringen oder Kooperationen einzugehen, habe ich deshalb der Lichtburg meine Hilfe angeboten. So organisiert die Lichtburg am Sonntag, 1. März , eine Hochzeitsmesse. Das Messe-Thema könnte auch um eine Handwerkermesse ausgebaut werden.
Aber es gibt in Wetter nicht nur den Stadtsaal...
Ich kann mir auch vorstellen den Harkortsee mehr einzubinden, etwa durch ein Open-Air-Kino in Zusammenarbeit mit Lichtburg und der Boje sowie Konzerte von klassisch bis populär. Eigene Veranstaltungen haben wir auch in petto, wie das Neujahrskonzert am 19. Januar und eine Matinee zu 25 Jahren Stadtmarketing. Außerdem beteiligen wir uns an der Geburtstagsfeier 50 Jahre Stadt Wetter, am Blaulichttag mit verkaufsoffenem Sonntag im April, am Oldtimertreffen mit verkaufsoffenem Sonntag im Juni, beim Seefest im August sowie beim Moonlight-Shopping im September.
Wie wollen Sie Wetter über die Stadtgrenzen hinaus bekannter machen? Welche Angebote sind da geplant?
Wir werden natürlich weiterhin ein Augenmerk auf den Kurzzeittourismus legen und unsere Stadtrundfahrten, Stadtrundgänge und Wanderungen fortführen beziehungsweise weiterentwickeln. Außerdem planen wir die Neuauflage des örtlichen Gastgeberverzeichnisses sowie die Beteiligung an der Erstellung eines Tourismus-Konzeptes für den EN-Kreis. Studien zeigen, dass der Schwerpunkt im Kreis auf einem Kurzzeitaufenthalt liegt. Alle Kreisstädte planen gemeinsam einen digitalen Reiseführer für EN mit Themen wie Genussüberblick, verborgene Orte und 99 Lieblingsorte. Außerdem ist mit NRW.Vital die Errichtung einer Schutzhütte für Wanderer in Esborn geplant sowie die Aktualisierung der Wegemarkierungen auf den vorhandenen Themen-Wanderwegen des Stadtmarketing.
Sie haben eingangs auch von der Verbindung von Wirtschaft und Stadtmarketing gesprochen. Wo sehen Sie da die Ansatzpunkte?
Den Schwerpunkt des Stadtmarketings sehe ich hier in den Bereichen Netzwerkbildung, Kommunikation sowie im Marketing für den Wirtschaftsstandort Wetter. In den zurückliegenden Wochen habe ich in Wetter mit dem Bürgermeister und dem Stadtmarketing-Vorsitzenden Markus Drüke viele der großen Unternehmen besucht und dort das Stadtmarketing und seine Arbeit thematisiert. Das Stadtmarketing für Wetter ist nicht zuletzt durch den Willen der großen Firmen vor Ort entstanden, und es ist richtig und wichtig, dass wir auch für und im Sinne der Unternehmen tätig werden. So nehme ich Bedarfe der Firmen auf und trage sie weiter.
Wo brennt es denn bei den Unternehmen? Was fehlt ihnen?
Eines der regelmäßig angesprochenen Themen ist das Fehlen eines Hotels auf repräsentativem Niveau. Für alle ein absolutes „must have“. Die Unternehmen benötigen dringend Bettenkapazitäten, Tagungs- und Seminarräume sowie ein Restaurant für Geschäftsessen. Unternehmertage wären dort ebenfalls eine Option. In diese Richtung gibt es derzeit erste konkrete Bemühungen. Bei aktuell sechs Gewerbegebieten und vielen weiteren Unternehmen in gewerblichen Siedlungsschwerpunkten sehe ich unsere Aufgabe unter anderem in der Netzwerkbildung und in Unternehmertreffen. Eines der erfolgreichen Produkte des Vereins ist zuletzt neu belebt worden: das Format „Zukunftswetter“.
Auch interessant