Herdecke. Dieter Lewe aus Herdecke war Fahrer bei der Hagener Straßenbahn und fährt auch im Ruhestand weiter Bus. Gewerkschaften findet er wichtig.

Bis 2001 war Busfahren sein Beruf. Seitdem ist es das Hobby von Dieter Lewe. Von den ersten Tagen an bei der Hagener Straßenbahn AG war er Mitglied der ÖTV. „Ich meine immer, eine starke Gewerkschaft muss sein in unserem Staat“, sagt der jung gebliebene Senior. Jetzt ist der Wahl-Herdecker für 50 Jahre Mitgliedschaft geehrt worden von Verdi, der großen Nachfolgegewerkschaft der starken ÖTV.

Busfahren, ja, das ist sein Ding. Als er 26 Jahre alt war, hat Dieter Lewe damit angefangen. Bei der Bundeswehr hatte der Beamtensohn den Führerschein gemacht. Sein Vater sah ihn bei der Post. Doch Dieter Lewe setzte sich durch und wurde Auto-Schlosser. Wie sich herausstellte, war das mehr ein Knochenjob als ein Traumberuf. Nach der Begegnung mit der Wirklichkeit sah Lewe sich „lieber drin im Bus statt drunter.“ Drei Jahre fuhr er im Wechseldienst, Sonntagsarbeit inbegriffen. Dann steuerte Dieter Lewe nur noch Schulbusse. Mit Wochenenddiensten war es schlagartig vorbei. „War eine geile Zeit“, erinnert sich der Gewerkschafts-Jubilar, der nun auch als Rentner noch Schulbusse steuert. Gerade erst hat eine Gesundheitsprüfung bestätigt, dass es weiter fit ist, heute für die Dienste von Hoffmann-Reisen in Wetter.

Erinnerung an „Dino-Busse“

Im Schrank seines Hauses „Am Rahmen“ in Herdecke steht ein blau-weißer Miniaturbus. Damals, bei seiner Verabschiedung, war das die offizielle Lackierung der Straßenbahn-Busse. „Das war eine schöne Zeit mit dem Gelenkbus“, erinnert er sich. Drei Jahrzehnte lang hat er die Dinos unter den Bussen gesteuert, an Bord Kinder auf dem Weg zur Schule, zum Bad oder auch mal zum Theater. „Die Kids nehmen einem die Kiste auseinander“, sagt er ohne Anflug von Zorn, „einmal fehlten gleich zwei Notfallhämmer“.

Gewerkschafter ist er bis heute. Dieter Lewe ist es wichtig, „organisiert zu sein in einer großen Familie“. Zum Familienfest hatte Verdi jetzt ins Hagener Bowling-Center eingeladen. Ob die Gewerkschaften in dem halben Jahrhundert seiner Zugehörigkeit mehr Einfluss gewonnen oder eher an Bedeutung verloren haben, kann Lewe nicht sagen. „Es ist eine andere Zeit“, stellt er fest, „heute wird mehr gestreikt als früher.“ Auch wenn das längst noch nicht so häufig geschieht wie im Nachbarland Frankreich: „Da laufen die für alles auf die Straße“.

Er selbst kann sich wenigstens noch an die großen Arbeitskämpfe erinnern. Der Erste war unter dem Vorsitzenden Heinz Kluncker. Zwei Wochen wurde gestreikt. Am Bahnhof war das Streikbüro. Ein knappes Jahrzehnt später fuhr wieder „kein Bus aus dem Depot raus“. Dieter Lewe hat mitgemacht, als Mitglied, aber nie als Funktionär. „Ich bin Gewerkschafter aus Überzeugung“, sagt er dennoch über sich selbst, „die Beiträge taten mir nie leid“.