Herdecke. Eigentlich war Ulla Biermann vom Brotkorb in Herdecke auf der Suche nach Menschen, die noch Unterstützung brauchen. Aber es kam anders.

Erstens kommt es anders als man zweitens denkt: „Ich war auf der Suche nach alten Leuten, die etwas brauchen“, sagt Ulla Biermann vom Herdecker Brotkorb über ihren Besuch bei der Altengemeinschaft in Ende. Die Senioren hörten zu, sahen sich aber keinesfalls als Empfänger. Der Besuch hat sich trotzdem gelohnt: Seit zwei Jahren wird seitdem einmal im Monat gesammelt: Geben ist den Alten lieber als Nehmen.

Wie definiert man, wer als Abnehmer im Brotkorb an der Herdecker Hauptstraße richtig aufgehoben ist? Heidi Fischer, Leiterin der Altengemeinschaft in Ende, denkt „an die, die ab dem 20. eines Monats kein Geld mehr haben“ und stellt erleichtert fest: „Unseren Senioren geht es zum Glück nicht so schlecht.“ Das Thema Brotkorb war trotzdem nicht gleich durch. „Es gab großes Interessen an dem Vortrag von Ulla Biermann“, berichtet Heidi Fischer – und im Nachgang ein großzügiges Angebot, das immer noch gilt.

Einmal im Monat wird jetzt bei den Montagstreffs der Senioren gesammelt. „Das sieht richtig schön aus, wie ein gedeckter Tisch“, sagt Erika Brieler über die vielen Gaben, die dann im Gemeindehaus zusammenkommen. Oft stammen die Sachen aus den Vorratskammern. Schließlich ist das ein Tipp vom Brotkorb: Auch privat lohnt sich das Nachschauen, was bald über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus ist. Und dann ab damit zu den fleißigen Händen, die für die Brotkorb-Kundschaft einmal in der Woche Körbe packen.

„Viele gehen aber auch extra für den Sammeltermin einkaufen“, ergänzt Heidi Fischer. „Manche packen ganz liebevoll ein Matchbox-Auto ein oder ein Kettchen“, sieht sie die Herzlichkeit im Schenken. Ihr Mann Heinz bringt dann die Gaben der Senioren dienstags beim Brotkorb vorbei, bevor sich dessen Türen am Mittwoch öffnen.

Nicht nur fürs Essen und Trinken

100 Körbe für Groß und Klein sind es in diesem Jahr am letzten Ausgabetag vor Weihnachten geworden. Die Gaben der Senioren machen jetzt die Tüten noch ein wenig praller. „Hier kommen Äpfel“, freut sich Irmingard Schewe-Gerigk über eine private Spende vom Ehepaar Kurbjuhn und macht Platz für die frisch angelieferten Kartons. Ganz schön was los hier bei der Vorbereitung auf den großen Run am nächsten Morgen. Heinz Fischer kennt das, aber für seine Frau und für Erika Brieler ist es der erste Besuch im Lager an der Hauptstraße, das auch die Ausgabestelle des Brotkorbs ist.

„Öl oder Milch ist immer gut“, sagt Ulla Biermann über besonders gefragte Lebensmittel. Auch Hygieneartikel werden immer wieder gebraucht, und so stapeln sich in einem Regal an der Wand Shampoos, Seifen und Zahncreme, Damenbinden und Rasierschaum. Reißenden Absatz finden zudem Cornflakes oder Nutella, „kurz gesagt alles, wo die Kinder scharf drauf sind, was die Eltern ihnen aber nicht kaufen“, sagt Ulla Biermann. Und auch für die Erwachsenen gibt es Dinge, die der eigene Geldbeutel zum Normalpreis sonst nicht hergibt: Kaffee zum Beispiel.

Tischlein-Deck-Dich wieder im Februar

„Auch Ihr müsst aufpassen, dass nichts abläuft“, sagt Erika Brieler. Sie hat das System verstanden: Geschäftsleute wie Privatpersonen geben vorrangig Lebensmittel, die immer noch gut, aber so kaum mehr verkaufbar sind. Und der Brotkorb sorgt dann für einen schnellen Umsatz bei kleinstem Preis.

Jetzt ist allerdings erst mal Pause. Die Feiertage liegen so, dass die Ausgabe zweimal entfällt. Und auch die Senioren der Altengemeinschaft setzen mit dem Sammeln erst einmal aus: Am 1. Montag im Februar soll sich das Tischlein wieder decken, bevor Heinz Fischer es abräumt und die Gaben ins Auto packt. Vielleicht werden es dann ja besonders viele sein. Schließlich haben Heidi Fischer und Erika Brieler jetzt mit eigenen Augen gesehen, was aus den Geschenken wird.

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