Herdecke. Nina Ziegler liebt ihre Heimatstadt Herdecke und ist mit der Maiwoche groß geworden. Da lag die Bewerbung zur Stiftsdame eigentlich ziemlich nahe.
Sie ist Heimatmensch und Vollblut-Herdeckerin. Sie ist mit der Maiwoche und der ehemaligen Stiftsdame Vera Schildheuer sowie dem einstigen Sackträger Hans-Georg Kollotzek groß geworden. „Die beiden habe ich immer schon in Verbindung mit Herdecke gebracht“, sagt Nina Ziegler. Nun ist sie selbst Stiftsdame der Stadt Herdecke. Die Lokalredaktion hat mit der 40-Jährigen über ihr neues Ehrenamt gesprochen.
Was hat Sie dazu bewogen, sich für das Amt der Stiftsdame zu bewerben?
Nina Ziegler: Es war eine ganz banale Situation. Ich saß mit meinem Mann auf der Couch, als er von der Suche nach der neuen Stiftsdame las. Er weiß, dass ich Herdeckerin durch und durch bin und fragte mich, ob das nichts für mich sei. Und tatsächlich bin ich mit der Maiwoche groß geworden. Früher waren die Herdecker vom ersten bis zum letzten Tag auf der Maiwoche, auch meine Eltern. Und wir als Kinder sprangen natürlich dort herum. Schon als Kind fand ich Vera Schildheuer ganz toll und war auch auf dem Abenteuerspielplatz, den sie gemeinsam mit Jupp Schmitz viele Jahre geleitet hat. Sie hat generell viel gemacht und war eine Stiftsdame zum Anfassen. Ich finde es schön, dass es diese beiden geschichtsträchtigen Figuren immer noch hier in Herdecke gibt. Als mein Mann sagte, meld du dich doch, habe ich erst gedacht, dass er es nicht ernst meint. Aber er meinte es ernst, und ich habe kurzentschlossen, ohne groß nachzudenken, eine E-Mail geschrieben und mich beworben.
Was passierte dann?
Es kam ziemlich schnell eine Rückmeldung aus dem Rathaus mit einer Einladung zu einem kurzen Bewerbungsgespräch mit einer kleinen Jury. Ich glaube, es gab zwei oder drei Mitbewerberinnen, aber schon eine Stunde später kam das Telefonat von der Bürgermeisterin, in dem sie mir mitteilte, dass die Wahl auf mich gefallen sei. Dann musste ich mich erst mal setzen und habe mich einfach nur tierisch gefreut. Meine Familie und Freunde waren von Anfang an überzeugt, dass sie mich nehmen und finden auch mich passend für diese Aufgabe. Nach der Veröffentlichung hat es dann noch mal viel positive Resonanz gegeben. Auch bei der Stadtverwaltung war die Freude offensichtlich groß darüber, dass es jemanden gibt, der das machen möchte.
Und dann musste ein Kostüm her...
Ja, genau. Das von der letzten Stiftsdame, Elke Bojarra, wollte ich nicht übernehmen. Ebenso wenig wie das von Vera Schildheuer, das es tatsächlich noch gibt. Ich habe dann nach einer Schneiderin gesucht, die so etwas auf Maß macht. Und bin nach langer Suche schließlich in Erkrath fündig geworden. Die Gewandmeisterin Bettina Lehmann hat das Kostüm dann nach meinen eigenen Vorstellungen geschneidert. Es war mir wichtig, etwas anderes zu tragen und dass ich mich wohl darin fühle. Nun habe ich ein langes, fliederfarbenes Kleid mit Unterrock und mittelalterlichem Rosengürtel aus Messing. Das Kleid hat variable Ärmel, so dass ich es zu jeder Jahreszeit tragen kann. Dazu gehört auch eine Haube mit Stickerei und einer Art Perlennetz. Sie ist noch in der Fertigung. Aber die Schneiderin weiß, dass sie spätestens bis zur Maiwoche fertig werden muss.
Wann und vor allem wie war Ihr erster öffentlicher Auftritt als Herdecker Stiftsdame?
Das war Ende November beim Neubürgerempfang, einer sehr schönen Veranstaltung im Ruhrfestsaal. Es gehört schon ein bisschen Überwindung dazu, aber ich habe mich dann auch vorgestellt und den Menschen kurz gesagt, was mich mit Herdecke verbindet.
Gibt es denn jetzt einen Terminkalender für die Stiftsdame?
Also es gibt zwar Pflichttermine, aber es ist und bleibt ja ein Ehrenamt. Pflichttermine sind zum Beispiel die Eröffnung der Maiwoche, der Sackträgerlauf und der Bürgerfrühschoppen. Der Neubürgerempfang ist jetzt hinzu gekommen, und demnächst werde ich wohl auch beim Winterzauber dabei sein. Und auf das Stadtfest in der Partnerstadt Blankenburg im Juni freue ich mich auch schon. Weitere Veranstaltungen und Termine sind denkbar, aber grundsätzlich kann man sich so einbringen, wie man mag.
Rücken wir die Maiwoche noch einmal in den Blickpunkt. Haben Sie wirklich noch nie eine Maiwoche verpasst?
Nein. Es wäre für mich grenzwertig, dann wegzufahren. Wobei Himmelfahrt ja ein Brückentag ist, und es sich in der Tat anbieten würde, für ein langes Wochenende wegzufahren. Aber das käme mir nicht in den Sinne. Meinem Mann übrigens auch nicht. Und für meine Kinder gilt das genau so.