Volmarstein. Ursula Sommer aus Wetter sammelt seit mehr als 30 Jahren die brummenden Bären. Sie hat viel Fachwissen und ganz seltene Exemplare.

Er muss mit tiefer Stimme brummen und mit Holzwolle gestopft sein. Dazu Filz an Händen und Füßen, bewegliche Arme und Beine. Und wenn er sie dann noch aus seinen braunschwarzen Knopfaugen aus Glas anschaut, dann ist es um Ursula Sommer geschehen. Zumindest war es so in den vergangenen 30 Jahren, seitdem sie Teddybären sammelt. 300 Exemplare hat die 67-Jährige in dieser Zeit auf Floh- und Antikmärkten erworben. Heute bevölkert ein großer Teil dieser Bärenfamilie das Zuhause der Rentnerin – auf Regalen, Sesseln und Schränken. Ein Besuch bei einer Frau, die ein großes Herz für kleine Stofftiere hat.

Feiner Teeduft erfüllt die gemütliche Wohnung von Ursula Sommer. Im Flur fällt der Blick auf einen kleinen zotteligen Gesellen auf dem Schränkchen. Im Wohnzimmer weiß das Auge nicht, wohin es zuerst schauen soll: Im Regal sitzt eine vierköpfige Bären(Rassel)Bande, auf dem Sekretär scheint ein pinkfarbenes Modebären-Modell mit lila Feder am Kopf zu tanzen, an der Wand hängt ein Ölbild mit Teddy-Motiv und an der Stehlampe eine Bären-Gespenst-Marionette. Im Zimmer nebenan: Bären-Treffen auf dem Sofa. „Ganz viele habe ich inzwischen aber schon in Kisten verpackt“, sagt Ursula Sommer und schmunzelt.

Der Kindheitsbär

Was der Auslöser für ihre unbändige Sammelleidenschaft war? „Es begann vor über über 30 Jahren, als ich nach einem Bären meiner Kindheit suchte. Das gestaltete sich schwierig, wie ich auf Flohmärkten schnell merkte. Denn ich wollte genau solch einen Bären, wie ich ihn als Kind in den 1950er Jahren einmal besessen hatte“, erzählt Ursula Sommer. „Als ich dann endlich den Bären gefunden hatte, der mein Herz erfreute, stellte ich fest, dass es ein Bär der Firma Herrmann war. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich längst über die Geschichte der Teddybären und ihrer Hersteller informiert. So kamen nach dem ersten viele weitere hinzu. Aus den 1950er Jahren stammt heute der Hauptbestandteil meiner Sammlung. Dazu kommen alte Exemplare, man könnte sie auch Vorkriegsbären nennen. Hinterher habe ich dann die der Firma Steiff gesammelt, die in den 70er und 80er Jahren viele limitierte Bären herausgebracht hat.“ Dann kamen die Schuco-Bären, die Grislys und andere. „Wenn man sich damit beschäftigt, erkennt man sofort, welcher Bär von welchem Hersteller ist“, so die Volmarsteinerin.

Aufgereihte Lieblinge 
Aufgereihte Lieblinge  © WP | Elisabeth Semme

Nachdem sie zunächst auf Flohmärkten unterwegs gewesen war, ging es irgendwann auf die Antikmärkte: „Denn irgendwann wird der Zustand der Bären wichtig. Bei alten Bären sollte möglichst alles original sein. Auch solche Markenzeichen wie der Knopf im Ohr.“ Auf die Antikmärkte folgte die Bärenbörse, und damit bevölkerten alsbald auch ausgefallene Künstlerbären das Zuhause von Ursula Sommer. „Auf den Bärenbörsen trifft man richtig arktophile Menschen. Es ist verrückt, wenn man erwachsene Männer mit Teddys im Arm sieht, die dort über die Börse laufen. Teddys zaubern einfach jedem ein Schmunzeln ins Gesicht.“ Was es sonst noch auf den Bärenbörsen gibt? „Bärenboutiquen für die Bekleidung“, sagt die Volmarsteinerin und schmunzelt. Zugegebenermaßen auch ein wenig über sich selbst und ihr Sammelfieber, das dazu führte, das sie heute über 300 Bären ihr eigen nennt. Darunter teilweise wertvolle Schätze, die sie alle mit Foto und Herkunft dokumentiert hat.

Jetzt aber ist Schluss, hat die Volmar­steinerin sich selbst ein Verbot weiterer Teddykäufe verordnet.

Trennung fällt schwer

„Ich sollte eher welche verkaufen“, meint sie. Nur den Hermann-Bären ihrer Kindheit, den werde sie nie abgeben. „Und meine Reisebären Loisl und Frau auch nicht. Sogar wenn ich einen Bären doppelt habe, tue ich mich schwer, einen abzugeben“, bekennt die 67-Jährige. Bären und Schildkrötpuppen seien eben das Spielzeug, das sie als kleines Mädchen ins Herz geschlossen habe. Dann fragt sie: „Kennen Sie das Lied von Peter Maffay ,Irgendwo tief in mir, bin ich ein Kind geblieben’?“ Und gibt damit eine ganz simple Erklärung, warum ihr Herz so sehr für die kleinen Bären schlägt.

Arktophilie ist ein Fachterminus für die Liebe zu Teddybären– bzw. Bären überhaupt – zusammengesetzt aus Arktos (griechisch: der Bär) und –philie (Wortendung, die in Zusammensetzungen Liebe und Leidenschaft bezeichnet). Liebhaber von Teddybären werden Arktophile genannt, das Eigenschaftswort ist arktophil. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.