Herdecke. Sie war Lehrerin aus Leidenschaft und wollte trotzdem noch mehr: Seit Januar ist sie selbstständig – als Künstler, Musikerin und Tierpädagogin.

Es gibt einen Satz, den Nic Koray aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen jedem Menschen mit auf den Weg geben würde: „Jeder Mensch braucht den Mut seinen eigenen Weg zu gehen und sich selbst treu zu sein.“ Sie selbst hat das schon beherzigt und ist daher seit Anfang des Jahres selbstständig – als Musikerin, Kinderbuchautorin und mit ihrem Begegnungshof HerzBerg Herdecke mit tiergestützter Intervention und Umweltpädagogik, wo sie regelmäßig Besuch von Schulklassen, Kindergartengruppen und anderen Einrichtungen erhält oder mobil mit den Tieren in die verschiedenen Einrichtungen fährt.

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Witten am 27.12.2018 - Nic Koray mit Hund Lena, ehemalige Lehrerin an der Blote-Vogel-Schule, macht sich mit tiergestützter Therapie selbstständig und wird mit verschiedenen Tieren im EN-Kreis in Kindergärten, Schulen, Kliniken, Wohngruppen, Senioreneinrichtungen zu den verschiedensten Themen unterwegs sein. Foto: Joachim Haenisch / Funke Foto Services
Von Annette Kreikenbohmund Elisabeth Semme

Die Geschichte von Nic Koray klingt ein wenig nach einem Abenteuer, ein wenig wie ein Märchen und ganz viel Traum. Geboren wird sie in der Türkei, wächst teils bei ihrem Vater auf einem Schiff, teils bei ihrer Mutter in Essen-Rüttenscheid auf. Zwei Welten, die unterschiedlichlicher nicht sein könnten. Ihr Vater, ein sehr gebildeter Schriftsteller, der mehrere Sprachen fließend spricht, handwerklich so begabt ist, dass er das Schiff selbst baut, auf dem er lebt, hat ihr Leben sehr geprägt.

Erste Schafbegegnungen an Land

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Bei ihm lernt sie die Natur lieben. „Wenn ich als Kind im Bauch des Schiffes gelegen und den Sternenhimmel gesehen habe, war das einfach toll“, erinnert sie sich. Doch auch die Landgänge waren bei ihr immer sehr beliebt. „Ich bin vom Schiff ins Wasser gesprungen und dann zum Land geschwommen“, berichtet sie. Dort gab es auch die ersten Begegnungen mit Ziegen und Schafen. Die Weite, die es bei ihrem Papa auf dem Schiff gab, hatte sie in Essen nicht. Trotzdem wusste sie auch das Stadtleben bestens für sich zu nutzen. „Ich habe als Kind schon immer gerne Musik gemacht und saß mit meiner Flöte im Hausflur“, erzählt sie und lacht. „Ich weiß noch, wie ich als Sechsjährige gesagt habe, dass ich mal Sängerin, Kinderbuchautorin, Bäuerin und Lehrerin werden will“, sagt Koray. Das alles hat sie verwirklicht.

Vorband der Cranberries

Nach ihrem Abitur begann sie zunächst mit dem Lehramtsstudium Englisch und Biologie in Essen. Nebenbei machte sie Musik mit ihrer Band. So kam es, dass sie Mitte der 90er-Jahre einen der ersten Auftritte in einem kleinen Lokal hatte und direkt entdeckt wurde. „Da kam nach dem Auftritt ein Mann auf uns zu und meinte, dass er unsere Musik mochte und uns buchen wollte – als Support für die Cranberries“, erinnert sich Koray. Und so kam es, dass die Gruppe die damals so erfolgreiche Band auf der Tour 1996/97 begleitete. „Das war damals ein Riesengeschenk. Wir waren fast ein Jahr unterwegs, im Radio und in den Zeitungen“, so Koray. Doch die Band löste sich auf.

Koray setzte ihr Lehramtsstudium konzentriert fort. Eine Entscheidung, die sie nie bereute. „Ich habe immer von ganzem Herzen unterrichtet. All die Dinge, die mir als Mensch wichtig sind, konnte ich an der Schule leben“, sagt sie. So arbeitete sie mit Schulhund und Schulschafen, lernte im Bereich Umweltpädagogik, gab weiterhin Konzerte, nahm Platten auf und schrieb Kinderbücher. Außerdem gründete sie ihre erste eigene Schafherde. „Schafe sind für mich die Lehrmeister für den Gemeinschaftssinn. Sie sind mehr als „Nutz“tiere, die die Weiden pflegen und uns Wolle schenken“, sagt Koray.

Während sie den Schülern die Achtsamkeit mit der Natur näher brachte, merkte sie, dass sie noch mehr wollte. „Mir ist in meinem Herzen klar geworden, dass mir die Schätze in der Natur und ihr Schutz so wichtig sind, dass ich noch intensiver damit arbeiten wollte“, sagt sie. Sie ließ sich ausbilden zur Fachkraft für tiergestützte Intervention. Fing an mit der Erhaltungszucht von gefährdeten Nutztierrassen.

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Anfang des Jahres dann der große Schritt. Nic Koray gab schweren Herzens den Lehrerberuf auf, warf die Sicherheit über Bord und wagte es, sich mit dem „mobilen“ Begegnungshof HerzBerg Herdecke selbstständig zu machen. Dort bietet sie nun Begegnungsraum unter freiem Himmel für Mensch, Tier und Natur an. Schafe, Hühner, Kleintiere, Katze Moira und natürlich Hündin Lana leben dort. Zudem ist sie auch mit den Tieren mobil unterwegs in die verschiedenen Einrichtungen und besucht etwa Seniorenheime mit den lustigen Hühnern-ein besonders begehrtes Angebot.

Drei aktuelle Alben

Des Weiteren hat sie drei aktuelle Alben, mit denen sie derzeit unterwegs ist. Wohnzimmerkonzerte, Pubs, Kirchen oder auch Festival – die Singer-/Songwriterin ist gefragt. Nicht zuletzt, weil ihre Lieder immer auch etwas Persönliches beinhalten, das ihr Publikum zu schätzen weiß. „Ich unterhalte mich immer gerne mit den Gäste in den Pausen oder nach dem Auftritt. Da sind viele bei, die selbst auch Musik machen. An eine junge Frau kann ich mich noch gut erinnern, die mir sagte, dass sie selbst auch gerne Songs schreiben würde, sich aber nicht so recht daran getraut habe. Ich habe sie ermuntert, es zu versuchen“, berichtet Koray.

Das dritte Standbein der Herdeckerin sind die Illustrationen von eigenen Geschichten und Kinderbüchern und Auftragsarbeiten. „Ich bin gerade dabei, zwei neue Charaktere zu entwickeln, Enna und Emerald. Ein Rabe und ein Mädchen, die befreundet sind und gemeinsam die Welt entdecken“, berichtet sie von ihrem neuen Projekt. Dieser kreative Prozess macht ihr viel Spaß und begleitet sie ebenfalls schon ein ganzes Leben lang.

Mut den eigenen Weg zu gehen

Auf die Frage, ob das alles nicht zu viel wird, lacht sie und schüttelt den Kopf. „Alles, was ich mache, mache ich mit Haut und Haaren“, sagt Koray, die verheiratet ist und drei Söhne hat. „Wir haben immer nur das jetzt und hier. Wir sind selbst verantwortlich dafür, die Möglichkeiten und die Schätze, in der riesigen Schatzkiste in der wir sitzen, zu sehen und sie wahrzunehmen“, sagt sie und ihre Augen glänzen. Sie hofft, dass ihr Beispiel vielen Menschen, egal auf welchem Lebensweg sie sich befinden, Mut macht, ihren eigenen Weg zu gehen.

Wer sich einen Einblick in die Tätigkeiten von Nic Koray verschaffen möchte, der kann dies auf den folgenden Internetseite tun: HerzBerg Herdecke: www.herzberg-herdecke.de; Musik: www.nickoray.de; Illustrationen: www.nickoray-illustration.de