Herdecke. Wilhelm Böllhoff gründete 1877 einen Eisenwarenhandel in Herdecke. Heute wird die Firma von der vierten Generation geleitet.
Auf der untersten Ebene, fast in der letzten Ecke des Friedhofs an der Zeppelinstraße, findet der Besucher das für Herdecker Verhältnisse wuchtige, ja monumentale Grabmal der Familie Wilhelm Böllhoff. Es hat die Form eines altrömischen Sarkophags und ist aus Muschelkalk gestaltet. Der ‚Deckel‘ des Sarkophags ist geschmückt mit christlichen Symbolen: Die griechischen Buchstaben Alpha und Omega, Zeichen für Anfang und Ende. Zwischen den beiden Zeichen befindet sich das Christusmonogramm aus den beiden übereinander geschriebenen griechischen Buchstaben X und P, den ersten beiden Buchstaben des Namens Christus. Das Grabmal wird ergänzt durch insgesamt fünf Sandsteinplatten zur Erinnerung an die verstorbenen Familienmitglieder.
Die älteste Tafel verweist auf Wilhelm Böllhoff, geboren am 17. Oktober 1848 und gestorben am 10. Oktober 1924. Die jüngste Tafel erinnert an Gisbert Böllhoff, geboren am 2. Dezember 1881, gestorben am 5. Dezember 1963.
Die Grabstätte Böllhoff ist für Herdecke nicht nur durch ihre besonders auffällige Gestaltung, sondern auch wegen ihres Bezugs zur Geschichte des 20. Jahrhunderts und den Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt besonders interessant. So finden sich hier Hinweise auf die beiden Weltkriege, die von Deutschland im letzten Jahrhundert ausgegangen sind.
Eine beeindruckende Dokumentation
Auf dem Grabmal selbst steht neben der Zuordnung „Familie Wilhelm Böllhoff“ als weitere Inschrift „Hugo Böllhoff Leutnant der Reserve Geboren 2. 7. 1887 Gefallen 14. 9. 1914 Ruht in Frankreich“. Hugo Böllhoff gehörte zu den ersten gefallenen Herdeckern im Ersten Weltkrieg. Im Stadtarchiv Herdecke wird ein Album verwahrt, in dem die Familie alle Kondolenzschreiben zum Tod ihres Sohnes gesammelt hat. Es ist eine beeindruckende Dokumentation der Anteilnahme des Herdecker Bürgertums am Soldatentod Hugo Böllhoffs.
Die Familie hatte 31 Jahre später ein weiteres Kriegsopfer zu beklagen. Maria Böllhoff, die Ehefrau von Gisbert Böllhoff, dem ältesten Bruder des gefallenen Hugos, starb an dem Tag, an dem für Herdecke der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. Sie wurde am 13. April 1945 im Keller ihres Wohnhauses an der Wetterstraße nach Granatenbeschuss der sich von Wetter nähernden amerikanischen Truppen verschüttet und starb noch am selben Tag. Sie war damit eine der letzten Herdecker Opfer des Zweiten Weltkriegs. Schon die Grabanlage der Familie Böllhoff macht deutlich, dass es sich um eine wirtschaftlich potente Familie handelte.
Die Eisenwarenhandlung der Böllhoffs
Am 6. Januar 1877 – angeblich bewusst am Dreikönigstag, in der Hoffnung auf ein gutes Geleit – hatte Wilhelm Böllhoff seine Eisenwarenhandlung in Herdecke gegründet und in den folgenden Jahren als Lieferant für Schmieden, Schlossereien und den Bergbau zielstrebig ausgebaut. Im Adressbuch für 1913 wird das Unternehmen als Eisenwaren-Großhandlung bezeichnet. Während der französischen Ruhrbesatzung 1923/24 sah man sich gezwungen, um die Geschäftsverbindungen weiterhin aufrecht erhalten zu können, in Bielefeld, das heißt außerhalb des besetzten Gebietes, eine Zweigstelle aufzumachen.
Da Gisbert Böllhoff zu diesem Zeitpunkt bereits die Leitung der Firma von dem Vater übernommen hatte, wurde dem zweitältesten Sohn, Josef Böllhoff, die Leitung der Zweigstelle übertragen. Aus der Bielefelder „Niederlassung“ wurde schließlich die Zentrale des Unternehmens. Die ‚Böllhoff-Gruppe‘ wird heute von der vierten Generation geleitet, ist in 24 Ländern auf allen Kontinenten vertreten und beschäftigt mehr als 3000 Menschen. Es ist nach wie vor ein Familienbetrieb. Auf ihrer Webseite wirbt das Unternehmen mit dem Satz: „Wir sind ein weltweit führender Hersteller und Großhändler von Verbindungselementen und Montagesystemen.“
Aufgrund der Einschränkungen der Beerdigungen auf dem unteren Teil des Friedhofs Zeppelinstraße wurden die letzten verstorbenen Mitglieder der Familie Böllhoff, die Eheleute Günther und Luitgard Böllhoff, nicht mehr in der Familiengruft, sondern auf einem anderen Teil des Friedhofs beerdigt.