Wengern. Es ist noch nichts entschieden, aber eine Tendenz war beim Info-Abend zum Feuerwehrgerätehaus spürbar. Das Dorfzentrum wird favorisiert.
Der Saal der Elbschehalle füllte sich am Mittwochabend rasch. Stühle wurden hinzugestellt. Vertreter der Feuerwehr, fast aller Ratsfraktionen und natürlich Wengeraner Bürger wollten sich über den Sachstand des Feuerwehrgerätehauses informieren.
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Bürgermeister Frank Hasenberg begrüßte die interessierten Bürger und machte direkt deutlich: „Dass das Gerätehaus so nicht weiter betrieben werden kann und ein neues her muss, ist die einzige Tatsache, die wir hier heute Abend haben.“ Es gebe noch keine favorisierte Lösung, nur zwei Vorschläge, die nach der Prüfung verschiedener Standorte übrig geblieben seien – am alten Standort im Dorfkern Wengerns und am Heringhäuser Feld. Hasenberg machte jedoch auch deutlich: „Die Politik muss eine Entscheidung treffen und zwar noch dieses Jahr.“ Die Dringlichkeit betonte auch Baufachbereichsleiterin Birgit Gräfen-Loer. „Wir müssen grundsätzlich, egal für welchen Standort sich der Rat letztlich entscheidet, ein Bebauungsplanverfahren einleiten. Das dauert mindestens ein Jahr. Erst danach kann mit dem Bau begonnen werden, also frühestens 2021“, rechnete sie vor.
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Um eine möglichst breite Informationsbasis herzustellen, hat die Stadt Machbarkeitsstudien für beide Orte erstellt. Auf dieser Grundlage basierten letztlich die Informationen mit allen Vor- und Nachteilen, die im Laufe des Abends erörtert wurden. Zunächst stellte Jürgen Vogt vom Architekturbüro Winkler & Partner das mögliche Konzept für ein Gerätehaus im Dorfkern vor. Zugrunde gelegt hat er dabei auch das Umfeld des Gerätehauses. „Es ist klar, dass wir hier kein neues Fachwerk bauen, aber es sollte sich optisch dennoch in den Charakter der Umgebung einfügen“, erläuterte er. Als er dann das Bild des Entwurfs an die Wand warf, ging ein erstauntes, aber durchaus wohlmeinendes Raunen durch den Saal.
Gerätehaus passt sich an
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Das Gerätehaus rückt ein wenig weiter als bisher von der Mauer zum Elbschebach weg, hat ein Erd-, Zwischen-, Ober- und aufgrund des Giebels ein Dachgeschoss. Um das Gebäude jedoch nicht klobig wirken zu lassen, würden die drei geplanten Garagen vorgesetzt. Große Fensterflächen, wie beispielsweise auch beim Garagentor lassen das Gebäude luftig wirken und bringen Licht in die Räume. Um die drei Garagen zu bauen und eine ausreichende Ausfahrt zu haben, müssten vier der momentan acht Parkplätze wegfallen. Drei davon könnten jedoch an der Seite der Trienendorfer Straße wieder zur Verfügung gestellt werden.
Im Gerätehaus selbst wären im Erdgeschoss separate Herren- und Damenumkleiden mit angeschlossenen Sanitäranlagen und einer Werkstatt geplant. Im Zwischengeschoss könnten Lagerfläche sowie ein kleiner Bereitschaftsraum entstehen. Das Lager könnte mit einem Gabelstapler befüllt werden, der von der Fahrzeughalle aus agiert. Im Obergeschoss wäre dann Platz für einen Schulungsraum, eine kleine Küche, weitere WCs, ein kleines Archiv und ein Büro. Im Dachgeschoss könnte dann die Technik untergebracht werden. Die Zugänge zum Gerätehaus würden von zwei Seiten möglich werden. Die Einsatzkräfte könnten von der Seite des Bachs schnell ins Haus. Von der Trienendorfer Straße aus würde mittels einer kleinen Rampe und einer Treppe sowohl die unterschiedliche Höhe ausgeglichen als auch der barrierefreie Zugang ermöglicht.
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Die Schwierigkeit des Standorts ist, dass die Grundstücksfläche mit rund 1160 Quadratmetern sehr begrenzt ist. Zudem müssten das alte Gerätehaus abgerissen und die Nachbargebäude abgefangen werden. Zudem ist eine Interimslösung für die Zeit des Neubaus erforderlich. Die Kosten für das gesamte Projekt inklusive der Planung und der Interimslösung würden sich auf 2,7 Millionen Euro belaufen.
Ein Feuerwehrgerätehaus am Heringshäuser würde wie das neue Gerätehaus in Esborn gebaut werden. Dort sei mit rund 8566 Quadratmetern genügend Platz vorhanden. Alle Anforderungen und Richtlinien seien gut umsetzbar und die Kosten würden sich auf 1,5 bis 1,7 Millionen Euro belaufen.
Erreichbarkeit im Ortskern besser
Nach der Vorstellung der beiden Standortmöglichkeiten ergriff Feuerwehrchef Ralf Tonetti das Wort und erläuterte, warum die Feuerwehr den Standort in der Ortsmitte bevorzugt. Die schnellere Erreichbarkeit der Wache seitens der Einsatzkräfte, die hauptsächlich im Ortskern Wengerns wohnen sowie die schnellere Erreichbarkeit des Einsatzortes von dort, sprächen dafür.
Die anschließenden Wortmeldungen aus dem Publikum unterstützten den Wunsch der Feuerwehr. „Das ist doch unsere Feuerwehr und wir müssen denen doch vertrauen, wenn sie sich für den Dorfkern aussprechen. Da ist das Heringhäuser Feld doch wohl selbstverständlich außen vor“, meinte beispielsweise Susanne Boltz. Christina Baumann wurde noch deutlicher: „Es kommt nicht auf die Menge der Vorteile der jeweiligen Standorte an, sondern die Gewichtung. Es ist mir egal, ob der Standort im Dorfkern eine Million teurer ist, es ist mir egal, ob da irgendwas unter Denkmalschutz steht oder ob da vielleicht Bäume gefällt werden müssen, das alles wiegt kein Menschenleben auf“, sagte sie in Bezug auf die acht Minuten, in denen die Feuerwehr am Einsatzort sein sollte und erntete dafür tosenden Applaus.
Hauptamtlich wäre teurer
Den Zeitfaktor hatte auch Roland Geisheimer im Blick. Er malte noch ein ganz anderes Szenario aus. „Wenn die acht Minuten nicht mehr eingehalten werden könnten, würde die Bezirksregierung uns eventuell die Ausnahmegenehmigung für die rein Freiwillige Feuerwehr entziehen. Und eine hauptamtliche Feuerwehr würde uns wesentlich mehr kosten als eine Million Euro.“
Weitere Fragen aus dem Publikum lauteten: „Was passiert, wenn es mal einen Unfall auf der Osterfelder Straße gibt? Dann kommen die Einsatzkräfte doch nicht mehr zum Heringhäuser Feld.“ „Was würde mit dem alten Gebäude der Feuerwehr passieren, wenn der Standort nicht gewählt wird?“ „Was wäre mit dem Feuerwehrfest, wenn die Feuerwehr zum Heringhäuser Feld wechselt?“
Wer beim Bürgerinformationsabend nicht dabei sein konnte, der hat am 12. November um 17 Uhr erneut die Möglichkeit, in der Elbschehalle Fragen zu stellen und sich zu informieren. Dann tagt der Stadtentwicklungs-, Wirtschaftsförderungs- und Bauausschuss. Wer sich im Vorfeld die Skizzen anschauen möchte, findet sie auf der Internetseite der Stadt.